Bernd Leitenbergers Blog

Die SLS

Gerade hat die SLS ihr Critical Design Review beendet und alle sind zufrieden. Es kann nun also an die Umsetzung gehen. Zeit mal was über die SLS zu schreiben. Man kann eigentlich nur eines sagen: eine Superrakete.

Eine Trägerrakete mit 70 t Nutzlast kann ja jeder Bauen. Im einfachsten Fall bündelt man einfach 30 Triebwerke die eigentlich für eine kleinere Rakte vorgesehen sind, aber eine Trägerrakete zu bauen, die wenige Triebwerke verwendet, zuverlässig und preiswert ist, das ist schon eine Kunst. Die Kunst verstehen heute nur noch wenige, doch die Magier der NASA beherrschen sie noch. Was ist das besondere an der SLS?

Sie ist zum einen schon in der ersten Version eine Schwerlastrakete und dabei noch ausbaufähig. Dazu zuverlässig, preiswert und schnell entwickelt, kurzum, die eierlegende Wollmilchsau.

Die erste Version besteht aus einer Zentralstufe mit den vom Space Shuttle bekannten Triebwerken RS-25. Vier Stück sind in der ersten Stufe verbaut. 16 Stück hat die NASA noch in Lagerung, weitere können gebaut werden. Da sie nicht wiederverwendet werden, werden sie bei einem höheren Schublevel betrieben.  Dazu kommen zwei Booster die im wesentlichen verlängerte Shuttle-Booster. Damit sind diese beiden Systeme schon vor Entwicklungsbeginn qualifiziert. Neben der Sicherheit die man so gewinnt, kann man so auch den ehrgeizigen Zeitplan einhalten: Entwicklungsbeginn war 2014, schon 2018 soll der erste Start erfolgen. In Vier Jahren von der Genehmigung zum Einsatz. das ist enorm schnell. Die Saturn V bei der es auch schnell ging, brauchte acht Jahre.

So wird die Entwicklung auch richtig billig: Nur 7 Milliarden inklusive der ersten beiden Testflüge. Die ESA will die Ariane 5 für 4 Milliarden Euro, das sind 4,6 Milliarden Dollar bauen, ebenfalls auf bestehender Technologie basierend, aber in 6 Jahren und bei einem Viertel der Nutzlast der SLS. Wieder mal zeigt die NASA es allen, wies richtig gemacht wird. Nur als Vergleich: Die Saturn V kostete schon 1969 über 8 Milliarden Dollar, und das wären heute inflationskorrigiert über 60 Millarden.

Schon die erste Version wird 70 t in den Orbit bringen. Das reicht für die ersten Missionen, für die es auch noch nicht die Finanzierung für Hardware gibt die auf dem Mond landen könnte, von weitergehenden Zielen wie Mars ganz zu schweigen. So wird sie zuerst nur die Orion und unbemannte Sonden starten. Später kann die Rakete in der Leistung gesteigert werden um ehrgeizigere Ziele anzugehen. Dazu gibt es zwei Ansatzpunkte. Das erste sind die Booster. Eine Ausschreibung für neue Booster wurde schon erteilt, eine Entscheidung ist noch nicht getroffen. Die Shuttle-Booster sind zwar zuverlässig, doch auch technologisch überholt. Neue Feststoffbooster könnten leichtgewichtigere CFK-Werkstoffe für das Gehäuse einsetzen und erreichen mit optimierten Triebstoffmischungen und höherem Brennkammerdruck auch einen höheren spezifischen Impuls. Sie würden die Nutzlast auf 105 t anheben.

Entscheidet sich die NADA für den Übergang auf flüssige Treibstoffe, z. B. mit dem F-1A Triebwerk, so wären auch 130 t möglich. Auch das F-1 Triebwerk ist kein Unbekannter. Es wurde in den Saturn V eingesetzt und ist das erprobteste Triebwerk aller Zeiten. Das F-1A wurde noch untersucht, aber noch nicht getestet und hat einen höheren Schub und noch bessere Leistung. Damit wird die SLS noch sicherer (jederzeit abschaltbare Triebwerke) und hat noch mehr Nutzlast.

Die zweite Verbesserung ist die Einführung einer Oberstufe. Die NASA hat die Entwicklung des J-2X auf Basis des J-2S beendet und abgeschlossen. Die Mittel für eine Oberstufe gibt es aber noch nicht.  Wenn es die Mittel gibt, dann kann eine Oberstufe auf Basis des J-2X entstehen, die die Nutzlast bei neuen Feststoffboostern von 105 auf 130 t oder bei Kombination mit dem F-1A von 130 auf 170 t steigert.

Da allerdings wahrscheinlich die Mittel für neue Booster und neue Oberstufe zum gleichen Zeitpunkt fehlen gibt es noch eine Alternative, und zwar der Umbau einer bestehenden Stufe wie der Delta 4 Zweitstufe. Mit vier RL-10C Triebwerken und einem größeren Durchmesser erreicht sie zwar nicht die Leistung des J-2X, doch steht so bald und kostengünstig eine neue Oberstufe zur Verfügung. Die Oberstufen nutzen vor allem bei Missionen jenseits des Erdorbits wie zum Mond oder Mars.

Das eingesparte Geld durch die günstige Entwicklung der SLS (verglichen mit der Ares V)  wird man bei der NASA sicher in die weitere Vorbereitung der Marslandung stecken, die so ein paar Jahre früher kommen soll.

Noch läuft übrigens die Namenssuche für die SLS. Die NASA ist mit dem Akronym (SLS = Space Launch System) nicht so ganz zufrieden. Vielleicht beteiligt ihr euch ja bei der Namensuche. Mein Vorschlag, mit dem die Amis aber wahrscheinlich nichts anfangen könnte wäre „Wolpertinger“. Aber ich denke es wird wohl eher etwas wie „Barrakuda“ oder „Voyager“ werden.

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