Nein, das ist keine Realsatire, das ist die Wirklichkeit. Wir alle wissen, das man nicht alles voraussehen kann und selbst wenn man dies mal getan hat so verändert sich doch die Welt. Vor 30 Jahren war vielleicht der Angriff des Wahrschauer Paktes eine Bedrohung heute wohl eher die von Terrorristen. Vor allem aber: wir wissen alle ganz genau, dass man nicht alles sich ausdenken kann was passieren kann. Selbst wenn, müssen die dort angegebenen Vorgehensweisen nicht unbedingt die richtige sein, da diese ja den Einzelfall nicht berücksichtigt und selbst wenn – hält sich das Personal daran. Vor allem: Ist es im Ernstfall wirklich so, dass die Technik sich selbst abschaltet oder gibt es nicht Situationen in denen sie versagen kann?
Die Vorfälle bei Krümel und Brokdorf lassen Zweifel aufkommen, dass überhaupt das Personal so fachlich qualifiziert ist wie es eine Anlage dieser Art nötig macht. Wir haben bei uns eine sehr komische Konstellation: Während sie beim TÜV beweisen müssen, das ihr Auto keinerlei Fehler hat muss man um ein Atomkraftwerk abschalten zu können dem Betreiber nachweisen, das er einen Fehler gemacht hat – Eine Umdrehung der Beweislast!
Und trotzdem gibt es (wenn auch nun nicht mehr so laut) immer wieder Stimmen, die nicht nur für einen längeren Betrieb der deutschen Atomkraftwerke sind, sondern sogar für einen Neubau um die Ziele des Kyoto Protokolls einzuhalten. Nun es gab bislang zwei wirklich große Unfälle: 1979 in Free Miles Island (Harrisburg) in den USA, als der Reaktorkern so überhitzte, das er so viel Gas aus dem Kühlwasser entwickelte, dass der Druckbehälter kurz vor der Explosion stand und Tschernobyl 1986 wo das bei einer anderen Kraftwerkstechnologie ohne Druckbehälter passierte. Beim letzten wurde eine 30 km breite Zone bis heute als Sperrzone eingerichtet, in ihr dürfen sich nur Arbeiter des Kraftwerks (das mit den anderen Blöcken nach wie vor betrieben wird) aufhalten und in einer 60 km breiten Zone wohnen nur wenige Leute, der größte teil ist geräumt.
Die folgen waren bis zu uns spürbar: Salat und Gemüse wurde untergepflügt und radioaktive Molke von der milch wurde durch die Republik kutschiert bis sie irgendwo verschwand (wahrscheinlich in die dritte Welt exportiert). In Schweden und Norwegen wo mehr runter kam konnte man viel länger kein Renntierfleisch und Pilze mehr essen als bei uns.
Ein Unfall oder besser gesagt der GAU (größter anzunehmender Unfall – was ist eigentlich mit den Unfällen zu denen die Fantasie nicht gereicht hat?) mag zwar sehr unwahrscheinlich sein, aber die Folgen sind eben dramatisch. Wo bitte in Deutschland kann man es sich leisten einen Kreis von 30 km Radius zu evakuieren?
Nun ja ich weis wo…. Und hier mein Ketzerischer vorschlag an alle Kernkraftbefürworter: Wir bauen neue Kernkraftwerke und decken damit den gesamten Strombedarf, beziehungsweise die Grundlast. Am besten baut man sie da wo sie niemanden stören: Also im Ausland. Frankreich hat ja da eine andere Einstellung. Man kann sie entlang des Rheins, 30 km von der Grenze entfernt bauen und damit sogar die französische Wirtschaft dort ankurbeln. Auch ein paar Atomkraftwerke in Polen wären nicht schlecht, dann wären die Versorgungsleitungen nach Berlin und Ostdeutschland nicht so lang. Was sie meinen das wäre unfair? aber ich bitte sie, die sind doch so sicher, es kommt ja nie zu einem Unfall
Bin ich ketzerisch oder Zynisch? Nein – ich denke nur eine Risikoabwägung zünde. Hier die offiziellen Zahlen: Nach der Studie “Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke – Phase B“ von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit kommt es in einem deutschen Atomkraftwerk bei einer Betriebszeit von rund 40 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,1 Prozent zum Super-GAU. Das sind also reale Zahlen einer Risikobewertung einer unabhängigen Vereinigung mit Fachkenntnissen. Deutschland hat 17 Reaktoren in Betrieb. Das Risiko liegt also bei 1.7 % in 40 Jahren (realistischer weise muss man die Reaktoren in en Grenzregionen der Nachbarländer vor allem von Frankreich am Rhein hinzuzählen und kommt so auf ein noch höheres Risiko) und das ist nicht von der Hand zu weisen. Eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 1.7 % bedeutet immerhin die Chance steht 1:60 und welches wirtschaftlichen Schaden hätte man dann wenn man mitten in Deutschland einen Kreis mit 60 km Durchmesser räumen müsste und in einem Kreis von 120 km Durchmesser nur eingeschränkt leben kann?
Wenn ich noch mehr darüber nachdenke dann lohnt es sich ja fast noch eher Helgoland mit einigen Milliarden zur Reaktorinseln auszubauen und dort alle neuen Reaktoren unterzubringen. Ewa 30 vom Typ Neckarwestheim bräuchte man um 100 % des benötigten Stroms aus Kernkraftwerken zu decken. Helgoland ist 43 km von der nächsten Insel und 70 km vom Festland entfernt. Das ist ausreichend sicher für einen GAU Wenn man die beiden Inseln die derzeit aus einer 1 km² Insel und einer 0.7 km großen Düne besteht verbinden würde könnet man spielend eine etwa 3 km² große Insel schaffen mit einem Umfang von etwa 6-7 km. Alle 200 m ein Atomkraftwerk – das wäre machbar. Dann wären doch alle zufrieden. Wir hätten Atomstrom. Die Atomlobby könnte wieder neue Kraftwerke bauen und die angeblich so fortgeschrittene deutsche Technologie dann ins Ausland verkaufen, die CDU bekommt ihre Klimaziele hin ohne wirklich was für den Klimaschutz tun zu müssen. Die SPD könnte unter diesen Umständen ihren Atomausstieg überdenken, denn die Risikobewertung wäre eine andere. Die FDP würde sich über die Ankurbelung der Wirtschaft freuen. Nur die Grünen und die 1472 Einwohner von Helgoland würden mosern… Aber man kann es ja auch nicht jedem recht machen….