Bernd Leitenbergers Blog

Mal wieder: SpaceX

Ach es gibt doch immer Neuigkeiten von meiner Lieblingsfirma SpaceX. Vor einem Monat konnte die Firma die Qualifikation ihres Merlin 1D vermelden, ja tatsächlich, drei Monate vor dem geplanten Jungfernflug. Und das Exemplar hat doch volle 1.970 s Brennzeit akkumuliert. Zeit das vielleicht mit einem zweiten Engine Upgrade zu vergleichen

Merlin 1D Vulcain 2
akkumulierte Testzeit 1.970 s 45.000 s
Tests 28 80
entsprechend x Flügen 1 83

Wir sehen recht zwanglos, warum bei SpaceX schon mal ab und an Triebwerke ausfallen (zweimal bei fünf Flügen der Falcon 9 bisher). Wenn man das Testprogramm auf ein Achtzigstel des üblichen reduziert kann das schon mal vorkommen.

Doch Spacex hat ja das probate Mittel: Nach dem fünften Flug mit einem Triebwerksausfall hat man einfach die Nutzlast reduziert. Von 16 auf 13,23 t in Leo und von 5,5 auf 4,85 t in GTO. Das kann trotzdem ins Auge gehen. Es gab bei 50 eingesetzten Merlin 1C auf der Falcon 9 v1.0 zwei Ausfälle, einen von jedem gesehenen bei Flug 4 und einen verheimlichten der erst bei einer Anhörung des NASA-Advisory Panels offengelegt wurde. Das ist eine Zuverlässigkeit von 96% pro Triebwerk. Das bedeutet auch, mit einer Wahrscheinlichkeit von 4% kann auch ein Zweitstufentriebwerk ausfallen und das wars dann…

Noch qualifiziert muss auch erst die Nutzlastverkleidung wird gerade noch qualifiziert. Kein Vergleich mit den Dinosauriern die nach der Qualifikation der Einzelkomponenten noch monatelang das Gesamtsystem und die Startabläufe testen. Hauptsache die Verkleidung ist einen Tag vor dem Abheben qualifiziert. das wird schon reichen.

Nun irgendwo muss man ja sparen, wenn man der billigste Anbieter sein will. Erstaunliches hört man auch von einer Anhörung, wie mir ´berichtet wurde: „we are so cost efficient, because we do not follow the trend like all others do. Why shall we pay 300§ for one solar cell, when we can get one from China for 50 cents“. Pikant weil Elon Musk ja Angst hat irgendetwas zum Patent anzuwenden, aus der Furcht China könnte es klauen. Ja bei SpaxceX machen sie so enorm innovative Produkte, die sind patentwürdig. Noch lustiger ist ja, dass eine seiner Firmen Solar City ist. Was meint ihr stellt Solar City her? Richtig Solarzellen. Also ich fasse zusammen: die von einer anderen Elon Musk Firma produzierten Solarzellen sind schlechter für die Dragon geeignet als chinesische aus der Billigproduktion. Hmmm, warum machst Du den Laden nicht gleich zu und verkaufst einfach chinesische Solarzellen unter dem Label „Solar City“?

Dann weiss man nun was die wiederverwendbare Falcon 9 kosten wird. 40 Millionen bei 5 t LEO und 2,3 t GTO Nutzlast. Auch wenn die Nutzlasten nicht ganz zusammenpassen (eher schätze ich 1,6 bis 1,7 t GTO Nutzlast), ist eines klar – Mutter Natur rächt sich. Man kann sich sehr lange belügen, eine große Menge kritikloser Jünger noch länger, aber nicht die Physik. Wie ich schon mal als das Konzept vorgestellt wurde, vorrechnete, kostet es enorm viel Nutzlast nur die erste Stufe zu bergen. Elon Musk hat ja kürzlich von 50% gesprochen und nun ist es noch mehr, rund 63% aber die Ksten sinken nur um 26%, kein Wunder mehr als vier volle Betriebszeiten überlebt kein Merlin wie man in obigem Bericht nachliest. Zieht man einige Tests vor jedem Start ab, so wird man jede Stufe maximal dreimal, eher nur zweimal verwenden können.

Trotzdem erscheint es wenig, stecken doch in der ersten Stufe 9/10 der Triebwerke und 80% der Masse. Aber Elon Musk wird ja als Langzeitziel die Startkosten um den faktor 100 drücken, da dürfen sie sich gerne mal temporär pro Kilogramm verdoppeln….

Für GTO Transporte ist die Rakete zu klein, bleiben noch eine bis maximal zwei wissenschaftliche Nutzlasten der NASA oder des DoD in diesem Nutzlastsegment pro Jahr. Ja dafür lohnt es sich so was zu entwickeln.

Ob dir Rechnung aufgibt? Man darf Zweifel haben. ILS hat im letzten Jahr nach einigen Fehlstarts nur 4 der 22 im letzten Jahr ausgeschriebenen GTO Transporte erhalten. Der Grund: das mangelnde Vertrauen iin die proton oder ILS dass sie Probleme im Trägersystem dauerhaft lösen können. Das ist ein Unterschied zu Arianespace wo ja auch beide Jungfernflüge der neuen Versionen scheiterten: aber danach wurden die Probleme gelöst, Ariane 5 hat nun schon 54 fehlerfreie Starts in Folge, der Rekord bei SpaceX liegt übrigens bei zwei. Wie die Triebwerksaufälle und Nutzlastreduktion zeigen, rechnen sie ja mit einer miserablen Zuverlässigkeit. Mal sehen ob die Kunden das mitmachen,

Arianespace auf das Elon Musk ja so schimpft muss sich nicht sorgen. Von den 18 Abschlüssen entfielen nur vier auf SpaceX, aber 14 auf Arianespace. Tja wie schon ILS zeigt: Zuverlässigkeit kann man nicht mit niedrigen Preisen ausgleichen, zumindest nicht solange Versicherungsprämien dann so ansteigen dass sie jede Einsparung zunichte machen. Bei einem normalen Start macht dieser ja nur etwa ein Viertel der Gesamtprojektkosten aus. Spart man von diesem Viertel dann ein Drittel, so sind das 8% der Gesamtsumme. Mit 5% höheren Versicherungsprämien sind dann aber nur noch 3% übrig und man hat Gewinnausfälle die von der Versicherung nicht abgedeckt werden, wenn der Start nicht gelingt.

Das der Jungfernflug schon wieder nach hinten verschoben ist (vom März vom Mai jetzt in den Juli) ist dann nur noch eine Randnotiz.

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