Bernd Leitenbergers Blog

Neutrale Medien und Nordkoreas Raketenstart

Am 6.2.2016 startete Nord Korea erfolgreich seinen zweiten Satelliten. Eigentlich eine Nachricht wert, schließlich kommt das nicht so oft vor (der zweiet Start in vier Jahren) und mit Nummer 2 auch noch in einem Bereich wo es auffällt, anders als vielleicht der 60 Start einer Atlas V. Während die und der gerade erfolgte Delta 4 Start in den Newsportalen Spaceflight now und Spacenews gleich mehrere Beiträge mit Vorstartberichterstattung, Startberichterstattung, Nachberichtserstattung und Fotostrecke bekamen, gab es von dem nordkoreanischen Start nur die Wiedergab von Regierungsmeinungen von Südkorea, Japan und den USA vor dem Start, nichts über ihn selbst. Jetzt nach vier Tagen einige Nachrichten aber auch allesamt negativ. So das es die gleiche Rakete wie beim letzten Mal war und die veraltet ist und zwei Kurzmeldungen das der Satellit taumelt und kurz darauf das er nicht mehr taumelt.

Nun sind diese Websites natürlich von US-Konzernen betrieben. Das bemerkt man an dem Ungleichgewicht in der Berichterstattung über aktuelle Ereignisse z.B. dem Tara bei einem Atlas und dem verhaltenen Echo bei einem Ariane Start aber auch bei den Rückblenden. Man erinnert an alte Shuttle Starts oder 30 Jahre Fertigstellung von SLC 6 für die Shuttles. Ich kann mich nicht erinnern, das man 50 Jahre der ersten unbemannten Mondlandung durch Luna 9 erinnert hat, doch das die Portale nun auch die politische Richtung der US-Regierung vertreten und den Start lange Zeit totschweigen, nachdem klar ist das es kein ICBM-Test was wohl nicht in den Kram passt. Ich habe dann mal in Raumfahrer.net reingeschaut doch auch da findet sich nichts. Schade, aber da weiß ich wenigstens warum Skyweek einer meiner Startseiten ist – Daniel Fischer ist anders als die vorher genannten drei Portale absolut unabhängig und unparteiisch und hat über den Start berichtet. (Und das obwohl er es alleine macht ohne einen ganzen Mitarbeiterstab wie die obigen Portale).

Fangen wir mal mit einer Analyse an. Natürlich hat Nordkorea das Recht Satelliten zu starten. Nach einer UN Resolution 1718 muss Nord Korea seine ballistischen Waffen vernichten. Also deuten die USA, Südkorea und Japan das als ballistischen Test und Nordkorea eben als Satellitenstart. Japans Protest kann man schon mal als Schaumschlägerei vergessen. Die Bahn der Rakete ging in einen sonnensynchronen Orbit, d.h sie startete fast genau nach Süden, damit ist aber Japan nicht betroffen. Die Rakete passierte selbst die vorgelagerten Inseln wie Okinawa. Süd Koreas Küste wird überflogen, doch bei der Bahnneigung nicht das Land.

Auf der einen Seite ist die Rakete mit ihren langen Brennzeiten eine Trägerrakete, keine ballistische Rakete. Das ist keine Ausweichlösung, denn gerade die oberen Stufen haben lange Brennzeiten. Würde man keine leistungsfähigen Triebwerke haben, so würde das die erste Stufe betreffen. Das hindert natürlich die USA nicht daran das Gegenteil zu behaupten. Im Suchen von Begründungen für Sanktionen und Krieg sind die USA ja erfinderisch. Ich sage nur Irak und Massevernichtungsmittel.

Dann könnte man noch auf die Idee kommen, das die Nordkoreaner eine Trägerrakete entwickeln und als Trägerrakete testen aber sie als ICBM einsetzen. Das ist ja auch das was ihnen vorgeworfen wird. Es gibt einen Hinweis darauf, das dies nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, denn der Satellit sendet bisher keine Daten. Das ist schon sehr seltsam. Wenn er etwas beobachten will, dafür spricht eine sonnensynchrone Umlaufbahn so würde er Daten zum Boden senden. Er dürfte zu klein sein um eine Rückführkapsel abzuwerfen. Auf der anderen Seite hat das Taumeln aufgehört, er scheint also auf Kommandos zu reagieren, das tut ein Sprengkopf eher nicht und wenn er nichts beobachten soll, warum dann eine sonnensynchrone Umlaufbahn in 500 km Höhe? Bei einer niedrigeren Bahnhöhe und niedriger Inklination wäre die Nutzlast größer.

Allerdings – wenn ich einen Satelliten nur als Alibi starte, dann wäre es viel besser ihn nach Osten zu starten, dass maximiert die Nutzlast. Umgekehrt, wenn es eine Langstreckenrakete wäre würde man die USA über die Pole angreifen und auch Südkorea liegt im Süden, dann wäre eine sonnsynchrone Bahn eine bessere Simulation der Bahn. In beiden Fällen braucht man aber keine 500 km hohe Bahn zum ICBM Testen, das kostet nur Nutzlast und die dürfte bei der eingesetzten Technik rasch zunehmen wenn man nur auf etwas Geschwindigkeit verzichtet.

Meiner Ansicht nach gibt es aber zu wenige Hinweise dafür das es ein ICBM Test ist.. Zum einen setzt das enorm viel Finesse voraus, die angesichts der bisherigen grobschlächtigen Verlautbarungen Nordkoreas kaum vorstellbar ist. Wenn man eine Wasserstoffbombe testet trotz Verbots (anscheinend ist nur die Atombombe als Zünder explodiert, für eine H-Bombe ist die Sprengkraft zu gering gewesen), warum soll  man bei den Raketentests dann so umständlich vorgehen? Ein echter Test er Aufstiegsbahn würde auch viel mehr Daten liefern die brauchbar sind. Nimmt man eine angestrebte Kreisumlaufbahn an, so sind die 20 m/s Geschwindigkeitsunterschied viel zu hoch um als ICBM ein Ziel genau zu treffen, das kann nun jeder sehen, bei einer ballistischen Bahn weiß nur Nordkorea ob der Zielpunkt genau getroffen wurde oder nicht. Immerhin: der letzte Satellit hatte eine noch elliptischer Umlaufbahn. Unbestritten kann man aus dem Start auch einiges ableiten, unter anderem auch das die Rakete funktioniert, vorher scheiterten ja einige Startversuche. Doch wenn ich eine Rakete als ICBM einsetzen will, dann teste ich sie auch so. Das schüchtert auch die USA mehr ein als ein Satellitenstart. (Wenn überhaupt)

Wie aber schon gesagt: Das „Verkaufen“ eines ICBM Tests als Satellitenstart halte ich für zu raffiniert für die Nordkoreaner. 2012 durfte James Oberg vor einem Test nach Nordkorea. Im Hotel gab es in Stockwerk bei dem die wände voller anti-amerikanischer Propaganda war. Damit die Journalisten nicht dahin kamen, hat man den Knopf im Fahrstuhl ausgebaut. Es gab dort keinen 5.ten Stock, so musste das jedem Trottel auffallen… Das ist die Art von Täuschungsmanövern die Nordkorea betreibt.

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