So, nun geht es weiter mit Teil zwei. Nun bezogen auf die Heizung und die Gesamtproblematik des viel zu hohen Energieverbrauchs.
Bei der Heizung gibt es schon heute Alternativen – neben den Gaskraftwerken, die man neben der Stromerzeugung auch nur zur Beheizung nutzen kann ist es natürlich die Wärmeverluste zu begrenzen – ein langfristiges Ziel, man kann ja schlecht alle Besitzer von alten oder schlecht gedämmten Häusern zur Aufrüstung (nur bedingt wirksam) oder Neubau (kaum finanzierbar) bringen. Wärmepumpen sind, wo man den Platz hat (nicht in Hochhauswüsten wo viele Leute wohnen) eine Alternative, aber es ist sehr teuer damit zu heizen: Typisch bekommt man aus 1 kWh Strom für die Pumpe 2,5 kWh an Wärme – klingt zuerst toll, allerdings nur so lange bis man weiß, das 1 l Heizöl rund 8,6 kWh Wärmeenergie entsprechen – der Strom kostet heute, wenn man ihn nicht selbst produziert dann für 1 l Heizöl rund 97 ct. Selbst produzieren scheidet aber bei den meisten aus, denn Heizen muss man im Winter und da liefert eine PV-Anlage (ein Windrad kann man sich ja nicht in den Garten stellen) zu wenig Strom. An meinem Wohnort liefert eine 10 kwP PV-Anlage unter optimaler Ausrichtung (Süden) im Dezember 11,2 kWh/Tag durchschnittlich. Das würde dann beim Faktor 2,5 für 28 kWh Wärme bedeuten, entsprechend 3,25 l Heizöl. Wenn ich von einer Kernheizperiode (an der die Heizung dauernd laufen muss) von 120 Tagen ausgehe, dann sind dies lediglich 390 l Heizöl – und das ist wenig, vor allem wenn man weiß das man für eine 10 kWp Anlage rund 50 m² unbeschattete Dachfläche braucht und bei Ausrichtung nach Osten oder Westen der Ertrag abnimmt. Auch Solarkollektoren, die Wasser erhitzen, können nur eine Ergänzung sein. Sie haben das gleiche Problem: sie liefern warmes Wasser im Überfluss, wenn man es nicht braucht – im Sommer und im Winter, wenn der Himmel meist bedeckt ist, sind liefern sie kaum Warmwasser. Immerhin sind sie preiswerter als Solarzellen und nutzen die Wärme direkt.
Auch sie können daher nur eine Ergänzung sein.
Bei der Heizung wird wirklich die wichtigste Möglichkeit sein, energetisch optimierte Häuser zu bauen. Und auch hier ist der Staat gefragt. Bauen ist immer teurer geworden. Nicht nur wegen der Nachfrage, steigende Grundstückspreisen. Sondern auch, weil es immer mehr Bauvorschriften gibt, die man einhalten muss. Mein Haus ist von 1948, 1982 durch einen Anbau ergänzt. Ich halte es nicht für wesentlich unsicherer als einen Neubau. Der kommt durch zahlreiche Vorschriften aber um einiges teurer. Mein Vorschlag: volkswirtschaftlichen Kosten/Nutzen abwägen. In der Schweiz hat man sich gegen eine Verpflichtung für den Einbau von Rauchmeldern entschieden. Dort hat man untersucht wie viele Personen mehr durch Brände dann sterben und was es kostet. Auch wenn es makaber gibt: man kann ein Menschenleben in Geld fassen, dahingehend, wie viel der Volkswirtschaft verlorengeht. Es kam raus, das Rauchmelder dreimal so viel kosten wie der Schaden durch mehr Tote. Ich habe das Beispiel aus Quarks und Co und ich fand auch wichtig, das Yogeshwar dazu gesagt hat – würde man dieselbe Summe, die man in Deutschland in Rauchmelder investiert hat, in die Hygiene in Krankenhäuser investieren, dann würde man nicht 250 sondern 2.000 Tote pro Jahr verhindern. Entsprechend sollte man alle Vorschriften abklopfen auf volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit.
Dazu gehört auch ein Wechsel bei den Leuten. Bei uns wird dauerhaft gebaut, aus Stein und Beton. Das ist teuer. Würde man wie es in anderen Ländern der Fall ist, mit Holz und Lehm bauen, da kann man auch leicht eine Dämmschicht aus Stroh zwischen die Wände einbringen. Holz alleine isoliert ja schon. Dann wären Häuser viel billiger und würden energetisch gut dastehen. Sie würden vielleicht nicht Jahrhunderte überdauern, aber sich ein Menschenleben – und wer weiß schon, wo seine Kinder ihre Arbeit finden?
Dazu gehört auch eine neue Politik. Wir beklagen, dass es zu wenig Wohnungen gibt. Komisch. Seit ich denken kann werden bei uns immer neue Neubaugebiete ausgewiesen, die Bevölkerung ist seit Jahrzehnten konstant, trotzdem ist Wohnraum knapp. Er ist auch nicht knapp. Er ist nur ungleichmäßig verteilt. Es ist an der Politik das Land attraktiver zu machen, auch dort Industrie anzusiedeln und damit die Landflucht zu stoppen. Das kommt nicht in die Gänge, weil dafür die Bundesländer und Kommunen zuständig sind, es aber ein bundesdeutsches Problem ist: wer aus Görlitz wegzieht, tut das ja in der Regel nicht nach Dresden, sondern in ein (süd)westliches Bundesland.
Wenn wir wirklich die Energiewende auch bei der Wärmerzeugung/Vermeidung und Verkehr haben wollen, dann ist der Staat gefragt. Er setzt die Rahmenbedingungen. Derzeit eher zum Nachteil. Eine Komplettumstellung auf regenerative Energien halte ich mit dem Stand von heute kaum für möglich. Die Angabe „Tonne CO2“ pro Person ist so abstrakt, das man damit nichts anfangen kann. Aber man kann es umrechnen. Ein Festmeter Holz speichert 1 t CO2. Eine 100-Jährige Buche hat der Atmosphäre gerade mal 1 bis 1,8 t CO2 entzogen. Jede Person in Deutschland müsste also um ihren Energiebedarf zu decken (Mittel: 11,76 t CO2/Jahr) rund 10 Bäume pro Jahr fällen bzw. neu pflanzen. In Bayern gibt es 980 Millionen Festmeter Holz. Das reicht für die 13 Millionen Bayern nicht mal für sieben Jahre aus, und es wächst erst in Jahrzehnten nach – der Zuwachs liegt bei 33 Millionen Festmeter pro Jahr, das reicht also nur für 3 Millionen Einwohner.
Die Lösung? Man muss wie bisher Energie von außen beziehen, nur anders als heute regenerativ. Man könnte wie schon vorgeschlagen in Wüstengebieten riesige Anlagen zu bauen, die die Sonne nutzen. Entweder indirekt als Photovoltaikanlage oder direkt als Wärme. Ich würde aber damit keinen Strom erzeugen – die Stromerzeugung aus regenerativen Energien bekommen wir hin, schon heute hat dieser Sektor den höchsten Anteil an regenerativer Energie. Nein ich würde die Energie nutzen, um Biotreibstoffe zu gewinnen. Mit dem Strom kann man Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff trennen. (Wirkungsgrad 70 %) Die Kraftwerke, die durch Spiegel hohe Temperaturen in einem Brennpunkt erzeugen nutzen dann diese Prozesswärme um aus Kohlendioxid und Wasserstoff Methan und Wasser zu gewinnen (Wirkungsgrad 60 %). Das Methan kann man durch Pipielines transportieren, verflüssigen oder direkt vor Ort zu höheren Kohlenwasserstoffen als Erdölersatz zu verarbeiten. Die Prozesse wie die Fischer-Tropsch Synthese sind bekannt. Es gibt nur ein Problem: sie gehen von weitestgehend reinem Kohlendioxid und Kohlenmonoxid aus, das man z. B. durch Verbrennung von Kohle erzeugt hat. Man müsste, da man das Biogas ja direkt nutzen kann und Kohlekraftwerke dann nicht mehr existieren es erst aus der Luft gewinnen. Klar ist, das diese Prozesse, da sie hintereinander geschaltet sind einen niedrigen Wirkungsgrad haben und man entsprechend viel investieren muss und Anlagen riesig sind. Biogas so erzeugt wird nicht billig sein.
Das zweite ist ein Ausgleich. Wenn wir mehr Kohlendioxid emittieren als wir wollen oder dürfen, dann müssen wir woanders ausgleichen. Zum Beispiel, indem wir in Aufforstung investieren, oder für mich viel sinnvoller: indem wir Regenwald, bevor er abgeholzt wird, aufkaufen und vor der Abholzung schützen. Aber das geht auch nur bedingt. Die Sahara und Wüste Gobi kann man nicht aufforsten und überall auf der Welt braucht man immer mehr landwirtschaftliche Fläche.
Das leitet über zum globalen Kernproblem: wir sind einfach zu viele. Wenn wir jedes Jahr die Ressourcen von 1,7 Erden verbrauchen, dann müssen wir die Bevölkerung um den Faktor 1,7 reduzieren. Wenn wir der Natur noch 50 % der Oberfläche zugestehen, sogar um den Faktor 3,4.
Die Erkenntnis ist nicht neu. Aber eine andere Erkenntnis ist es auch: Nur in Staaten in denen die Leute in guten oder sehr guten wirtschaftlichen Verhältnissen leben, stagniert die Geburtenrate oder geht sogar zurück. Wenn aber alle Menschen der Erde – und die meisten leben eben in Entwicklungsländern – den Standard haben wollen den wir heute haben, dann reichen aber auch 1,7 Erden nicht. Es sind für die Industrieländer schon 2,5 Erden.
Zuletzt noch eine Bemerkung zum Zertifikathandel. Der wird ja von der FDP als ihre Position zur Klimapolitik angepriesen. Sie bestätigt in meinen Augen damit ihre Position als reine Wirtschaftspartei. Andere bezeichnen es als „Partei der sozialen Kälte“, da sich das gesamte Parteiprogramm nur darum dreht möglichst wenig Abgaben und Steuern zu haben, was vor allem Reichen nützt, denn die Armen bekommen ja Sozailleistungen und müssen kaum Steuern zahlen. Ich bezeichne sie als „Onkel Scrooge“ oder „Onkel Dagobert“-Partei, das passt wie die Faust aufs Auge. Auf CO2-emissionszertifikate bin ich durch den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes gekommen, da taucht eine Eingabe dafür auf. Und in der Tat man kann die als Privatperson handeln, wie z. B. das Zertifkat DR1WBM der Commerzbank. Aber was ist das? Wie kann man eine fehlende Tonne Kohlendioxid handeln? Nun man kann sie nicht handeln. Es ist ein typisches Instrument der Wirtschaft, die schon lange vor der Computertechnik mit „virtuellen“ Dingen handelt. Jeder Staat hat nach den Klimaabkommen eine Vorgabe, wie viel Kohlendioxid er emittieren soll. Liegt ein Staat darunter, so kann er diese Emission verkaufen. Doch ist es das, was wir wollen? Wie wollen ja Kohlendioxid vermeiden. Das tun auch PV-Anlagen und Windkraftanlagen. Sie ersetzen Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen. Ebenso Biogas das man aus Abfall erzeugt, das Kohleendoxid würde auch bei der Verrottung frei werden. Immerhin Klimaneutral wäre das Verbrennen von Holz, sofern man in gleichem Maße aufforstet (allerdings nur über einen Vegetationszyklus eines Baums, also 80 bis 100 Jahre, nicht kurzfristig). So wird mit Zertifikaten kein Kohlendioxid vermieden, man verschiebt nur den Emitter. Für das Klima nutzt es also nichts. Das gerade die FDP dafür ist, wundert mich nicht. Hat es doch mit Wirtschaft zu tun und vor allem ist es billig und Reiche können sich so kostengünstig „freikaufen“. Auch wenn das obige Zertifikat in drei Jahren seinen Wert von 5 Euro vervierfacht hat, kostet es derzeit um die 20 Euro. Für die knapp 12 t CO2 eines Bundesbürgers müsste man also nur 240 Euro pro Jahr zahlen. Zum Vergleich: Meine 6,9 kwP Anlage (nach Planungsberechnung bei 5.833 kWh/Jahr) vermeidet nach dem CO2-Rechner 2,69 t CO2 pro Jahr. Das sind in 20 Jahren (EEG-Abschreibung) bei 90 % mittlerer Leistung 48,42 t CO2. Das würde als Zertifikat 969 Euro kosten, die Anlage war 11.305 € teuer. Zertifikate sind also derzeit noch um den Faktor 11 billiger, das wird sich ändern, doch es wird immer billiger sein. Aber es ist keine Lösung, es ist ein Buchmachertrick. Typisch FDP. Wie sagte Lindner doch: Das mit der Klimapolitik sollte man den Profis überlassen. Richtig FDP, dann haltet mal am besten die Klappe. Ich glaube die Schüler die bei FridayforFuture demonstrieren verstehen davon mehr als die FDP, die ja auch der Meinung ist, es wäre besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren. Mensch was wäre uns erspart geblieben, wäre die FDP der Regierung ferngeblieben: keine Partei war so lange in der Regierung wie die FDP, 48 von 70 Jahren der BRD war sie in der Regierung.