Bernd Leitenbergers Blog

Sveriges Riksbanks pris 2013

Moin,

während beim Friedensnobelpreis 2009 oder 2011 schon für den Laien erkennbar ist, dass dies ein politischer Gefälligkeitspreis ohne Substanz ist, ist dies beim selbst ernannten Wirtschaftsnobelpreis nur für Eingeweihte möglich.

Daher mag ich mal den aktuellen Reichsbankpreis auseinander nehmen:

Der diesjährige Preis geht an Eugene Fama, Lars Peter Hansen, und Robert J. Shiller für ihre „empirische“ Analyse von Anlangenpreisen. Das Wort empirisch legt eine wissenschaftliche Arbeit nahe, doch dem ist leider nicht so.

Derzeit ist dies die dominante Theorie der Finanzökonomie, die in den 80ern und 90er Jahren zu einer Deregulierung der Finanzmärkte, und in deren Folge zur Bankenkrise, Eurokrise, und der Austeritätspolitik geführt hat, an der Europa leidet. Leider ist sie völlig haltloses Wunschdenken.

Diese Theorie fußt auf den Ideen der effizienten Markthypothese (EMH) und der optimalen Sicherheitspreistheorie (OPT). Beide beruhen auf unrealistischen Annahmen, die jeder durchschaut, der nicht vom der Mainstream Volkswirtschaftslehre indoktriniert ist.

Die EMH behauptet, dass jede Information zur Bestimmung des Preises von Sicherheiten allen Marktteilnehmern bekannt ist. Für längerfristige Anlagen müssten nicht nur der derzeitige Cashflow, sondern auch der zukünftige Markt bekannt sein. Dies ist jedoch unmöglich, so lange noch keine Zeitmaschine erfunden wurde.

Diese Annahme wird dann in das Kapital Anlagen Preis Modell (CAPM) übertragen, bei dem die Marktteilnehmer Risiken und Ertrag der Anlagen gegeneinander abwägen. Marktpreise von Anlagen sollten demnach selbstständig zu einem Gleichgewicht führen (OPT). Jeder der sich schon mal die quasi zufälligen Bewegungen auf dem Aktienmarkt oder Währungsmarkt angeschaut hat, sieht sofort dass von einem Gleichgewicht keine Rede sein kann. Das CAPM hat zudem noch weitere völlig unrealistische Annahmen, z.b. das alle Marktteilnehmer das selbe Portfolio haben, niemand gegen Sicherheiten wettet, und niemand pleite geht.

Jeder der bei klarem Verstand ist, sollte demnach eine Theorie die auf solch unhaltbaren Prämissen beruht in die Rundablage befördern, nicht jedoch die Reichsbank. Der Grund ist, dass der sogenannte Positivismus von Friedman inzwischen zum Glaubensbekenntnis der neoliberalen Wirtschaftswissenschaften geworden ist, die besagt dass der Realismus von Annahmen unwichtig ist, um daraus Theorien zu entwickeln, wenn die Vorhersagen der Theorie durch Computersimulationen nachvollziehbar sind.

Aber wenn von völlig falschen Annahmen ausgegangen wird, um dann mit Logik auf Hypothesen zu schließen, so können diese niemals ein Abbild der Realität bieten. Shit in, Shit out!

Wirtschaftswissenschaftliche Computertests können höchstens andeuten, jedoch nicht beweisen, ob eine Theorie richtig ist. Mit heutigen Computermethoden ist es möglich Millionen von Tests für eine Hypothese zu machen. Jeder dieser Test kann beliebige Datenquellen, Zeitintervalle, empirische Methoden zum Messen von Variablen, Funktionen, und Verzögerungen beinhalten. Zum Beispiel können die Erwartungen von Investoren über den zukünftigen Cashflow eines Unternehmens von beliebigen Annahmen abhängen. Mit dieser Methode kann jede Hypothese „bewiesen“ werden, wenn ich nur lang genug an den Parametern des Computermodells drehe. Daher können immer alle Seiten einer Debatte Evidenz für ihre Theorien beanspruchen.

Leider lassen sich positivistische Theorien nicht durch die Realität falsifizieren. Stattdessen ist es üblich dann einfach weitere Computertests mit alternativen Spezifikationen und Parametern durchzuführen, um wieder auf das reale Ergebnis zu kommen. Im Nachhinein lässt sich damit alles vorhersagen.

Keynes und Minsky haben den Aktienmarkt realistischer als Spielbank bezeichnet. Möglicherweise haben sie deswegen nie einen Reichsbankpreis bekommen.

ciao,Michael

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