Bernd Leitenbergers Blog

SpassX Nachlese und Vorrausblick

Es wird mal wieder Zeit sich SpassX zu Widmen. Ich bin ja etwas milder gegenüber der Firma geworden, zumal sie sich echt große Mühe gibt, das meine Vorhersagen eintreffen sogar Starts verschieben und trotz gerammeltem Mainfests keinen anderen Kunden vorziehen.

Tja man könnte erst mal Bilanz ziehen und einen kleinen Vergleich mit Arianespace ziehen:

SpassX Arianespace
2014 durchgeführte Starts 6 11
2014 gestartete Satelliten (ohne Sekundärnutzlasten) 6 23
Gestartete Nutzlast 27,9 t 77,1 t
gewonnene Kontrakte 7 14
davon auf dem freien Markt 5 9

Ja mit so einem erfolgreichen Firma kann man bei der ESA schon die Milliarden für die Ariane 6 Entwicklung loseisen.

Dann gibt es ja noch Interna aus der Firma. Ein Ex-Mitarbeiter hat sich über Musks Führungsstil ausgelassen:

„If you believe a task should take a year then Elon wants it done in a week,“ the post claims. „He won’t hesitate to throw out six months work because it’s not ‚badass‘ enough. But in doing so he doesn’t change the schedule.

Zudem arbeiten dort zu wenige am Samstag und wenn man Hobbys oder soziale Interessen hat ist die Firma auch nichts für einen. Klingt nach Ausbeuterei unter dem Mantel eine Vision.

Dann hat sich Musk erneut scheiden lassen, wieder von derselben Frau. Sie bekommt 16 Millionen für 18 Monate Ehe. Bei der letzten Scheidung kam er ja in kurzfristige Geldnöte.

Dann bekam die Firma ja einen Launchkontrakt von der NASA. Da wurde im Zusammenhang mit dem Protest von Sierra Nevada deutlich wie die NASA sich das billig rechnet, denn für die GAO sieht das so aus:

Kosten für NASA (Haushalt) Gesamt Differenz
SpassX 1750 Millionen 2600 Millionen 850 Millionen
Sierra Nevada 2550 Millionen 3300 Millionen 750 Millionen
Boeing 3010 Millionen 4200 Millionen 1190 Millionen

Man kann daher auch Sierras Protest gut nachvollziehen. Die unterschiedlichen Budgets kommen durch die Taschenspielertricks der NASA zustande. Die erste Zahl ist die für die Entwicklung und die zweite inklusive der Erprobungsflüge. Man sieht dass durch den wiederverwendbaren Gleiter Sierra Nevada sogar noch billiger als SpassX ist, obwohl man auf einer Atlas V startet. Auch ist Boeing nicht so viel teurer beim Betrieb trotz Altas V. Das SpassX nicht so billig ist wenn es reguläre und keine Promotionspreise gibt zeigt sich ja an DSCOVR, die eigentlich im Januar starten sollte. Deren Start kostet 96 Millionen Dollar, wobei das nur der SpassX Anteil ist. Die Gesamtkosten für den Start liegen bei 134,5 Millionen Dollar. Das ist nicht unwichtig, weil bei Vergleichen mit ULA SpassX immer nur diese Preise nimmt und sie mit ihren Werbepreisen vergleich. Das auch ULA Atlas und Delta für deutlich weniger produziert als dann ein Start kostet wird geflissentlich ignoriert.

Bei dem Protest von SpassX, dass sie keinen Auftrag 2012 erhalten haben, weil sie noch keinen zertifizierten Träger hatten gibt es wenig Neues. Die US-Regierung hat nun zum dritten Male die Abweisung der Klage beantragt, Die Zertifizierung von SpassX zieht sich dagegen hin, nun wird Mitte des Jahres von der USAF angepeilt. Klar, wenn jemand schon prozessiert, bevor einen Auftrag hat, dann macht man die Zertifizierung am besten besonders gründlich, sonst prozessiert er dann dagegen auch noch.

Dann steht 2015 an, mit der ersten Landung einer Stufe auf einer Plattform. Wie immer gibt Musk die Chance für einen Erfolg zu 50% an, und wie letztes Jahr verspricht er für dieses Jahr einen zweiten Einsatz einer Stufe. In der FAQ die es gab dürften dann die SpassX-Jünger die immer auf die Falcon Heavy setzten einen Dämpfer bekommen haben – deren Bergung ist erheblich aufwendiger. Nicht überraschend wenn man Grundkenntnisse der Raumfahrt hat.

Damit niemand mehr auf die Idee kommt, das Launch Manifest mit den erfolgten Starts zu vergleichen hat man dieses auf eine alphabetische Ausgabe umgestellt. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Imemrhin soll es nach Musk einen Start pro Monat geben. Kunden wollen deutlich mehr – 16 bräuchte man um die Nutzlasten zu starten die wegen der Verzögerungen schon anstehen. Obwohl die Firma beteuert sie können 40 Core pro Monat produzieren scheint man in Wirklichkeit hinterherzuhinken. Am 22.10.2014 haben sie ihr 100-sten Merlin 1D produziert. Klingt beeindruckend, aber da man 10 pro Start braucht entspricht das 10 Starts und 8 waren schon zu dem Zeitpunkt gelaufen, dazu kommen dann noch die Triebwerke für Tests. Einen großen Vorrat dürften sie also nicht haben, auch wenn sie angeblich 4 Triebwerke pro Woche produzieren (würde einen Start alle 18 Tage erlauben). Aber das sind eben die SpassX Angaben, die stimmten schon früher nicht mit den erfolgten Starts überein.

Machen wir eine Prognose:

Auch wenn Elon Musk offensichtlich sich mehr nach „badass“ orientiert als nach ökonomischen Gesichtspunkten wird er wohl bald einsehen dass es ziemlich dämlich ist eine Rakete mit eigenem Treibstoff zurück zum Startplatz zu lenken, weil man so nur effektiv die Nutzlast absenkt. Er wird also wenn das Landen auf der Plattform klappt bei dieser Lösung bleiben und die Stufe per Schiff zurückbringen. Das wäre meine Prognose für die zukünftigen Landungen. Ich will noch eine hinterherschieben: Wir werden sie nicht oft sehen, fast ausschließlich bei LEO und SSO Missionen, weil die Nutzlast von maximal 3,5 t in den GTO doch etwas klein ist.

Doch erst Mal steht der nächste Start an. Den übernächsten hat die USAF ja schon von sich aus verschoben, damit die arme Firma das nicht machen muss. Er wird der spannendste sein, denn es geht um DSCOVR, eine Raumsonde. Ansonsten dominieren ja langweilige Resupplymissionen und Kommunikationssatelliten das Manifest.

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