Bernd Leitenbergers Blog

Religion, Vielgötterei und Jenseits

So, nah einer Pause geht es heute mal weiter im Blog. Für alle die ein Raumfahrtthema erwarten – es kommt keins, also könnt ihr gleich weitersurfen. Ich habe eine Idee für ein Thema und das wird arbeitsintensiv. Das ist auch der Grund, warum ich in den letzten Wochen wenig geblogt habe: ich habe mir schon vor dem Jahreswechsel vorgenommen zielstrebiger zu sein, das heißt erst mal wird das Raketenlexikon fertiggestellt. Da bin ich heute morgen (auch schon etwas verspätet, denn ich wollte es bis zum 1.1 schaffen) mit der Recherche fertig geworden – 565 Seiten sind geworden, aber da ich von Norbert Brügge noch Grafiken bekomme wird es wahrscheinlich noch umfangreicher.

Jetzt steht das Korrekturlesen an, das ich bis zu meinem Geburtstag erledigt haben will und dann kann es hoffentlich bald erscheinen. Erst dann steht wieder die Webseite an, da wären noch Aufsätze zu Exomars, Insight zu schreiben bzw. stark zu ergänzen.

Auf das heutige Thema bin ich gekommen, weil vor Weihnachten wieder einige Sendungen über die Bibel und was historisch belegt ist kamen und ich zu Weihnachten einen Roman geschenkt bekommen habe: „Mieses Karma“. Den 1296 Kommentaren und der Tatsache, das es schon die 42 Auflage ist nach zu urteilen, ist das ein Bestseller. Er handelt von der Fernsehmoderatorin Kim Lange die stirbt und wiedergeboren wird und immer noch an ihrem Ehemann und Tochter hängt. Ich bin noch nicht ganz durch doch immerhin hat sie es geschafft, von der Ameise zum wiedergeborenen Menschen aufzusteigen. Eigentlich hätte sie ja ins Nirwana gehen können, aber siehe oben.

Das leitet mich über zu meinem Thema Religion und Gottesglaube. Und bevor einer meckert: das sind meine persönlichen Gedanken, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit.

Für mich liegt der Ursprung der Religion darin, dass wir als einzige Spezies uns bewusst sind, dass wir sterben müssen. Akzeptieren können wir das nur schlecht. In allen Religionen gibt es daher eine Aussage, über das was nach dem Tod geschieht. Entweder irgendein Leben nach dem Tod oder eben im Buddhismus das Streben nach dem Nirwana. Das die Menschen schon früher an so etwas wie einer Existenz nach dem Tod geglaubt haben, sieht man daran dass sie ihre Toten begruben und Grabbeigaben mitgaben. So etwas findet man schon bei den Neandertalern, dort ist die Deutung aber noch etwas umstritten, bei Homo sapiens sind die Beigaben aber klarer und verweisen auf eine Vorstellung das die Toten noch irgendetwas vor haben.

Von der Idee, das es nach dem Tod weitergehen soll, ist es nicht weit zu der Idee, dass dann auch dieses Leben beeinflusst wird. Entweder von den Geistern der Toten oder einer diffusen Macht, die man auch gerne Schicksal nennt oder eben zu Göttern. Darstellung von Göttern gibt es schon in der Steinzeit. Von allen frühen Hochkulturen wissen wir das sie mehrere Götter verehrten. Heute hat das in der Sprache einen negativen „Touch“, dabei war es auch in Israel so, dass Jahwe lange Zeit nur einer von vielen Göttern war. Er wurde erst zum alleinigen Gott als Israel im achten Jahrhundert vor Christus in eine Reihe von Kriegen mit Assyrien verwickelt wurde. Erst da rückten die anderen Götter zurück, weil Jahwe auch Kriegsgott war. Später wurden die anderen Götter verboten und das findet man auch in der Bibel in Geschichten wie dem vom goldenen Kalb.

Älter ist der erste Versuch des Monotheismus durch Pharao Echnaton. Über die Motive von Echnaton streitet man sich noch heute. Manche halten ihn auch für verrückt. Schließlich gründete er mal so eben eine neue Hauptstadt und vor allem sehen auch die Abbildungen von ihm ziemlich grotesk aus. Zwar weicht die ägyptische Kunst in ihrer Ästhetik stark von der heutigen ab, aber so unproportioniert wurden früher nie Menschen dargestellt wie die Königsfamilie unter Echnaton. Er hatte jedenfalls keine Chance. Nach seinem Tod kehrten die anderen Götter wieder zurück – die Priester waren schon damals eine Macht im Staate.

Auch wenn heute mit Christentum, Judentum und Islam die monotheistischen Religionen weit verbreitet sind (der Hinduismus basiert auch auf einigen Göttern) halte ich den Polytheismus für für die Erfahrung der Menschen im Alltag logischer. Die Sache ist doch die: Im Leben ist man mit Dingen konfrontiert, die einen an einen beschützenden Gott zweifeln lassen: Krankheit, Naturkatastrophen oder auch nur die Dinge die Menschen einander antun können. Gibt es mehrere Götter, so gibt es dafür eine Erklärung: die anderen Götter haben sich eingemischt oder wurden vernachlässigt und strafen nun. Wer die Illias und Odyssey liest, der weis wie die Griechen sich das dachten: Da griffen die Götter in Schlachten ein, nahmen menschliche Gestalt an. So wechselte das Schlachtenglück und man konnte sich den wechselhaften Verlauf des eigenen Schicksals erklären. Die griechischen Götter waren auch im verhalten zutiefst menschlich.

Der Monotheismus hat da seine Erklärungsnöte und so richtig monotheistisch ist die christliche Religion auch nicht. Unter den Römern wurde sie verfolgt, weil sie den römischen Kaiser als Gott nicht anerkannten. Die Römer duldeten zwar auch andere Religionen und übernahmen sogar einige fremde Götter, aber sie bestanden eben drauf das ihr Kaiser auch ein Gott war und als solcher angebetet wurde. Von dem strikten Monotheismus hat sich die katholische Kirche weit entfernt. Nicht nur, das sie sich nun als Nachfolger des Imperiums sieht „Römisch-Katholische“ Kirche. Sie hat auch das Gottgleiche von Menschen übernommen, denn der Papst ist ja Stellvertreter Gottes auf Erden und unfehlbar. Auch mit dem Monotheismus ist es nicht so weit her. Das wird mir jedes Mal beim Apostolischen Glaubensbekenntnis klar. Da gibt es den Vater und den Sohn und den Heilligen Geist, also drei Götter die doch irgendwie nur einer sein sollen. Dann gibt es noch die Gemeinschaft der Heilligen, als evangelischer finde ich die zwar im Glaubensbekenntnis aber sonst nirgendwo in der Religion. Zumindest kann ich mich an keine Predigt über Heilige erinnern. Bei den Katholiken ist das anders, da gibt es sogar heute noch neue Heilige. So wurde der letzte verstorbene Papst ja auch schon zum Heilligen erklärt. Komisch mir kam er er sehr irdisch vor.

Man merkt es: ich bin nicht wirklich gläubig. Zum einen bemerke ich recht wenig von göttlichen Mächten. Zum anderen ist alles endlich. Selbst Gebirge, Sterne und das Universum, also Dinge die uns unveränderlich erscheinen. Da daran zu glauben das ausgerechnet wir Menschen so was wie ein Leben nach dem Tod oder Wiedergeburtszyklen durchleben, erscheint mir unlogisch. Meiner Ansicht nach ist das so was wie eine Disziplinierung: wenn Du im Leben gut bist, dann gibt es eine Belohnung (oder Strafe) nach dem Tod. Denn sonst ist es im Leben ja nicht so, dass gutes Verhalten immer belohnt wird. Im Gegenteil. Das ist für mich auch der tiefere Sinn jeder Religion, so unterschiedlich sie auch sind: Regeln fürs Miteinanderleben aufstellen. Sicher, es gibt auch die Gesetze, doch die sind nur der Mindeststandard. Nach dem Gesetz soll ich anderen nichts antun, doch das Gesetz fordert nicht das ich zu ihnen freundlich sein soll, wohl aber die Religion „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Das kann man meiner Ansicht nach aber auch umsetzen, ohne an einen Gott zu glauben. Im Buddhismus gibt es, soweit ich informiert bin, keinen Gott, aber Regeln für das „rechte“ Leben. Allerdings auch nicht in Reinform sondern wieder verbunden mit dem Konzept der Wiedergeburt, irgendwie scheint es nicht zu reichen das Richtige zu tun. Es muss immer noch ein (jenseitiger) Anreiz geschaffen werden.

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