Bernd Leitenbergers Blog

SpaceX auf dem Weg zu ULA 2.0

Unabhängig vom CRS-3 Start will ich heute mal wieder SpaceX widmen, auch weil der Beitrag schon am Gründonnerstag entsteht. Am Montag gab es eine feierliche Zeremonie bei der die NASA PAD 39A an SpaceX vermietet, sogar NASA Administrator Boulden war da. Gwen Shotwell versprach „We’ll make great use of this pad, I promise,“ Nun soll auch die Falcon Heaven hier zum Jungfernflug starten. Das soll eine Entscheidung sein, die erst in den  letzten Monaten gefallen ist „Until yesterday, we didn’t actually have pad 39A,“ said Emily Shanklin, a SpaceX spokesperson, in an email response to questions. „Once the lease was signed, it became the option that made the most sense.“. Das zeigt mal wieder die SpaceX Desinformationspolitik, hat es doch in dem vergangenen Jahren immer geheißen, dass man Vandenberg für die Falcon Heavy baut und sie zuerst mal nicht vom Cape aus starten könnte weil die Umbauten das LC 40 zu lange blockieren würden. Nun sollen aber an Pad 39A nur geringe Modifikationen nötig sein. Wesentlich mehr dürfte die Errichtung eines neuen Hangars für die Horizontalintegration erfordern.

Für mich ist das ein erneutes Indiz, dass es der Firma vor allem um Regierungsaufträge ankommt. Sie pusht in dieser Hinsicht viel. Musk preist seine Raketen wie Sauerbier vor Kongressanhörungen, ruft seine Jünger auf dieselben Abgeordneten mit Mails zu bombardieren und die Fima veröffentlicht zwar keine Daten über ihre Raketen aber ein Paper das ausrechnet, was der Steuerzahler mit SpaceX sparen könnte. Dazu wird vermeldet gibt die Geschäftsleitung enorme Summen für Lobbyismus aus. Weitausmehr als ihre Konkurrenz.

Nehmen wir einfach mal die Fakten: Was SpaceX selbst zugibt, ist ein Grund für die Miete des Pads, dass das Militär für ihre Nutzlasten eine vertikale Integration verlangt. Die Falcon 9 wird aber wie die Sojus und die anderen russischen Träger horizontal integriert. Das Pad soll um einen Zugang erweitert werden. Mit dem existierenden Pad ist dies nicht möglich, da gibt es nur einen kleinen Nabelschnurmast. Trotzdem baut die Firma einen neuen Hangar nur für Pad 39A, wo die Rakete horizontal integriert wird und die Nutzlastspitze folgt dann am Pad. an sollte meinen es wäre doch möglich die schon existierenden Anlagen zu nutzen die man für das Pad 40 hat.

Wofür diese Investitionen, und das Versprechen das mann „great use“ von der Anlage machen will? Das Launchmanifest gibt das nicht her, dort sind nur drei Starts der Falcon Heavy bis 2017 verzeichnet, der Jungfernflug ohne Kunden, eine Demomission der USAF ohne wichtige Nutzlast die vielmehr eine eihe von Manövern erproben soll und als einziger kommerzieller Start der eines Intelsats. Das bisherige Launchmanifest könnte die Firma locker mit einem Pad abwickeln. Ariane 4 startete bis zu 12 mal pro Jahr und dort wurde vertikal integriert (dauert meistens länger) und die Nutzlastspitze wurde erst am Pad montiert, (blockiert das). SpaceX wird die ganze Rakete mit Spitze fertig stellen bevor sie zum Pad kommt. Die Sojus mit rein horizontaler Integration und bis zu 60 Starts pro Jahr zeigt wie oft man dann starten kann.

Kommerzielle Kunden werden warten bis es genügend Starts gibt und wenn dann fehlt die Doppelstartfähigkeit. Es gibt keinerlei Auskunft über eine Struktur wie die Sylda-5 welche den unteren Satelliten umhüllt und schützt. Bei der kurzen Nutzlastverkleidung wäre die auch schwer umzubringen. Arianespace will die ja schon um 50% längere Verkleidung nochmals verlängern weil dei Satelliten größer werden. Bleibt das Stacking, was ILS seit Jahren anbietet aber bisher nur ein oder zweimal einsetzen konnte, denn die meisten Kunden wollen nicht ihren Satelliten auf einen anderen aufgeschraubt sehen. So wird es wohl Einzelstarts geben und dann ist es mit dem günstigen Preis vorbei. 130 Millionen Dollar (Falcon heavy) sind normal für einen Einzelstart. Eine Proton kostete 2011 rund 105 Millionen im Einzelstart.

De Fakto macht das Pad und die Investitionen nur Sinn, wenn man ins Regierungsgeschäft einsteigen will. Die Aufträge sind dort sicher und müssen nicht akquiriert werden. Die Verdienstspanne ist noch höher, denn kommerzielle Missionen konnte Lockheed Martin bisher nur wenige gewinnen. Jetzt hat die Firma eine kostenlose Versicherung angeboten um die Rakete preislich attraktiver zu machen. Boeing versucht es gar nicht erst mit der Delta. Es sind ja nicht nur die höheren Startpreise sondern das DoD zahlt beiden Firmen zusammen jedes Jahr 1 Milliarde nur dafür, dass sie nicht Fachleute entlassen und gerade nicht benötigte Fabriken einmotten. Wenn man da dabei ist hat man einen stabilen Kapitalfluss. Dazu kommt das das Militär und die NASA gewohnt sind Priorität zu haben. Wenn ein Statt von ihnen ansteht, dann zu einem bestimmten Termin und wenn sich der verschiebt dann müssen eben alle anderen Kunden warten – vielleicht auch ein Grund warum SpaceX seit Januar nichts startete. Das ist mit einem eigenen Pad besser möglich. Nur für kommerzielle Missionen lohnt es sich nicht so viel Geld in Infrastruktur auszugeben, zumal die Firma ja schon zwei Startplätze hat.

Nur erst mal hat man nur Kosten. Auf politischen Druck hin vergab die USAF 14 Starts für „Neulinge“, zum Vergleich: 36 wurden zeitgleich bei ULA als Block-Buy gekauft, obwohl das ergebnisoffen formuliert ist, dürfte wegen der Größe der Nutzlast nur SpaceX infrage kommen. Doch wegen Verzögerungen beim Bau der GPS III Satelliten, die wohl eine Nutzlast sind hat man es auf 7 Starts zusammengestrichen. Nimmt man an, dass es sich um den gleichen Zeitraum wie bei ULA handelt, dann sind das vier Jahre, also nicht mal zwei Starts pro Jahr. Erst danach wird man beim DoD über neue Starts entscheiden. Das bedeutet bis 2018 wird es maximal einige zusätzliche Aufträge geben, außer die USAF revidiert ihre Orders.

So gesehen spricht viel dafür dass die Firma sehr bald das gleiche Schicksal aller US-LSP teilen wird. Sie zogen sich vom kommerziellen Markt zurück und bauen auf die US-Gesetzgebung die Starts nur an US-Firmen vergibt, egal was sie kosten. Das ist sicher, das ist einträglich. Kommerzielle Starts sind das nicht. Man muss sie gegenüber Wettbewerbern gewinnen. Wenn man einen Fehlstart hat sinkt die Auftragszahl wie man in den letzten Jahren bei der Proton sah. Die nur zweistufige Auslegung der Falcon 9 bedeutet auch, dass in den Orbit noch die relativ schwere zweite Stufe gelangt und so sinkt die Nutzlast bei höheren Geschwindigkeiten ab und sie erreicht nur noch 3,5 t in den GTO. Eine Zahl, die ich schon vor der Bestätigung errechnet habe. SpaceX bemüht sich aber nicht um einen Startplatz in Äquatornähe, wenn man nochmals einen weiteren vierten Startplatz haben will, dann in Texas, sonst könnte man ja die US-Regierung vergrätzen.

Entwarnung für Europa, die ja gerade SpaceX als Grund anführen, eine neue Rakete zu entwickeln? Nein, eher wird es noch kritischer. Wenn SpaceX die hälfte der US-Aufträge und Subventionen erhält, dann sind das 550 Millionen Dollar Fixzahlungen pro Jahr und  40% höhere Startpreise als Arianespace heute verlangen kann. Wenn es vier Starts pro Jahr sind, dann sind das zusätzliche Einnahmen von rund 800 Millionen Dollar pro Jahr, die kommerzielle Mitbewerber nicht haben. Damit kann man Kampfpreise gut quersubventionieren.

Es könnte noch einen weiteren Grund für die Wahl von Pad 39A geben. Denn es gibt ja noch das CCDev Programm. Da könnte es wenn die NASA mal sich auf eine Firma festlegen soll eine Rolle spielen, ob die Firma auch ei Infrastruktur zum Starten hat. Nicht umsonst plädierten die Mitbewerber dafür das Pad 39A nicht an eine Firma zu vergeben, sondern an mehrere – für wenige bemannte Starts zumindest organisatorisch eine sinnvolle Entscheidung, ob es technisch möglich gewesen wäre zwei verschiedene Raketen (StAtlasals V und Falcon 9/Heavy) vorzubereiten? – ich habe da meine Zweifel.

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