Ist Mineralwasser gesünder als Leitungswasser?
Das kommt auf das Wasser an. Es gibt sowohl für Mineralwasser wie auch Leitungswasser gesetzliche Vorschriften. Beide Vorschriften setzen Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stoffe wie Pestizide, Schwermetalle oder anderes. Hier sind einige Werte bei Leitungswasser sogar noch strenger als für Mineralwasser. Einige Hersteller werben damit, dass ihr Mineralwasser aus sehr alten Wasserschichten stammt, also durch den fehlenden Austausch mit dem Grundwasser frei von Rückständen sein soll. Das kann dann bedeuten, dass keine Pestizide enthalten sind, aber trotzdem kann das Wasser Schwermetalle gelöst haben. Doch sollte man diesen Punkt nicht überbewerten, da Wasser keine bedeutende Quelle für Schwermetalle und Pestizide ist. Diese findet man eher auf Pflanzen oder in Tieren, die Pflanzen verzehrt haben.
Für die Ernährung wichtig ist der Gehalt an zwei Mineralstoffen, das sind das Calcium und Magnesium. Im Leitungswasser ist ein zu hoher Gehalt an diesen Mineralien unerwünscht, da sie beim Erhitzen sich an den Leitungen als Kalk ablagern oder chemische Verbindungen mit waschaktiven Substanzen wie Seife oder Tensiden eingehen. Mit Seife gibt es z.B. die „Speckränder“ an Waschbecken und Badewannen. Trotzdem gibt es, wenn das Grundwasser reich an diesen Mineralien ist, durchaus Leitungswasser, das sehr mineralreich ist, z.B. im Allgäu oder das Landeswasser in Baden Württemberg durch die Kalkgesteine im Untergrund.
Mineralwasser musste bis vor wenigen Jahren nicht nur eine „ursprüngliche Reinheit“ aufweisen und durfte nicht verändert werden, sondern musste auch mineralreich sein. Diesen letzten Passus hat die EU-Gesetzgebung gekippt, sodass Mineralwasser aus Frankreich oder Italien bei uns im Handel sind, die nicht mineralstoffreich sind. Von Mineralwasser zu unterscheiden ist Quellwasser. Quellwasser ist Wasser aus unterirdischen Vorkommen, welches aber Verunreinigungen aufweisen kann. Es muss den Kriterien für Trinkwasser entsprechen. Eine physiologische Wirkung muss nicht gegeben sein. Wie Mineralwasser darf es nicht chemisch verändert werden.
Tafelwasser ist abgefülltes Wasser (kann auch Leitungswasser sein), es darf – anders als Quell- und Mineralwasser – mit Salzen versetzt werden. Insbesondere die überregional gehandelten Marken sind relativ mineralienarm. Dies zeigt folgende Tabelle:
Wasser | Calcium | Magnesium | Fluor |
---|---|---|---|
Evian | 78 mg/l | 24 mg/l | 0,02 mg/l |
Vittel | 91 mg/l | 19 mg/l | 0,14 mg/l |
Volvic | 11,5 mg/l | 8 mg/l | 0,20 mg/l |
Apollinaris | 94 mg/l | 115 mg/l | 0,68 mg/l |
Aquarel | 101 mg/l | 22,7 mg/l | 0,31 mg/l |
Göppinger Mineralwasser | 293 mg/l | 93 mg/l | 0,48 mg/l |
Ensinger Mineralwasser | 528 mg/l | 124 mg/l | 0,24 mg/l |
Obernauer Löwensprudel | 601 mg/l | 82,7 mg/l | 0,73 mg/l |
Marius Quelle (lokale Billigmarke) | 408 mg/l | 85 mg/l | – |
Landeswasser Baden-Württemberg | 75,3 mg/l | 10,6 mg/l | 0,06 mg/l |
Bodenseewasser | 50,6 mg/l | 7,71 mg/l | 0,08 mg/l |
Tagesbedarf | 800 mg | 300-350 mg | 1,0 mg |
Wer genau hinsieht, bemerkt, dass der Gehalt an Calcium und Magnesium der fünf großen Marken Evian, Vittel, Volvic, Apollinaris und Aquarell nicht höher liegt als der des Leitungswassers in Baden Württemberg. Gemessen am Tagesbedarf, müsste man mehr als 8 l Wasser trinken, um den Bedarf an Calcium zu decken und bei Magnesium sieht es teilweise noch schlechter aus. Daher kann man genauso gut Leitungswasser trinken, sofern man es „still“ mag, denn es enthält natürlich keine Kohlensäure. Wer auf Mineralstoffe Wert legt, sollte zu einem mineralstoffreichen Wasser greifen. Zwei Beispiele finden sich in dieser Tabelle. Mit diesen kann man dann auch einen signifikanten Anteil des Calcium- und Magnesiumbedarfs decken.
Für Dein Buch wirst Du diese Frage m.E. noch erheblich erweitern müssen. Denn die erwünschten Mineralien wie Calcium und Magnesium sind ja nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind unerwünschte Mineralien, wo allen voran Schwermetalle wie Blei und Uran zu nennen sind.
Blei kommt zwar i.d.R. nicht aus den Trinkwasserbrunnen ins Trinkwasser, kann aber aus Bleileitungen oder Messingarmaturen aus alten Hausinstallationen herausgelöst werden. Je „weicher“ das Wasser ist, je weniger sich also die Rohre mit Kalk zusetzen, desto größer ist diese Gefahr.
Uran im Trinkwasser ist in manchen Gegenden ein Problem. Es kann zwar recht gut durch Ionentauscher gefiltert werden, aber nicht jeder Wasserversorger leistet sich die nötigen Anlagen.
Bei vielen Mineralwässern ist Uran hingegen ein echtes Problem. Gerade besonders prestigereiche Wässer aus großer Tiefe sind stärker belastet, als den Verbrauchern lieb sein sollte.
Kai
Moin,
zudem kann im Ausland Leitungswasser mit Pech nicht trinkbar sein.
Manchmal kommt Salzwasser aus der Leitung, manchmal ist die Bakterienbelastung so hoch, dass besser keine Eiswürfel ins Getränk dürfen.
ciao,Michael
Ich habe auch schon mal „enteisent“ auf Mineralwasserflaschen gelesen. Vielleicht ist das ja auch für das Buch interessant, ob Eisen im Wasser gut oder schlecht ist und in welcher Form es überhaupt gelöst ist.
Wiso dürfen den dann keine Eiswürfel ins Wasser? Um die armen Bakterienkulturen nicht zu gefährden oder weshalb? Abkochen wäre doch sinnvoller.
Die giftigen Metalle sind Bestandteil einer eigenen Frage, die am 24.sten hier beantwortet wird. Danke für den Tipp mit dem Enteisen, dass nehme ich auch noch auf.
Moin Manuel,
weil keiner das Wasser abkocht, bevor daraus Eiswürfel gemacht werden.
In manchen Ländern kannste das Leitungswasser nur abgekocht trinken, ohne Dünnschiss zu bekommen.
ciao,Michael
Mineralwasser wird häufig in PET-Flaschen verkauft, was laut Frankfurter Studie nicht gerade zu einem gesunden Trinkkonsum beiträgt. Welches Wasser nun gesünder ist steht dennoch in den Sternen, da auch das deutsche Leitungswasser nicht frei von Schadstoffen ist. Interessante Artikel dazu gibt es auf http://www.trinkwasser-info.com.