Bernd Leitenbergers Blog

Nix mit Google Rätsel 2

Wenn Google nicht hilft, bleiben offensichtlich die Lösungen aus. Ich dachte auch die Schwemme an SpaceX Freaks würde sich mal daran versuchen, aber das war leider nicht der Fall. Den Ansatz den Bernie hatte war schon richtig, aber nicht zu Ende gedacht.

Die erste Stufe hat die Aufgabe die Vertikalgeschwindigkeit aufzubauen, darüber hinaus natürlich auch einen Teil der Horizontalgeschwindigkeit. Eine Rakete muss ja schließlich die Bahnhöhe erreichen, die dafür mindestens benötigte Geschwindigkeit entspricht der, die eine Kanonenkugel aufweisen muss, wenn man sie senkrecht nach oben abfeuert. Dies ist unvermeidbar, es ist die Hebearbeit in einem Gravitationsfeld.

Anders als bei einer Kanonenkugel baut eine Rakete aber diese Geschwindigkeit langsam auf. Bei der Saturn die mit knapp 12 m/s startet ist es so, dass von diesen in der ersten Sekunde 9,81 m/s abgezogen werden, also nur 2,2 m/s übrig bleiben. Nach zwei Sekunden sind es so 4,4 m/s. Das ist auch der Grund warum die Rakete so lange braucht, um den Startturm zu passieren. Der Anteil der tatsächlich zum Anheben übrig bleibt, wird immer größer, da die Beschleunigung ansteigt, da die Rakete durch den verbrauchten Treibstoff leichter wird.

Soweit hat Bernie das auch durchdacht: Je mehr Triebwerke in der Stufe vorhanden sind, desto geringer sind die Gravitationsverluste, da schon am Anfang ein größerer Anteil der Startbeschleunigung effektiv wirksam wird.

Was er aber vergaß, ist das der Schub auch Auswirkungen auf die Konstruktion hat. Natürlich macht jedes Triebwerk die Rakete schwerer. Doch das allein ist es nicht. Der erhöhte Schub korrespondiert mit einer höheren Beschleunigung und die Rakete muss auf die maximal auftretende Beschleunigung ausgelegt werden. Sie würde sich bei 10 Triebwerken verdoppeln. Die Spitzenbeschleunigung würde von 4 auf 8g ansteigen. Als Folge wären alle Elemente der Rakete einer doppelt so hohen Belastung ausgesetzt: Schubgerüst, Tanks etc. müssten viel schwerer sein um diese Belastungen aufzufangen. Das gilt nicht nur für die erste Stufe sondern auch die oberen Stufen, bei denen das erhöhte Leergewicht dann den Geschwindigkeitsgewinn wieder aufzehren würde.

Daraus ist abzuleiten, dass es ein Optimum gibt. Weder ist eine zu hohe Startbeschleunigung noch eine zu geringe optimal. Das Optimum ist von den konstruktiven Details abhängig. So hängt es von Anzahl und Gewicht der Oberstufen ab oder der Treibstoffart (bei großvolumigen Wasserstofftanks sieht es anders aus als bei kompakten Tanks). Im Allgemeinen wird eine Startbeschleunigung von 1,6 g für Raketen mit flüssigen Treibstoffen als nahe des Optimums angesehen. Zahlreiche frühe ICBM’s liegen bei diesem Wert.

Eine Ausnahme ist gegeben wenn es möglich ist während des Fluges Triebwerke im Schub zu drosseln (Atlas V) oder Triebwerke abzuschalten, was mehrere Triebwerke in der Stufe voraussetzt die punktsymmetrisch angeordnet sein müssen.

Ich hoffe ihr habt was dazugelernt. Das nächste Rätsel ist aus aktuellem Anlass was für die SpaceX Fans. Wie kann man aus folgenden Angaben von SpaceX für die Falcon 9 einen Schätzwert für die Leermasse der zweiten Stufe angeben? Folgende Angaben kann man von der SpaceX Website entnehmen:

Welche Leermasse muss danach die zweite Stufe aufweisen?

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