Bernd Leitenbergers Blog

Ist Mineralwasser gesünder als Leitungswasser?

Das kommt auf das Wasser an. Es gibt sowohl für Mineralwasser wie auch Leitungswasser gesetzliche Vorschriften. Beide Vorschriften setzen Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stoffe wie Pestizide, Schwermetalle oder anderes. Hier sind einige Werte bei Leitungswasser sogar noch strenger als für Mineralwasser. Einige Hersteller werben damit, dass ihr Mineralwasser aus sehr alten Wasserschichten stammt, also durch den fehlenden Austausch mit dem Grundwasser frei von Rückständen sein soll. Das kann dann bedeuten, dass keine Pestizide enthalten sind, aber trotzdem kann das Wasser Schwermetalle gelöst haben. Doch sollte man diesen Punkt nicht überbewerten, da Wasser keine bedeutende Quelle für Schwermetalle und Pestizide ist. Diese findet man eher auf Pflanzen oder in Tieren, die Pflanzen verzehrt haben.

Für die Ernährung wichtig ist der Gehalt an zwei Mineralstoffen, das sind das Calcium und Magnesium. Im Leitungswasser ist ein zu hoher Gehalt an diesen Mineralien unerwünscht, da sie beim Erhitzen sich an den Leitungen als Kalk ablagern oder chemische Verbindungen mit waschaktiven Substanzen wie Seife oder Tensiden eingehen. Mit Seife gibt es z.B. die „Speckränder“ an Waschbecken und Badewannen. Trotzdem gibt es, wenn das Grundwasser reich an diesen Mineralien ist, durchaus Leitungswasser, das sehr mineralreich ist, z.B. im Allgäu oder das Landeswasser in Baden Württemberg durch die Kalkgesteine im Untergrund.

Mineralwasser musste bis vor wenigen Jahren nicht nur eine „ursprüngliche Reinheit“ aufweisen und durfte nicht verändert werden, sondern musste auch mineralreich sein. Diesen letzten Passus hat die EU-Gesetzgebung gekippt, sodass Mineralwasser aus Frankreich oder Italien bei uns im Handel sind, die nicht mineralstoffreich sind. Von Mineralwasser zu unterscheiden ist Quellwasser. Quellwasser ist Wasser aus unterirdischen Vorkommen, welches aber Verunreinigungen aufweisen kann. Es muss den Kriterien für Trinkwasser entsprechen. Eine physiologische Wirkung muss nicht gegeben sein. Wie Mineralwasser darf es nicht chemisch verändert werden.

Tafelwasser ist abgefülltes Wasser (kann auch Leitungswasser sein), es darf – anders als Quell- und Mineralwasser – mit Salzen versetzt werden. Insbesondere die überregional gehandelten Marken sind relativ mineralienarm. Dies zeigt folgende Tabelle:

Wasser Calcium Magnesium Fluor
Evian 78 mg/l 24 mg/l 0,02 mg/l
Vittel 91 mg/l 19 mg/l 0,14 mg/l
Volvic 11,5 mg/l 8 mg/l 0,20 mg/l
Apollinaris 94 mg/l 115 mg/l 0,68 mg/l
Aquarel 101 mg/l 22,7 mg/l 0,31 mg/l
Göppinger Mineralwasser 293 mg/l 93 mg/l 0,48 mg/l
Ensinger Mineralwasser 528 mg/l 124 mg/l 0,24 mg/l
Obernauer Löwensprudel 601 mg/l 82,7 mg/l 0,73 mg/l
Marius Quelle (lokale Billigmarke) 408 mg/l 85 mg/l
Landeswasser Baden-Württemberg 75,3 mg/l 10,6 mg/l 0,06 mg/l
Bodenseewasser 50,6 mg/l 7,71 mg/l 0,08 mg/l
Tagesbedarf 800 mg 300-350 mg 1,0 mg

Wer genau hinsieht, bemerkt, dass der Gehalt an Calcium und Magnesium der fünf großen Marken Evian, Vittel, Volvic, Apollinaris und Aquarell nicht höher liegt als der des Leitungswassers in Baden Württemberg. Gemessen am Tagesbedarf, müsste man mehr als 8 l Wasser trinken, um den Bedarf an Calcium zu decken und bei Magnesium sieht es teilweise noch schlechter aus. Daher kann man genauso gut Leitungswasser trinken, sofern man es „still“ mag, denn es enthält natürlich keine Kohlensäure. Wer auf Mineralstoffe Wert legt, sollte zu einem mineralstoffreichen Wasser greifen. Zwei Beispiele finden sich in dieser Tabelle. Mit diesen kann man dann auch einen signifikanten Anteil des Calcium- und Magnesiumbedarfs decken.

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