Bernd Leitenbergers Blog

Mars 500

Nun ging also Mars 500 zu Ende und es war sowohl „Heute“ wie auch der Tagesschau und Tagesthemen einen längeren Bericht wert – ganz im Gegensatz zur unbemannten Kopplung der beiden chinesischen Raumschiffe, die ich persönlich als eine größere Leistung ansetze. Aber da ist eben kein Astronaut dabei und dann ist es uninteressant.

Viel wurde kommentiert, dass es erstaunlich war dass die Besatzung sich so gut vertrug (das war ja beim Vorläuferexperiment Mars 100 nicht der Fall). Aber ein Training für eine Marsmission? Ich meine eher nein. Nicht wegen der Dauer – eine Marsmission wäre wahrscheinlich etwa doppelt so lang. Es gibt zwar Möglichkeiten für Kurzzeitmissionen mit der Zeitdauer von Mars 500, aber sie sind energetisch aufwendig und 500 Tage Reise für einige Wochen auf dem Mars? Das lohnt kaum.

Der Hauptkritikpunkt den ich habe, ist dass trotz Enge das Facility noch erheblich zu groß für eine echte Marsmission ist. Das Innenvolumen beträgt 550 m³. Das der ISS 916 m³ bei 390 t Masse. Wenn man das Wohnvolumen nimmt, dann sind es mit 388 m³ sogar noch weniger. Ein typisches Modul wie Columbus hat rund 80 m³ Volumen und wiegt 20-30 t je nach Ausstattung. Da diese Mission praktisch die interplanetare Reise hin und zurück simuliert steht das Wohnvolumen also für die dort benutzte Behausung (diese wird je nach Missionsauslegung meistens nicht identisch mit der Wohnung sein die man auf dem Mars bezieht). Und eine so große Wohnung ist praktisch nicht transportierbar.

Nimmt man die konservativen Missionsvorschläge, dann wird diese Wohnung benutzt, um aus einer Erdumlaufbahn zum Mars zu fliegen (etwa 240 bis 270 Tage), dann dort in eine Umlaufbahn einzuschwenken. Dann verlässt die Besatzung diese Wohnung und bezieht auf der Oberfläche eine neue. Nach eineinhalb Jahren kehrt sie zurück, bezieht die Wohnung erneut und startet zurück zur Erde. Das bedeutet diese Wohnung muss zweimal aus einer Umlaufbahn beschleunigt werden, und einmal in eine Umlaufbahn abgebremst werden. Dafür braucht man enorm viel Treibstoff und daher wird man gerade hier sparen. Die Besatzung wird wahrscheinlich in einer sehr kleinen Anlage leben müssen. Es wird keine Experimente oder ähnliches geben, weil dies alles zusätzliches Gewicht darstellt. Bei einem energiesparenden Szenario (Start aus einer Erdumlaufbahn, Einschwenken in eine 24,6 Stundenbahn um den Mars, Verlassen dieser und Verzicht auf ein Einschwenken in eine Erdumlaufbahn), kommt auf 1 kg der Station 4 kg Treibstoff. Projektiert von der ISS würde Mars 500 Station beim Start in einer Erdumlaufbahn über 1170 t wiegen, und das ist ja nur ein Bestandteil des Marsprogramms.

Wenn man auf dem Mars landet (Mars-direct Szenario), dann wird es sogar noch bedeutsamer Gewicht zu sparen, denn nun muss man die Wohnung wieder von der Marsoberfläche in eine Umlaufbahn befördern, was eine noch höheren Treibstoffverbrauch bedeutet und damit das Gewicht das zulässig ist, noch stärker senkt. Es gibt ja von Zurbrin schon den Plan die ganze Reise in einer Dragonkapsel zu machen, das zeigt wie viel Platz inzwischen Planern den Astronauten zugestehen.

Wichtig ist, dass auch die physiologischen Belastungen zunehmen wenn das Volumen kleiner wird. Also wenn man testet, dann richtig. Was ich bisher gelesen habe geht von einem Volumen von 30 bis maximal 50 m³ pro Person aus, also dem was z.B. Saljut 6 bot, auf der es ja auch Langzeitaufenthalte gab.

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