Bernd Leitenbergers Blog

Kritik

Ich bekam vorgestern das neue  DLR Magazin. Und innerhalb von 10 Minuten entdeckte ich einige massive Fehler. Im Editional stand Phobos Grunt wäre der „elfte russische Versuch einer Reise zum Mars“. Das stimmt nicht. Es ist die 19-te Sonde. Auch wenn man einzelne Projekte nimmt, die bei Russland in der Regel mehrere Sonden umfassten, kommt man nicht auf 11. Dann ging es weiter zum ersten Artikel der mich interessierte. Dort wurde geschrieben, dass Ariane 4 119 mal startete davon 116 mal erfolgreich. Übrigens als wörtliches Zitat eines Experten. In Wirklichkeit sind es 116 Starts mit 113 erfolgreichen. Auf der nächsten Seite geht es weiter. Demnach starteten von ELA1 28 Ariane 1-3, es waren aber nur 25. Die 119 Starts bei ELA2 stimmen, nur sind es nicht nur Ariane 4, sondern auch drei Ariane 2+3, die von ELA2 aus starteten. Also genauso die drei die bei der ersten Angabe fehlten.

Viele Fehler für eine dreiviertel Seite reinen Text. Ich verstehe nun, warum meine Bücher so vernichtende Kritiken bekommen, sie enthielten nur Fakten, Offensichtlich sind diese bei der Informationszeitschrift des DLR völlig nebensächlich, sonst könnte so was nicht passieren. Das ist sehr bedauerlich, denn anders als ich haben die Journalisten (gemacht werden die Beiträge ja nicht in der Regel von Wissenschaftlern) ja die Möglichkeit, die Beiträge korrekturlesen zu lassen. Es wird bei den über 7.000 Mitarbeitern sicher jemanden geben der sich dort auskennt. Und da es sich um eine offizielle Publikation handelt, wäre es vielleicht auch keine schlechte Idee dies zu tun.

Das leitet mich zu meinem Thema über. Kritik: sind wir im Allgemeinen kritischer geworden? Oder bin nur ich dies geworden? Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich bis ich 26 wurde P.M. gelesen habe, bis mir das Niveau zu sehr auf die Nerven ging. Das war immerhin kurz vor dem ersten Uniabschluss. Auch wenn ich an die Bücher in meinem Bücherregal denke die ich bis vor 10 Jahren gelesen habe, würde ich viele heute nicht mehr kaufen.

Nun hat sich vieles verändert. Früher habe ich Bücher nur in einer Buchhandlung kaufen können. Das war beschränkt auf das was einsehbar war. Damit schieden selten verkaufte Titel, die spezialisiert waren, schon aus. Sicher konnte man damals schon bestellen, doch wenn man von der Existenz eines Buchs gar nichts wusste und damals in den Datenbanken nur Titel, Autor und Preis standen, aber keine -inhaltsangabe war das auch nicht hilfreich.

Die Möglichkeit sich relativ leicht zu Infomieren macht zum einen das Schreiben von Büchern einfacher, zum anderen auch schwieriger, Auf der anderen Seite gibt es dann natürlich Hunderte von Experten, die jeden einzelnen Fehler finden. Führt das zu einer Kultur des Herummeckerns? So nach dem Motto das ich schon gesehen habe. Da habe ich diese und jene Fehler gefunden – das Buch/Artikel ist scheisse.

Nun unbestritten ist, dass das Internet unsere Wahrnehmung verändert. Es ist einfacher einen Kommentar, Bewertung zu hinterlassen und natürlich ist es so, dass wir das einfacher tun, wenn wir einen Fehler erkennen, als wenn alles okay ist. Ich muss ja nur an diesen Blog denken: Vor ein paar Jahren hätte ich die Artikel im DLR Magazin nach einem Tag vergessen gehabt, aber nun suche ich eigentlich immer nach einem Aufhänger was ich so als nächstes Bloggen könnte. Was meint ihr? Werden wir langsam zu einer Meckergesellschaft?

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