Bernd Leitenbergers Blog

Die Sache mit dem Lebenswerk

Die Bemerkung von Alexander, sein Lebenswerk wäre auf der Festplatte hat mich auf den heutigen Blog gebracht. Ich habe mal über sas Thema nachgedacht. Es ist ja bei den meisten schwer möglich ein Lebenswerk vorzuweisen. Die meisten sind nur ein Rädchen im Getriebe, haben vielleicht in ihrem Leben zehntausende von Motoren in Autos versenkt, aber kein einziges komplett gebaut. Das ist ein riesiger Unterschied im Vergleich vor 200 Jahren, als es noch keine Arbeiter im heutigen Sinn gab sondern das Handwerk und jeder einen Beruf ausübte bei dem er meist ein Produkt alleine fertigstellte oder zumindest für einen Bereich alleine verantwortlich war.

Beilleicht haben es Leute im Dienstleistungsgewerbe oder mit Kunden im allgemeinen Sinn besser: Sie können vielleicht zurückblicken das alle Kunden mit dem Service / Unterricht / Dienstleistung immer zufrieden waren, auch wenn es vielleicht Tausende waren und das nicht materiell als Lebenswerk fassbar ist.

Mein Vater ist Maurer gewesen und bei uns kann man etliche Häuser sehen die er gebaut hat. Das ist vielleicht die klassische Form des Lebenswerkes, vor allem weil Häuser auch was recht dauerhaftes sind. Das ist ja ein zweiter Aspekt: Es sollte was dauerhaftes sein, etwas was man auch der Nachwelt, Kindern, Enkeln etc. vorzeigen kann.

Irgendwie wirkt der Ausdruck „Lebenswerk“ beruhigend: Man kann auf etwas zurückblicken was man geschaffen hat. Etwas was vorzeigbar ist, Eindruck macht, oder vielleicht sogar von anderen bewundert oder gelobt wird. Ich habe nachgedacht was der Begriff für mich an Bedeutung hat. Ich würde zumindest nicht Programme von mir als Lebenswerk ansehen, obwohl manche über 20 Jahre auf dem Buckel haben von den ersten Versionen unter CP/M bis heute. Ein Programm von mir ist seit 9 Jahren im Einsatz in einer Firma – ziemlich lange, aber sicher kein Lebenswerk. Irgendwie muss dann auch ein größerer Teil des Lebens als Arbeit dahinter stecken.

Ansonsten habe ich bei der Arbeit viel Routinetätigkeiten gehabt, sowohl als Lebensmittelchemiker wie auch als Angestellter. Es fehlen da die Projekte die herausstechen, maximal 3 Monate war ich mit etwas am Stück betraut – ein kleiner Teil des Lebens. Wenn ich drüber nachdenke komme ich wohl am ehesten auf mein Hobby als „Lebenswerk“. Meine Nichte wurde ja schon mal gefragt ob sie mit „dem Bernd Leitenberger“ verwandt ist :-). Eigentlich komisch, denn es gibt ja in Deutschland zig Leute die professionell sich mit Raumfahrt beschäftigen – Viele Wissenschaftler, einige Tausend in Raumfahrtfirmen, Universitäten und ESA/DLR. Aber ich denke es ist wie bei jeder Tätigkeit: Man wird zum Fachidioten. Man beschäftigt sich dann eben mit Kommunikationssystemen, Steuertriebwerken oder Missionsüberwachung. Der Blick auf das Ganze geht verloren.

Vor allem fehlt die Zeit. Niemand wird ja in einer Firma für das Schreiben von Aufsätzen bezahlt. Ich merke das ja hautnah bei der Informationspolitik von Firmen und Raumfahrtbehörden wenn ich selbst nach Informationen suche oder Personen anschreibe – keine Antwort oder in der Form „das macht zu viel Arbeit das raus zu suchen“. Aber auch hier gilt: Nur in der Gesamtheit ist es ein Lebenswerk: Jeder einzelne Aufsatz, Blog oder auch jedes Buch ist es nicht.

Habt ihr so was wie ein Lebenswerk oder arbeitet ihr dran?

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