Eine Eigenheit von mir ist, das ich nichts körperlich tun kann ohne nachzudenken. Da ich dreimal in der Woche Schwimmen gehe, habe ich so 5-6 Stunden über verschiedene Dinge nachzudenken oder vielmehr Dinge durchzudenken oder auszudenken. Ein guter Teil meiner Aufsätze der „Münchhausen Kolumne“ entsteht auf diese Weise. Als ich zum Aufsatz Ich bin ein Star holt mich hier raus nachsah, ob man die Teilnehmer als B- oder C-Promis bezeichnen sollte, sah ich das es da kein System gibt, wann jemand ein B- oder gar C-Promi ist. Also dachte ich während des Samstagschwimmens drüber nach und raus kam ein neuer Aufsatz mit dem Leitenbergschen Prominenzklassifikationsverfahren. (Es ist in der Wissenschaft gute Tradition dass man eine Entdeckung nach dem Entdecker benennt, warum sollte man das nicht übertragen?).
Als ich über Beispiele nachdachte, fiel mir auf, das zahlreiche Sendungen eigentlich nur den Sinn haben D-Promis zu generieren. Nach meinem Klassifikationsverfahren ist ein D-Promi ein Normalbürger der prominent sein will, es aber nicht ist und Prominenz nur durch zahlreiche Medienauftritte erlangt. Eine Sendung die D-Promis generiert, ist eine, die häufig gesehen wird, aber nachdem die Sendung gesehen wurde, ist es auch schon aus mit der Berühmtheit. Das unterscheidet sie zumindest marginal von Sendungen, die als Ziel haben einen C-Promi zu generieren. Ein C-Promi ist nach meiner Klassifikation eine Person die einen zumindest kurzzeitigen öffentlichkeitswirksamen Erfolg durch eigene Leistung hervorbringen kann wie Gewinner von DSDS, bei denen zumindest die erste Single auch gekauft wird.. Das könnte man von DSDS sagen, wobei der Trend bei der Sendung auch dahin geht, das selbst die Gewinner nur D-Promi Niveau erreichen.
Ein Paradebeispiel ist der Bachelor. Ich kannte den bisher nur von einer Persiflage von Kalkhofe. diesmal habe ich mir die ersten zwei Folgen angeschaut und tatsächlich, das ist so schlimm wie es die Ausschnitte von Kalkofe schon andeuten. Also für alle die diese Männerphantasien notgeier RTL Redakteure noch nicht gesehen haben: Der „Bachelor“ will sich (angeblich) verlieben und da werden etwa zwei Dutzend attraktive Frauen gecastet die sich ihm vorstellen (sie kennen sich vorher nicht). Bei jeder Runde schmeißt er einige raus, die ersten noch am ersten Abend. Damit es Zoff gibt, teilen sich die Frauen eine Villa (wenn man mehr als zwei Frauen in einem Haus unterbringt, scheinen Zickenterror und gegenseitige Lästereien unvermeidlich). Der Bachelor lädt dann einzelne oder einige Damen in Gruppen zu Ausflügen oder Unternehmungen ein. Das geht dann soweit, bis nur noch eine übrig bleibt, die dann wohl mit dem Bachelor in die Kiste darf, wenn er nicht sie und ein Dutzend andere vorher „angetestet“ hat.
Da die ganze Location, Häuser und Ausflüge etc.. der Produktionsfirma angemietet und bezahlt wird und man vom Bachelor nur weis, das er ein kleines Startup hat, nicht aber ob er und sein Bruder die einzigen Mitarbeiter sind oder er reich ist, kann Geld nicht der Grund für die Frauen sein, bei so was mitzumachen. Liebe ist es gewiss nicht, denn wer meldet sich schon freiwillig zu einem Blinddate mit dem man mit 20 anderen konkurrieren muss? Also bleibt die Hoffnung so irgendwie bekannt oder noch besser prominent zu werden. Was diese Sendung von anderen Formaten wie Germanys next top Model unterscheidet ist, dass selbst der Gewinner ja nichts vom Gewinn hat – ein Rendezvous mit dem Bachelor, aber keinen Modelvertrag, Plattenvertrag oder eine Siegprämie.
Ein zweites Format das auch D-Promis generiert ist das Lustigmachen über Leute. Dazu gehören Sendungen wie Daniela Katzenberger – natürlich blond oder die Geissens, die beweisen, dass man auch wenn man reich, ist sich wie ein Proll aufführen kann. Auch die nehmen zu. Wahrscheinlich kann man eine Reihe von Sendungen hier einsortieren, ich habe daher nur die erwähnt die das ganze in Reinkultur verkörpern. Dazu gehören sicher auch andere Formate wie „Bauer sucht Frau“ und ich denke selbst GNTM, obwohl dort ja wenigstens die Sieger C-Promis sein sollen – doch von dem meisten Siegerinnen hat man niemals wieder etwas gehört. Die meisten Modells sind auch nicht prominent, sie treten zwar in Modeschauen auf, doch von denen gibt es hunderte, es fehlt die Präsenz vor einem Massenpublikum. Die erreichen nur einige Supermodells.
Interessieren würde mich was die D-Promis sich davon erhoffen. Denn selbst im optimistischsten Fall ist ihre Prominenz nur temporär und durch das Format können sie sicher nicht auf Aufträge hoffen mit denen sie etwas Geld verdienen können. Sie haben ja keine eigene Leistung vorzuweisen. Gerade durch die vielen Sendungen bedeutet die D-Prominenz ja nichts. Es gibt einfach zu viele davon. Im Zweifelsfall schadet man sich durch die Präsenz eher, denn gemeinerweise wird ja meist das gezeigt, worüber sich andere lustig machen oder was für einen peinlich ist. Ich bin mir nur als Beispiel ziemlich sicher, dass Larissa Marolt nach dem Auftritt im Dschungelcamp, garantiert keine Hollywoodkarriere einschreiten kann. Sicher wird es zu einer Menge Auftritten als Gallionsfigur bei Messen oder ähnlichem reichen. Doch ihr Image hat sie mit der Teilnahme nachhaltig zerstört, auch wenn ihre absolute Prominenz nun zumindest für einige Monate deutlich angestiegen ist.