Bernd Leitenbergers Blog

Das wichtigste Hindernis für die Marsexpedition

… kann man fast jeden Tag sehen, heute z.B. um 3:51 und 5:24. Es ist die ISS. Doch fangen wir mal an mit den Grundlagen. Was kann man bei einer bemannten Marsexpedition vorbereiten um sie sicherer zu machen und wie kann uns hierbei die ISS nützen? Skizzieren wir zuerst den Ablauf einer Expedition. Nachdem man schon schweres Gerät auf den weg gebracht hat, eventuell auch Treibstoff und Rückehrstufen wird als letztes die Besatzung zum Mars aufbrechen. Die Reise dorthin dauert je nach Geschwindigkeit und Planetenkonstellation 6-10 Monate, je schneller, desto mehr Treibstoff braucht man. Beim Mars angekommen wird man auf dem Mars landen und dann etwa eineinhalb Jahre Lang ein Forschungsprogramm absolvieren. Danach steigt man wieder in einen Orbit auf und fliegt zur Erde zurück. Die gesamte Tour dauert dann fast drei Jahre.

Klar ist das man sicher den gesamten Bodenaufenthalt besser auf der Erde trainieren kann, z.B. in der Antarktis. Die geringere Schwerkraft kann man durch leichterer Ausrüstung kompensieren und den geringen Gegendruck durch einen höheren Innendruck im Anzug. Dafür nutzt die ISS nichts. Was man an Bord der ISS simulieren kann ist der Aufenthalt jenseits der Erde, auch den Flug zum Mars der ja auch in einer Miniraumstation erfolgen muss.

Doch es gibt einige Unterscheide. So muss man heute die Astronauten aus ihren Sojus hieven, so viel Muskel- und Knochenmasse haben sie im All verloren. Das sie danach sofort arbeiten könnten wie dies auf dem Mars nötig wäre, oder nur für sich selbst sorgen könnten, ist heute nicht möglich. Bisher gibt es keine Möglichkeit die Besatzung an Bord der ISS adäquat zu trainieren um die „irdische“ Fitness zu erhalten. Eine vorgeschlagene Zentrifuge (die für einige stunden pro Tag Schwerkraft simuliert und so den Abbau verringert) wurde nie installiert.

Auch sonst gibt es einige Unterscheide. so ist die ISS sehr geräumig. Man wird, weil die Behausung für den interplanetaren Teil der Reise zum Mars und zurück gebracht werden muss, dieses auf das elementarste zu reduzieren. BWenn man einen Vergleich mit den U-Booten zieht, auf denen die Besatzung auch monatelang zusammen lebte, dann hatte ein U-VIIC, der meistgebaute deutsche Typ eine Verdrängung von 1040 t bei 44-52 Mann Besatzung bei der ISS sind es 915 m³ bei nur 6 Mann Besatzung und es geht weniger ab für Maschinen, Torpedos etc. Auch nach NASA Richtlinien braucht jemand für einen längeren Aufenthalt im All nur rund 15 m³ Raum. Mehr wird es sicher für die Marsfahrer nicht geben. Dabei hilft die ISS auch nicht. Denn bei wenig Platz nehmen meist die persönlichen Probleme zu, schließlich kann man sich nur schlecht aus dem weg gehen. Bei der ISS entfällt pro Besatzungsmitglied rein rechnerisch ein ganzes Modul da, gibt es diese Probleme nicht in dem Maße.

Was man erproben könnte, wären zwei wichtige Dinge einer Marsexpedition: es gibt keine laufende Versorgung mit Essen und Verbrauchsgütern oder Ersatzteilen. Würde man die Kreisläufe an Bord der ISS mehr schließen, sodass man weniger Versorgungsgüter braucht und mal probieren wirklich drei Jahre ohne neue Versorgung auszukommen und so einmal diesen Aspekt durchspielen, so wäre dies sehr nützlich und man würde sicher eine Menge Erfahrungen sammeln die man für den Marsflug dringend braucht. Doch die ISS wird im Jahr von einem Dutzend Versorgern besucht – das genaue Gegenteil ist also der Fall.

Das zweite ist das Problem der steigenden Entfernung. Heute sitzen in zwei großen und drei kleinen Kontrollzentren dutzende von Missionsspezialisten die die ISS betreuen. das wird auch bei einer Marsexpedition so sein, doch sie können nicht sofort reagieren, weil die Besatzung sich nicht in einer Erdumlaufbahn, sondern beim Mars befindet. Das sind Signallaufzeiten von bis zu 20 Minuten. Auch dies wäre über eine einfache Schaltung, die jede Nachricht und jedes Videosignal um eine definierte Zeit verzögert zur Bodenkontrolle oder ISS weiterleitet, sehr einfach simulierbar, doch auch dies macht man nicht.

Der Nutzen der ISS bei der Verbreitung einer Marsexpedition ist also, seien wir genau und schauen noch mal nach … ist gleich Null. Dafür leistet sie einen Beitrag, das es keine Marsexpedition gibt, denn sie kostet Geld. Im nächsten NASA-Finanzjahr sind zusammen mit CCDev, das programmatisch zur ISS gehört 3,9 Milliarden Dollar vorgesehen. Dazu kommen noch Aufwendungen bei den anderen Raumfahrtagenturen. Dieses Geld fehlt für eine Marsexpedition, die sehr kostspielig sein wird und die es nicht erlauben wird noch ein zweites bemanntes Programm parallel zu betreiben. Es ist nur folgerichtig dass Griffin als Bush eine Mondexpedition ankündigte, beschloss Shuttle und ISS ausmustern. Constellation sollte erst richtig beginnen wenn die ISS Geschichte ist. Auch so reichten die Mittel nicht, aber mit ISS würden die Amis noch in 100 Jahren an der Mondlandung 2.0 planen

Da der Betrieb der Station bis 2024 von US-Seite aus weitergehen wird, kann man getrost annehmen das Expeditionen außerhalb der Erdeinflusssphäre wohl erst nach 2024 finanzierbar sind und dann vergehen auch noch ein paar Jahre bis sie erfolgen weil ja erst alles entwickelt werden muss. Wahrscheinlich sind die ersten Geborenen die noch keine Mondlandung erleben konnten, schon Rentner bevor dem so ist. 

Die mobile Version verlassen