Da stoppe ich über einige Statements von Obama. Es ist ja selten dass sich Politiker zur Raumfahrt äußern, noch seltener ist es dass sie es konkret tun. Nun hat das Obama getan. Er fordert, wenn ich das mal zusammenfassen soll:
- Das Space Shuttle war ein tolles Gefährt
- Die NASA soll nicht das gleiche machen was sie seit 30 Jahren tut. Sie soll in neue Technologien investieren um schneller wohin zu kommen und da länger zu bleiben.
- Endgültiges Ziel ist der Mars mit einem Asteroidenzwischenstop
- Die Privaten sind für den Erdorbit zuständig.
Nun ja fangen wir mal an: Wenn das Shuttle so was tolles ist, warum mustert man es dann aus? Zudem ist es ja was anderes als Apollo und gilt das immer das gleiche tun dann nicht auch für das Shuttle? (Hand auf Herz: bei wie vielen Shuttlemissionen können sie sagen was da gerade genau gemacht wurde, Herr Obama?)
Punkt 2 behandelte ich am Schluss ausführlich
Ich weiß nicht, warum nun alle von einem Asteroiden reden. Asteroiden nützen bei der Marserkundung gar nichts. Eher machen noch Landungen auf dem Mond einen Sinn. Wegen der geringen Schwerkraft kann man nicht auf ihnen landen. Ein Schritt eines Astronauten führt zu Hopsern über die Oberfläche. Astronauten können auch nicht auf ihnen arbeiten und leichter erreichbar als der Mars sind sie auch nicht. Ehrlich gesagt sind Asteroiden prädestiniert für eine unbemannte Erkundung. Und besonders interessant sind sie verglichen mit Mond und Mars ja auch nicht.
Wenn die privaten nun den ganzen Erdorbit abdecken soll. Was macht dann JETZT die NASA? Nichts? Betreiben dann auch die privaten dann bald die ISS und bauen sie aus? Also das was gerade aktuell in der bemannten Raumfahrt ansteht macht die NASA nicht, und irgend etwas was noch nicht mal geplant ist wird sie irgendwann mal machen? Habe ich das so richtig verstanden? Oh, ich habs, Herr Obama hat meine Blogs gelesen und baut gerade die NASA so um, dass sie nur noch unbemannte Raumfahrt betreibt…
Zuletzt noch was zu technologischen Durchbrüchen. Das grundsätzliche Problem ist, dass jede neue Technologie erst mal riskant ist. Wenn sie eingeführt ist und die Kinderkrankheiten beseitigt sind, dann ist sie sicher einer alten Technologie überlegen, aber eben erst dann. Und wenn ich das hehre Ziel habe, Leute irgendwohin schneller zu bringen und was neues zu machen was gäbe es da? Nukleare Antriebe, Ionenantriebe? Ein kleines bemanntes Shuttle (es darf ja nichts Apollo-like sein)? Also so ziemlich alles was mir da einfällt beinhaltet große Risiken. Nukleare Antriebe wurden noch im Weltraum getestet und was passiert bei einem Strahlenleck? Ionenantriebe funktionieren im kleinen, aber nicht in der Dimension für ein bemanntes Raumschiff (so Faktor 100 mal größer) und bei jedem Start in den Weltraum stellt sich immer die Frage – was passiert bei einem Fehlstart oder wie sicher ist das Gefährt wenn beim Wiedereintritt was schief geht.
Meiner Meinung nach schließen sich wegen dem Sicherheitsaspekt bemannte Raumfahrt und schnelle Durchbrüche in Technologien aus. Stattdessen wird auf Nummer Sicher gegangen, Dinge eingesetzt die schon unbemannt getestet wurden oder Stand der Technik sind etc. Und das ist ja nicht nur bei uns so, sondern auch bei den Russen oder salbet bei den unbemannten Transportern, damit da ja nichts passiert. Ich meine das ist ja nicht nur in der Raumfahrt so. Man schaue sich nur die Automobilindustrie an. Was gibt es da an tollen Technologien für das <1 l Auto? Gasturbine mit Schwungrad um Bremsenergie zu speichern und für höhere Brennstoffeffizienz, richtig stromlinienförmige Gehäuse, Leichtmetall- oder Kunststoffkarosserie um das Gewicht zu senken. Alles schon vor Jahrzehnten in Experimentalfahrzeugen gesehen. Was findet sich im Serienfahrzeug wieder?
Wenn es um technologische Durchbrüche gibt: Das war das Space Shuttle. Es erfüllt genau die Anforderungen von Obama. Es ist nicht das gleiche wir zur Apollo-Ära. Außer den USA habet keiner ein solches High-Tech Gefährt. Es ist progressiv und man kommt damit schneller in den Orbit – mit vier Shuttles konnten die USA bis zu zwölf Flüge pro Jahr durchführen. (Bedingt durch die ansteigenden Kosten für die Bodenmannschaften sind es in der Regel weniger). Aber es erreicht nur einen niedrigen Erdorbit, und der ist ja nun für die Privaten reserviert.
Das Grundproblem hat aber Obama nicht angesprochen. Kann die NASA es heute nicht mehr schnell und effizient machen? Nun unweigerlich hat die NASA heute viel mehr bürokratischen Oberbau. aber das Hauptproblem ist doch, dass man heute von ihr verlangt alles durchzuführen, ohne das die Mittel effektiv steigen. Deswegen dauert es so lange, deswegen ist Constellation gescheitert. Würde man sagen wie zur Apollo Ära: Okay, wir wollen in 8 Jahren zum Mond und steigern entsprechend den NASA Etat rasch an, dann bin ich überzeugt würden wir auch in 10 Jahren zum Mars fliegen. Und hier ist nicht die NASA, sondern die Politiker gefragt. Doch die denken mehr darüber das ihre Heimatbundesstaaten möglichst viele Jobs erhalten, auch wenn das heißt Programme am leben zu halten die keinen Sinn mehr machen. Gerade diskutiert der Kongress über eine 1,6 Milliarden Kürzung des NASA Budgets, dass dann auf das Niveau vor 2008 zurückfallen würde. Sieht so der Aufbruch zu neuen Welten aus?
Was in den letzten Jahren passierte, ist eine Demontage der NASA. Praktisch alle wichtigen Entscheidungen werden über die Raumfahrtagentur gefällt. Also erst mal soll sie zum Mond fliegen – ohne dass sie das Geld dafür bekommt. Dann soll sie die Shuttles ausmustern, gerade wo die NASA über Aufrüstoptionen für den Betrieb bis 2025 nachdachte und nun wird das Constellationprogramm, nachdem es ohne Geld nicht in die Füße kam, eingestellt, die NASA musste die Beförderung in den Erdorbit den Privaten überlassen und soll nun nur noch Technologieforschung betreiben.
Wozu brauchen die USA noch die NASA? Ja die Frage kann man ernsthaft stellen. Die Agentur wurde gegründet um die Raumfahrt aus den Klauen des Militärs zu reißen und alles zu koordinieren und Doppelentwicklungen zu vermeiden. Heute gibt es eine Raumfahrtindustrie, eigene Forschungszentren der NASA. Wenn es nun nur noch um Technologieforschung geht dann könnten die NASA Zentren diese natürlich auch ohne großen bürokratischen Überbau durchführen und die unbemannten Satelliten werden ja eh von der Industrie im Auftrag gebaut und die Instrumente stammen von Universitätsinstituten. ein kleiner Koordinierungsausschuss würde genügen, der über die Verteilung von Forschungsgeldern für einzelne unbemannte Projekte entscheidet.
Die NASA auflösen – genau das ist es nicht in den selben Kreisen sich zu drehen und nur noch Technologieforschung zu betreiben. Ob das Obama will?