Bernd Leitenbergers Blog

Immer ist Microsoft dran schuld

In der letzten ct‘ kam eine Meldung wonach der PC-Verkauf erstmals seit 1993 rückläufig ist. Damals flog glaub ich eine Fabrik für den Kunststoff in die Luft in die damals die Chips eingegossen wurden, was innerhalb weniger Wochen die Speicherpreise vervierfacht hat. Schuld an dem Rückgang: Microsoft. Windows 8 käme bei den Leuten nicht an, sie würden daher keinen neuen PC kaufen und mit dem alten unter Windows 7 weiter arbeiten.

Nun ist Windows 8 bestimmt nicht der Verkaufsschlager als den Microsoft ihn geplant hat. Der grundlegende Fehler war es, Funktionen die auf einem Tablett Sinn machen, auf einem Desktop Rechner zur Bedienung einzuführen wie Gestensteuerung „Tochdisplay“. Es gibt zwar neben Tablett-PCs und Zwittern zwischen Notebook und Tablett zwar erste Geräte mit einem berührungssensitvem Bildschirm, aber die sind zum einen recht teuer und zum anderen ändern sie nichts am Grundproblem, dass man dann dauernd wechseln muss zwischen Tastatur und Maus und Monitor. Anders als bei Windows 7 halten sich die Verbesserungen die man auf dem PC nutzen kann aber in Grenzen. Früher war es so, dass eine neue Windows Version schon wegen der gestiegenen Hardwareanforderungen einen neuen PC nötig machte. Auch dem ist nicht mehr so. So gibt es für die Leute aus diesem Blickwinkel keinen Grund einen neuen PC zu kaufen.

Eigentlich sollte man meinen, Microsoft hat nach dem Fiasko mit Windows Vista hinzugelernt, aber dem scheint nicht so zu sein. Vielleicht hat aber auch die Firma den PC Markt schon abgeschrieben. Egal welches Windows sie rausbringen. Jeder PC braucht eine Lizenz. Die noch bei XP möglichen Volumenlizenzen wurden abgeschafft, so ist jeder Schlüssel nur wenige Male verwendbar ohne das man unangenehme Fragen beantworten muss wenn man es dann nur noch telefonisch aktivieren kann. So ist es logisch, dass sich die Firma auf den Zukunftsmarkt der Tablett PCs oder Smartphones konzentriert in denen derzeit noch Android und iOS dominieren.

Aber die Branche macht es sich zu einfach. Ich habe mir vor einigen Tagen mal angesehen was ich für den Peis meines alten PC’s (500 Euro) an neuen Geräten bekomme. Der alte ist nun dreieinhalb Jahre alt, steuerlich abgeschrieben und vielleicht wäre mal ein neuer fällig. Doch selbst wenn ich ignoriere dass ich den PC um eine Festplatte und 4 GB RAM erweitert habe, bekomme ich nicht wesentlich mehr als vor mehr als 3 Jahren. Anstatt 4 GB eben 8 GB, die Festplatte ist nach wie vor 1 TB groß und bei den Prozessoren ist es in der Preisklasse um 500 Euro auch noch ein Zweikerner. Nur die Spitzentraktfrequenz ist von 2,6 auf 3,2 GHz gestiegen. Also wenn ich noch nicht aufgerüstet hätte, würde ein RAM Riegel reichen und das einzige was dann ein neuer PC voraushätte wären 600 MHZ oder weniger als 25% Geschwindigkeit mehr.

Das ist der wesentlichste Grund, warum die Leute keinen neuen PC kaufen: früher brauchte man ihn entweder weil sonst neue Software nicht mehr lief oder der neue war nach drei Jahren in allen Parametern 2-4 mal besser, sodass man „mehr Power fürs Geld“ bekam (ob man sie braucht ist eine andere Frage), aber nun ist dem nicht mehr gegeben. Die PC Branche erreicht nach 30 Jahren den Sättigungspunkt den andere Branchen schon längst erreicht haben: jeder hat das gewünschte Produkt und neue Innovationen die obwohl man das Produkt hat einen zum Neukauf veranlassen bleiben aus. Dann wird eben noch ersetzt wenn etwas ausfällt. Ich wette bald werden Motherboards oder Prozessoren so konstruiert, dass sie nach 2-3 Jahren den Geist aufgeben. Die geplante Obszoleszenz ist ja auch sonst im IT Bereich schon verbreitet wie Tintenpatronen bei Druckern sie sich für leer halten oder fest verlötete Akkus die einen zum Neukauf zwingen.

Ansonsten geht es der Branche ja gut. Das es weniger neue PCs gibt, heißt ja nicht, dass es nicht mehr Umsatz gibt. Die Leute haben meist noch ein Notebook, das muss man sowieso nach einigen Jahren auswechseln, weil das Display dunkler wird und der Akku schwach. Dann kaufen sie jetzt noch ein Tablett oder einen Tablett PC oder ein Smartphone und geben dafür sogar noch viel mehr Geld aus als wie für einen neuen PC. Es scheint so zu sein wie bei den Fernsehern: anstatt Röhrengeräten kauft man eben erst LCD und nun LED Fernseher, aber der Umsatz wird nach wie vor gemacht, nur eben mit anderen Geräten.

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