- Auch heute weider ein Gastblog von Thomas, der offensichtlich mit dem Korrekturlesen meines fünften Buches nicht voll ausgelastet ist. Ich will schon jetzt ankündigen, dass am Monatg eine weiterer Gastblog kommen wird, der sich mir erneuerbaren Energien beschäftigt. (Bald muss ich gar nichts mehr schreiben, und da mir so langsam die themen ausgehen ist das nicht mal so schlecht. Also ich bitte nun um ihre Geschätzte Aufmerksamkeit für den Blog von Thomas Jakaitis:
- Im ersten Blogeintrag zu diesem Thema bin ich auf die Leitsätze und Grundüberlegungen zu meinem Vorschlag eingegangen:
- Eine neue Zielsetzung kam neben den „klassischen“ Zielsetzungen (Forschung usw.) ins Spiel: Die Ressourcen des Mondes sollen genutzt werden. Bejaht man dieses Ziel, so ist dafür ein bemanntes Mondprogramm erforderlich.
- Wenn sich dieses Programm am Minimum orientiert, so hat es aus finanziellen Gründen die größten Chancen zur Verwirklichung („Minimalprogramm“).
In diesem Teil 2 will ich nun auf die Transport-Architektur eingehen
Dabei ist zu berücksichtigen, dass in meinen Vorstellungen die bemannten Flüge aus finanziellen Gründen erst nach einer längeren Phase unbemannter Missionen mit den folgenden Aufgabenstellungen stattfinden würden:
- (Grundlagen-)Forschung im klassischen Sinn, wie Aufbau, Entstehung und Geschichte des Mondes usw.
- Exploration (primär Suche nach interessanten Ressourcen)
- Selektion des Standorts der bemannten Mondbasis
- Validierung von Technologien
- Es würde also bis zum ersten bemannten Flug noch einige Zeit dauern; Bis dahin könnten sich einige Rahmenbedingungen ändern. Demzufolge könnte sich dann auch die Transport-Architektur ändern.
- Sie müsste demzufolge bis zu ihrer Implementation periodisch überprüft und allenfalls an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.
- Als eine Arbeitshypothese zur Erarbeitung einer Vision gehe ich aber einfach mal von den heutigen oder den in naher Zukunft liegenden Umständen aus.
- Das Weltraumsegment der Transport-Architektur besteht aus den unten beschriebenen Komponenten. Diese Komponenten sind für Trägerraketen mit einer Nutzlast von ca. 25 t in einen niedrigen Erdorbit dimensioniert (==> Delta IV Heavy, Atlas V Heavy, Ariane 5 ECB, Angara 5E, CZ5).
elektrische Transferstufe |
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Mondlander |
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Crewed Lunar Vehicle |
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chemische Transferstufe | Die chemische Transferstufe wird bei bemannten Mondflügen dafür verwendet, das CLV in eine Flugbahn zum Mond schießen (TLI Trans Lunar Injection). Falls eine Ariane 5 ECB dies täte, würde somit die ESC-B Stufe der chemischen Transferstufe entsprechen. |
bemannte Aufstiegsstufe |
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- DIE DREI MISSIONSTYPEN
- 1. Unbemannter Nachschubflug in die Mondumlaufbahn (Nutzlasten: LOS-Module, bemannte Aufstiegsstufen, sonstiger Nachschub)
- Eine Trägerrakete der 25 t – Klasse bringt eine elektrische Transferstufe und die Nutzlast (ca. 12,5 t) in eine ausreichend hohe Erdumlaufbahn (==> Luftwiderstand der Restatmosphäre).
- Die elektrische Transferstufe bringt die Nutzlast zum LOS. Die Flugzeit wird für maximale Nutzlast optimiert (durchaus z.B. 2 Jahre oder mehr).
- Allfällige Treibstoffreserven der Transferstufe werden nach Ablieferung der Nutzlast für die Lageregelung des LOS verwendet.
- Danach wird die elektrische Transferstufe „ausgeschlachtet“ (z.B. die Solar Panels anderswo verwendet usw.), falls dies von Vorteil und praktikabel ist. Der Rest der Transferstufe wird vom LOS abgekoppelt und seinem Schicksal überlassen.
- 2. Unbemannter Nachschubflug zur Mondoberfläche
- Eine Trägerrakete der 28 t – Klasse (z.B. die Angara 5E) bringt eine elektrische Transferstufe, einen Mondlander und die Nutzlast (ca. 4,5 t) in eine ausreichend hohe Erdumlaufbahn (==> Luftwiderstand der Restatmosphäre).
- Die elektrische Transferstufe bringt den Mondlander und die Nutzlast in eine möglichst niedrige Mondumlaufbahn. Die Flugzeit wird für maximale Nutzlast optimiert (durchaus z.B. 2 Jahre oder mehr).
- Der Mondlander bringt die Nutzlast zur Mondoberfläche.
- 3. Bemannter Mondflug
- Dieser Missionstyp ist in 2 Starts von der Erde gesplittet.
- Der erste Flug entspricht einem unbemannten Nachschubflug in die Mondumlaufbahn (Missionstyp 1, siehe oben).
- Dieser Flug bringt nach ca. 2 Jahren Reisezeit eine Nutzlast von ca. 12,5 t zum LOS: Einen Mondlander plus ca. 2,4 t Treibstoff für die Aufstiegsstufe. (Die wiederverwendbare Aufstiegsstufe befindet sich ja bereits unbetankt beim LOS.)
- Nach einem erfolgreichen Remote Checkout des Mondlandesystems von der Erde aus wird grünes Licht für den zweiten, dieses Mal bemannten Flug gegeben.
- Eine geeignete Rakete (z.B. die Ariane 5 ECB, die Angara 5E usw.) bringt das CLV wie bei Apollo mit 2 Astronauten an Bord zum LOS. Dort erledigen diese alles, was zu erledigen ist:
- Ausladen von weiteren Nachschubtransporten
- „Ausschlachten“ nicht mehr benötigter Transferstufen
- Betanken ihrer Aufstiegsstufe
- Andocken ihrer Aufstiegsstufe an den Mondlander
- Housekeeping
- usw.
- Dann landen sie wie bei Apollo auf der Mondoberfläche und verbringen wahrscheinlich bis zu 1 Jahr in der Mondbasis. Ihr CLV bleibt während dieser Zeit am LOS angedockt.
- Nach Abschluss ihres Mondaufenthalts kehren sie wie bei Apollo mit der Aufstiegsstufe zum LOS zurück. Dort erledigen sie wieder alles, was zu erledigen ist:
- Ausladen von weiteren Nachschubtransporten
- „Ausschlachten“ nicht mehr benötigter Transferstufen
- Checkout ihres CLVs für den Rückflug
- Housekeeping
- usw.
- Danach kehren sie mit ihrem CLV wie bei Apollo oder Zond endlich wieder zur Erde zurück.
- ABORTVERFAHREN
- Die Astronauten verfügen über zwei „Safe Havens“: Einerseits den LOS und andererseits die Mondbasis.
- Sofern dies nötig wird, müssen sie dort ausharren, bis ein unbemanntes Ersatzraumschiff bei ihnen eintrifft (dasjenige, welches jeweils eigentlich für ihre Nachfolgemission vorgesehen war). Deshalb werden beide „Safe Havens“ mit der entsprechenden Menge an Vorräten ausgestattet.
- KRITISCHE TECHNOLOGIEN
- 1) Die hier beschriebene Transport-Architektur steht und fällt mit der Performance der elektrischen Transferstufe, bzw. ihres Ionentriebwerks.
- Meine Annahme, dass eine solche 12,5 t schwere Stufe ca. 12,5 t Nutzlast zum LOS zu bringen vermag, ist genau das: Eine Annahme.
- ==> Es sollten entsprechende Technologie-Validierungsmissionen durchgeführt werden.
- 2) Es ist offensichtlich, dass die hier erwähnten Trägerraketen ihre Aufgabenstellungen höchstens mit Ach und Krach erfüllen könnten.
- ==> Größere Nutzlastkapazitäten (z.B. 30 bis 35 t für LEO) wären von Vorteil.
- FAZIT
- Was wäre nun unter Anwendung der hier beschriebenen Transport-Architektur mit der in Teil 1 beschriebenen Trägerkapazität machbar ?
- Ich habe in Teil 1 ja mal einfach so darüber fantasiert, dass jeder Partner im bemannten Mondprogramm pro Jahr 1 Exemplar seines „dicksten Brummers“ fliegen lässt.
- In der unten stehenden Tabelle habe ich bei kleineren Raketen der Einfachheit halber die Nutzlast proportional herunter gerechnet.
Partner |
Trägersystem |
LEO Nutzlast in t |
Transport von ……. |
USA | Delta 4 Heavy | 23 | 2 Personen in einem CLV zum LOS |
Europa | Ariane 5 | > 21 | Mondlander plus Treibstoff für die bemannte Aufstiegsstufe zum LOS |
Indien | GSLV | 10 | unbemannte Nutzlast von 5 t zum LOS |
Russland | Angara 5E | > 28 | unbemannte Nutzlast von 4,5 t zur Mondoberfläche |
China | CZ5 | 25 | unbemannte Nutzlast von 4 t zur Mondoberfläche |
Japan | H2B | > 16 | unbemannte Nutzlast von 2,6 t zur Mondoberfläche |
Ukraine | Zenit 3SL | 15 | unbemannte Nutzlast von 2,4 t zur Mondoberfläche |
- In diesem Fantasiebeispiel würden die Programmpartner also bei absolut tragbaren Kosten für jeden einzelnen jedes Jahr wieder von neuem die folgenden Leistungen zustande bringen:
- permanente, bemannte Präsenz auf dem Mond
- 1 bemannter Mondflug pro Jahr mit einer Besatzung von 2 Personen
- 1 Versorgungsflug zum LOS mit 5 t Nachschub
- 4 unbemannte Versorgungsflüge zur Mondbasis mit zusammen 13,5 t Nachschub