In den nächsten Tagen dürft ihr euch freuen, denn wir sorgen mal wieder für euch. Der kleine Juniorpartner Europa, der zu 8,3% am internationalen Teil der ISS beteiligt ist, wird einen guten Teil der Versorgungsgüter transportieren. Morgen startet das dritte ATV, diesmal mit dem unaussprechlichen Namen „Edoardo Amaldi“, von praktisch allen nur „Eddi“ genannt. Das die Italiener ihre Raumfahrzeuge nach Leuten, die keiner kennt, benennen habe ich ja schon thematisiert. Nur zum Unterschied: Die Schweizer benennen ihren ATV nach einem Deutschen, der in der Schweiz gelebt hat (ratet mal wer).
Das ATV-03 wird knapp 6,5 t zur ISS bringen. Dazu kommen noch drei Progress dieses Jahr die weitere 7-7,5 t Fracht bringen. Es ist kein HTV Start dieses Jahr geplant, obwohl Japan noch etwas stärker an der ISS beteiligt ist (12,2 %), die bisher deutlich weniger Fracht zur ISS brachten als die beiden letzten ATV. Nach dem jüngsten Startmanifest rechnet die NASA nicht damit dass sie selbst einen Versorgungsflug dieses Jahr zur ISS durchführen wird. Der Jungfernflug der Dragon ist inzwischen auf Mai gerutscht und gerade kam in den Nachrichten, dass Verzögerungen am Startplatz verantwortlich sind, dass auch OSC noch einige Monate mehr braucht.
Das ATV wird wichtige Ersatzteile für die Urinaufbearbeitung mitbringen, die zwar noch funktioniert, aber derzeit ohne Ersatzteile auskommen muss, dazu Wasser und Gase. Dazu kommt noch Treibstoff für das russische Segment. Kurzum: Dieses Jahr wird der kleine europäische Partner fast 50% der Gesamtfrachtmenge bringen. Die anderen 50% kommen von Russland. Was kommt von euch liebe Amis?
Man sollte annehmen, ihr seid nun dankbar für diesen Service. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das Design des ATV wurde ja in Absprache mit euch getroffen. Damals wolltet ihr die ISS mit dem Shuttle versorgen, das ohne Problem jede Menge Fracht in einem Druckmodul transportieren konnte, aber nicht die Bahn der ISS anheben oder Gase und Waser transportieren konnte. Also sollten dies die russischen Progress und das ATV erledigen. Die Menge an Fracht im Druckmodul des ATV ist begrenzt. Es ist deutlich kleiner als ein MPLM oder das Modul vom HTV. Dafür gibt es eine Sektion mit Tanks für Gase und Wasser und Treibstofftanks, Im Servicemodul dann noch weitere Treibstofftanks um die Bahnhöhe anzuheben. Daher kann trotz Bemühungen der ESA den Frachtraum durch zusätzliche Behälter bis zum letzten Rest vollzustopfen das ATV nicht seine Maximalnutzlast ausnutzen. Eddi wird 650 kg leichter als Johannes Kepler sein und mit 6,6 t auch 500 kg weniger Fracht befördern – er könnte mehr transportieren, doch das wäre Treibstoff, denn ihr offensichtlich nicht wollt.
Nun sollen für den erweiterte ISS-Betrieb die Europäer mehr Fracht im Druckmodul befördern, weil diese vom Space Shuttle nun fehlt. Das läuft darauf hinaus, das Europa das ATV grundlegend verändern muss. So dankt ihr es also, dass wir die ISS vor dem Absturz retten und ihren Dauerbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten? Ihr Fordert ein weitgehend neues Raumfahrzeug mit hohen Investitionskosten von dem Juniorpartner, während eure eigenen beiden Transportvehikel gerade mal zusammen so viel Fracht transportieren wie ein ATV von der ESA? Mein Vorschlag: Wir bleiben bei dem was ausgemacht war und wir heben die ISS weiter an. Das reduziert deren Treibstoffbedarf weiter. Der letzte ATV kann dann die Station noch weiter anheben, sodass sie in einer für ein Jahrzehnt stabilen Bahn ankommt. Wenn jeder der fünf ATV für die es noch Ersatzteile gibt durchschnittlich 1,8 t Treibstoff zum Anheben der Station einsetzt und der letzte weitere 4,5 t, dann wäre die ISS schließlich in rund 540 km Höhe. Wenn wie bisher der Treibstoffverbrauch weiter abnimmt, dann sind es sogar 580 km. Diese Bahn ist mindestens 10 Jahre lang stabil. Genug Zeit, dass ihr euch über eine Deorbitiermöglichkeit Gedanken macht, die ja bis heute weder angedacht noch geplant ist. Nach eeiner Schätzung eures eigenen Beraterkremiums müsstet ihr sonst für die Deorbitierung der ISS fast 2 Milliarden Dollar aufwenden. Das könnt ihr euch dann zumindest für einige Zeit sparen bis ihr dann irgendwann mal eine Schwelastträgerrakete verfügbar habt und die an die Station ankoppeln könnt um sie zu deorbitieren.