Im zweien Weltkrieg entstanden eine Reihe von Panzern, die man heute als skurril bezeichnen würde. Viele waren Improvisationen um schnell eine Lösung zu haben oder besonders auf deutscher Seite um auf die Bedrohung des T-34 zu reagieren bzw. veraltete Modelle weiter verwenden zu können. In Deutschland führte das zu eine Reihe von Sturmgeschützen und Jagdpanzern, wie dem Marder, Hetzer, dem Sturmgeschütz III und IV und diese alle noch in mehreren Versionen. Im Krieg hat man nicht die Zeit einfach die Produktion eines veralteten Modells runterzufahren und dann eine neue Fertigungsstraße für ein neues Modell zu bauen. In der Zeit würde die Produktion stillstehen. So baute man die alten Panzer um und verwendete zumindest die Wannen wieder. Anstatt einem Turm bekamen sie ein nur wenig schwenkbares Geschütz auf einem flachen Aufbau, dafür mit höherem Kaliber. Von diesen Jagdpanzern gab es daher eine Menge. Nach dem zweiten Weltkrieg sind sie aber wieder weitestgehend verschwunden, obwohl auch Russland solche Modelle baute.
Im zweiten Weltkrieg entstand aber auch eine Waffengattung die bis heute bestand hat: die Artillerie auf Selbstfahrlafetten oder Panzer-Artillerie. Der Blitzkrieg brachte den Nachteil mit sich, dass die Artillerie nur langsam den Panzerverbänden folgen konnten. Doch auch diese benötigten Artillerieunterstützung und motorisierte Infanterie ebenso. Ein Bewegungskrieg hatte auch den Nachteil dass die Artillerie dauernd ihre Stellung wechseln musste, selbst wenn sie dem Vormarsch folgte. Sehr bald gab es daher Versuche die Artillerie mobil zu machen. Ich beziehe mich hier auf die Wehrmacht, weil ich mich hier ein bisschen auskenne.
Die zweite Entwicklungslinie setzte nicht die relativ kurzen Infanteriegeschütze sondern die Kanonen mit langen Rohren (Feldhaubitzen) ein. So entstanden die Wespe und Hummel mit 10,5 und 15 cm Kanonen auf dem Gestell des Panzers IV. Diese konnten wegen der Größe der Kanone nicht vollständig geschlossen werden und waren wie die ersten Jagdpanzer oben offen.
Das skurrilste Geschützt kommt jedoch aus der Gattung der Stumgeschütze. Der Begriff ist nicht genau definiert. Ursprünglich verstand man darunter großkalibrige Geschütze mit kurzen Rohren die auf stark gepanzerten Fahrzeugen der Infanterie Feuerunterstützung im Nahkampf gaben aber auch bei Panzer unterstützen konnten wenn Infanterie verschanzt war oder in Häusern Schutz suchte. Nur in Filmen kommen Panzer dann auf die Idee das Haus einzureisen. In Wirklichkeit wäre die Gefahr beschädigt zu werden oder durch Panzerfäuste angegriffen zu werden zu groß. Die Kanaonen haben eine zu geringe Wirkung, man braucht viele Schüsse um so ein Gebäude einzureisen und gegen stärkere Befestigung waren sie wirkungslos. Unter der Bezeichnung Sturmgeschütze findet man aber auch Jagdpanzer mit langen Kanonen so das Sturmgeschütz IV das nur wenig von dem Jagdpanzer IV unterschied.
Die sowieso schon vorhandenen Infanteriegeschütze hatten den Vorteil das die Rohre kurz waren. Die Reichweite war es auch, doch das war kein Nachteil. So war die Länge und Größe der Kanone aber ebenfalls niedrig und es konnte noch mit veralteten, leichten Panzern transportiert werden.
Nach der Schlacht von Stalingrad befand man, das die bisherigen Geschütze im Kaliber von maximal 15 cm nicht reichen. Hier fielen viele Deutsche und Russen im Häuserkampf. Es wurde nun ein Panzer mit einem möglichst großen Geschütz gesucht. Was herauskam war … der Sturmtiger.
Man nahm den leistungsfähigsten Panzer, den Tiger bzw. von diesem nur die Wanne und das Fahrwerk. Darauf setzte man einen vollständig geschlossenen Kasten wie bei dem Jagdtiger, nur noch mit abgeschrägten Wänden. Da er nicht direkt in Kämpfe eingreifen sollte gab es so mehr Platz im Innenraum. Doch das ungewöhnlichste ist die Waffe, weshalb er für mich auch der skurrilste Panzer ist. Es ist ein 38 cm Geschütz.
Ja 38 cm. Für alle die keine Ahnung haben: Das Kaliber 38 war das Standardgeschütz der Schlachtschiffe Tirpitz und Bismarck, das größte Kaliber bei Schiffsgeschützen in Deutschland. England hatte einige Schlachtschiffe mit etwas größerem Kaliber, aber auch dort waren 38 cm der Standard. Bei der Hood wog eine 38 cm Kanone 100 t, eine Granate rund 800 kg. Wei soll das ein Panzer transportieren?
Nun indem er kein Schiffsgeschütz transportiert. Ein Mörser ist z.B. ein Geschütz mir kurzem Lauf. Auch die Treibstoffzuladung ist kleiner, sodass die Granaten leichter sind. Meiner Ansicht nach wäre wohl der 21 cm Wurfmörder eine adäquate Waffe gewesen. Doch 38 cm ist ein anderes Kaliber. ein 80% größeres Kaliber korrespondiert mit 1,8^3 = fast 6-mal schwerer Kanone wie auch Granaten. Das war auch als Mörder nicht in einen Panzer integrierbar. Was man machte war einen 38 cm Raketenwerfer zu integrieren.
Über den 38 cm Raketenwerfer 61 habe ich leider wenig gefunden. Das meiste fasst auch die Wikipedia zusammen. Es handelt sich um ein Geschütz das ursprünglich auf U-Booten stationiert werden sollte um die Küste zu beschießen. Wie das mit den 345 kg schweren Granaten funktionieren sollte würde mich mal interessieren. Man baute es schließlich in den Sturmtiger ein. Die Rohrlänge war 205 cm, nur wenig länger als eine Granate mit 146 cm. Die Granate hatte nur eine kleine Treibladung die sie gerade mal mit 50 m/s aus dem Rohr brachte. Dann zündete ein Raketenantrieb, der die Granate auf 250 m/s beschleunigte. So hatte das Geschütz eine Reichweite von etwa 4-6 km. Die Sprengladung betrug 125 kg, was beim Aufschlag dann schon einen gewissen Effekt hatte.
Es wurden nur wenige Sturmtiger eingesetzt. Die Effizienz war gering, was aber natürlich auch an den wenigen Einsätzen liegt. Die Primäraffe war wie alle Raketenwerfer im zweiten Weltkrieg zu ungenau. Die Streuung zu hoch so sollten sie die Brücke von Remagen zerstören, verfehlten sie aber. Bei anderen Raketenwerfern dieser Zeit glich man die fehlende Zielgenauigkeit durch Salven aus, so beim deutschen Nebelwerfer oder der russischen Katjuscha. Doch ein Sturmtiger konnte nur ein Geschoss abschießen und bei je nach Literatur 330 bis 382 kg pro Granate wird auch bei 5 Mann Besetzung keine schnelle schussfolge möglich sein. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen wie man zu fünft eine über 300 kg schwere Granate in dem engen Turm in die Kanone bugsiert. Viel Platz wird es nicht gegeben haben denn 14 Granaten jede 1,50 m lang und 38 cm dick wurden mitgeführt.
In jedem falle kam der Sturmtiger zu einer Zeit zum Einsatz, als es Häuserkämpfe nur noch im Abwehrkampf gab und da war Rückzug angesagt und nicht Eroberung von fremden besetzten Häusern. Er war also militärisch weitestgehend nutzlos.