Bernd Leitenbergers Blog

Spekulationen um die NRO Nutzlast für die SLS

Dank einer kleinen Randnotiz kochen derzeit im Nasaspaceflight.com die Spekulationen hoch: Die NASA hat nebenbei bei der Presskonferenz zur Orb-1 Mission eine Anfrage der NRO bestätigt. Diese hat inoffiziell nachgefragt, ob beim zweiten SLS Testflug eine NRO-Nutzlast befördert wird. Es gäbe eine Anfrage, aber zu dem Zeitpunkt sei weder eine Entscheidung getroffen, noch wäre überhaupt bekannt was die NRO konkret transportieren will.

Spekuliert wird nun  was es sein könnte. eine große Mehrheit für einen ELINT Satelliten. Das sind Satelliten die Funksignale abhören. Sie brauchen relativ große Antennen, wenn sie leistungsschwache Signale abhören sollen. Die heutigen können aus dem GEO global den Funkverkehr größerer Sender (Reichweite über 100 km) abhören. Im niedrigen Erdorbit können Satelliten auch leistungsstarke mobile Sender abhören, so wurden früher die Funktelefone der Bonzen der KPDSU abgehört. Was beide Typen nicht können, sind Handys abhören, über die heute der Großteil der Kommunikation verläuft. Ihre Sender sind zu leistungsschwach. Nicht jeder Regierungschef tut der NSA den Gefallen, sich so einfach abzuhören wie Merkel. Die NSA dürfte sicher an Kims Telefonaten genauso interessiert sein wie an denen führender Politiker in anderen Ländern. Dazu kommen die Terroristen, die nun sicher, nachdem die Abhörung des Internets durch die NSA bekannt wurde auf Handys ausweichen werden.

Mit der hohen Nutzlast der SLS und der geräumigen Butzlastverkleidung wäre es möglich ELINT Satelliten im GEO-Orbit zu platzieren die die Signale bestimmter Regionen abhören können. Sicher eine verlockende Vision für die NSA.

Doch ich tippe mehr auf eine Idee, von der man weis, das die NSA sie schon lange verfolgt: die Erdbeobachtung aus dem GEO. Seit dem kalten Krieg ist es weniger wichtig, Flugzeuge zu zählen, sondern Terroristen zu suchen und zu verfolgen. Damit rückt der Aspekt Echtzeitüberwachung in den Fokus. Das hat schon dazu geführt, dass die NRO weniger Satelliten selbst startet und vermehrt Aufnahmen von Dienstleistern kauft, weil diese größere Gebiete in niedrigerer Auflösung abbilden und man mit dem Budget so eine bessere globale Abdeckung erhält. Der Übergang vom SSO in den GEO erlaubt die kontinuierliche Abdeckung, aber für den Preis, das die Auflösung um den Faktor 60 sinkt. Als Lösung hat man schon mal an aufblasbare riesige Linsen gedacht, doch erwiesen sich diese als technisch nicht umsetzbar. Die Fortschritte in der Interferometrie ermöglichen heute eine andere Lösung: Die Kopplung zweier Teleskope als Interferometer. Beim VLT wird diese Technik seit einem Jahrzehnt erprobt und es gibt mittlerweile Bilder mit Millibogensekunden Auflösung – also der eines 130 m Teleskops, obwohl jeder Spiegel nur 8 m Durchmesser hat. Auf der Erde ist durch die Atmosphären Störungen so nur ein kleiner Bereich scharf abbildbar. Im Weltall fallen diese weg und man müsste auch größere Gebiete fotografieren können. Man weiß, das die NRO noch einige Teleskope mit 2,4 m Durchmesser in Petto hat, da sie zwei davon der NASA schenkte. Jedes wiegt 8 t, die erste SLS Version mit 70 t LEO Nutzlast müsste zwei dieser Teleskope transportieren können, miteinander verbunden in 180 m Abstand würden sie aufnahmen mit 1 m Auflösung erlauben.

Beschränkend ist heute noch der Rechenaufwand., Für das ALMA Interferometer, das mit 51 Radioantennen arbeitet wurde von der ESO ein Supercomputer entwickelt, der 17 Teraflops leistet. Bei zwei Teleskopen wäre mit einem geringeren Rechenaufwand zu rechnen. Trotzdem müssten die Daten an Bord verarbeitet werden, da eine Übertragung der Daten aufgrund ihres Volumens nicht möglich ist – dafür sind es zu viele. Wahrscheinlich rechnet die NRO damit, dass bis 2019 der zweite Testflug ansteht, man die Rechenleistung an Bord unterbringen kann, oder man entwickelt spezielle ASIC, die die Verarbeitung als einzige Funktion ganz schnell ausführen können. Prinzipiell ist die Auflösung so nicht begrenzt, oberhalb einer Distanz oberhalb von wenigen Hundert Meter wird man von starren Strukturen auf einem geregelten Abstand mittels exakter Abstandsvermessung ausweichen. Die LISA Pathfinder Mission setzt diese Technologie ein. Allerdings im freien Weltraum, ohne die Störungen durch die Erdgravitationskraft.

Eine zweite Lösung ist es die Datenmenge begrenzen, indem man sich auf kleine Gebiete beschränkt, wenn der Aufenthaltsort eines Terroristen ungefähr bekannt ist, dann reicht es diese Region zu überwachen. Mit Sicherheit wird die SLS ganz neue Möglichkeiten für die NRO und NSA eröffnen.

Die mobile Version verlassen