Bernd Leitenbergers Blog

Die deutsche Automobilindustrie

Derzeit wird wieder mal ein Skandal gekocht – diesmal der Abgasskandal. Zeit mal meine Meinung zu der deutschen Automobilindustrie zu sagen. Ich finde das bemerkenswert, was dieser Industriezweig geschafft hat, nämlich die Politik so zu beeinflussen, das sie sogar bereitwillig Prämien verteilt. Ich glaube einen ähnlichen Einfluss hat sonst nur die Atomwirtschaft, die es erst fertig brachte, dass der Staat jahrzehntelang die gesamte Technologie förderte, dann konnte man den Strom günstig produzieren und mit hohen Gewinnen verkaufen, man brachte es fertig de Kernaustieg zu revidieren (bis Fukushima passierte) und nun soll der Staat auch noch für die Endlagerung aufkommen weil die dafür angelegten Rücklagen eigentlich keine Rücklagen sondern Investitionen in andere Bereiche sind, ach ja und weil man einige Meiler abgeschaltet hat prozessiert man noch gegen den Staat ENBW hat letzte Woche auf 300 Millionen Euro entgangener Gewinn geklagt.

Doch zurück zur Automobilindustrie. Mir fiel das schon 2009 auf, als die Branche als einzige staatliche Subventionen bekam nachdem die Immobilienkrise zu einem Umsatzeinbruch führte. Damals gab es 2500 Euro „Abwrackprämie“. Die Leute sollten jetzt ihr noch funktionierendes Fahrzeug verschrotten und ein neues kaufen und kassieren 2500 Euro vom Staat. Zahlreiche andere Unternehmen lies man Hops gehen wie Quelle oder Schieser. Nun hat sich die Politik auf eine erneute Prämie geeinigt- diesmal für Elektroautos. die ist doppelt so hoch. Dabei hinkt die deutsche Industrie bei dieser Technologie hoffnungslos hinterher. Was es gibt sind einige Vorzeigeprojekte. Inzwischen arbeitet man mit Tesla „zusammen“ sprich lässt dort den Teil fertigen auf den es ankommt um den technologischen Rückstand zu kaschieren.

Ich bin von Elektrofahrzeugen nicht überzeugt, zu viele Fragen gibt es. Vor allem wo man wenn es nicht nur einige Hunderttausend Fahrzeuge sind sondern Hunderte von Millionen (wenn man nur einen Teil der kraftstoffbetriebenen Fahrzeuge ersetzt) das ganze Lithium für die Batterien herbekommt. Zudem ist die Technik nur auf den ersten Blick effizienter. Teslas Modell S hat z.B. einen 86 KWh Akku der für maximal 528 km reicht. Das sind also 16,1 kWh/100 km. Das klingt auf den ersten Blick viel besser als bei Benzin, das einen Energiegehalt von 9 KWh/l hat. Aber Strom wird nur mit einem Wirkungsgrad von etwa 30-40% produziert, das erhöht dann den Äquivalentverbrauch schon auf 5-6 l/100 km. Dazu gibt es noch Verluste beim Transport über die Stromleitungen und beim Laden der Batterien. So viel günstiger ist es also nicht, es verlagert nur die Energieerzeugung und ersetzt Benzin oder Diesel durch eine andere Energiequelle die (hoffentlich) nicht so rar ist.

Trotzdem setzt die deutsche Automobilindustrie noch immer auf Kraftstoffe, obwohl sie weiß, das Erdöl der fossile Treibstoff mit den geringsten Vorräten ist. Sie mag zwar nicht von Elektofahrzeugen überzeugt sein, aber sie investiert auch nicht in andere Alternativen, obwohl auch da keine so richtig überzeugend ist, am ehesten halte ich noch Erdgas für eine Alternative. Das gibt es zumindest in größerer Menge als Erdöl und es kann direkt verbrannt werden, alle anderen Technologien haben enorme Umwandlungsverluste von der Primärenergie in den Treibstoff.

Dann überzeugt die Automobilindustrie die deutsche Bundesregierung strengere Abgasvorschriften in der EU zu verhindern, und die heutigen Regelungen sind auch ein Witz: Elektroautos zählen nicht mit der Emission die die Stromerzeugung verursachte sondern mit 0, dabei senken sie indem sie negativ angerechnet werden sogar die Emissionen der anderen Fahrzeuge. Da diese als Flottenwert angegeben werden hat das dazu geführt das die Automobil-Konzerne einen Großteil der neu zugelassenen Elektrofahrzeuge auf sich selbst angemeldet haben.

Nun der Abgasskandal. Auch hier sieht es so aus, als wäre ein US-Bürger mehr wert als ein Deutscher. Dort bekommt jeder 5000 Dollar Schadensersatz, hier werden nur 630.000 Fahrzeuge (nicht alle betroffenen!) nachgerüstet. Die Meßmethode war schon immer ein Witz nicht nur wegen der Feinstaubwerte. Ich würde mal sagen 90% der Käufer interessieren sich nicht für die aber sie interessieren sich für den Benzinverbrauch und der war auf den Rollenfahrständen ja auch deutlich geringer als in Wirklichkeit. Nun weil die offensichtliche Einfachheit der Austrickersei bekannt wurde (einfach prüfen ob bei fahrendem Auto die Tür offen ist) will man auf die Straße, aber auch nicht wirklich auf die echte Straße sondern eben Rundkurse in Testarenen. Falscher Ansatz. Sucht euch einige charakteristische Strecken in realen Städten 7 Landstraßen 7Autobahnen aus, fahrt diese mit jedem Auto zehnmal ab um statistische Schwankungen durch unterschiedlichen verkehr / Ampel Beschaltung etc. auszuschließen und ermittelt so den Wert. Das sollte doch nicht so schwer sein, auch wenn es länger dauert.

Insgesamt ist auch die EU-Grenzwertvorgabe mit Durchschnittswerten pro Flotte der falsche Weg. Jeder Automobilhersteller wird doch seinen Gewinn maximieren wollen. Er vierdient nun mal mehr je teurer ein Auto ist. Je teurer es ist desto mehr Motorleistung hat es aber. Mit einem Flottenwert schert man alle über denselben Kamm egal ob jemand nur Kleinwagen baut oder als Gegenbeispiel nur Luxusschlitten mit hoher Motorisierung. Mein Vorschlag: Ermittelt über die Fahrzeuglebensdauer die Emissionen, setzt einen Obolus pro Tonne CO2 fest und die wird beim Fahrzeugkauf drauf geschlagen und fließt an den Staat. Wer einen Porsche kauft den mag das dann kaum jucken, wer einen Kleinwagen kauft wohl eher und er sucht vielleicht intensiver nach einem spritsparendsten anderen Modell. Es versteht sich von selbst, dass man mit dem Geld das der Staat bekommt dann auch Maßnahmen für en Umweltschutz und Reduktion der Emissionen tut.

Zu diesen Maßnahmen gehören auch Alternativen zum Auto, wie bessere Versorgung mit öffentlichem Verkehr, Reduktion der Preise (ich finde es skandalös, das der Flug über eine mittlere Strecke, die man auch im Zug zurücklegen kann, heute billiger als die Fahrt mit der Bundesbahn ist). Förderung von Car-Sharing oder anderen Alternativen. Wenn man schon elektrisch fahren will, dann mit einem E-Bike oder ähnlichem. Mit einem Pendant zum Moped wäre man innerstädtisch genauso schnell wie ein Auto unterwegs, die Straßen wären leerer und das würde viel Energie verglichen mit dem Auto sparen.

Doch ich sehe dafür schwarz. Heute hat die Automobilindustrie eine solche Macht, das es nicht mal Fahrverbote bei Feinstaubbelastung gibt, sondern nur die Bitte kein Auto zu benutzen. So war das zumindest hier in Stuttgart. Stuttgart ist die einzige Großstadt in Deutschland in einer Tallage und hat daher dauernd Emissionsprobleme.

Mein Resümee: Eine tolle Industrie. Sie hat keine Zukunft., empfindet als innovativ wenn sie neuen elektronischen Schnickschnack einbaut anstatt ihre Fahrzeuge auf neue Technologien umstellt (auch hier gäbe es noch viel zu sagen z.B. den schweren Strahl durch leichte Kohlefaserverbundwerkstoffe zu ersetzen) und wenn es mal kriselt ist die Politik zur Stelle. Mein Tipp: Aktien kaufen, krisensicherer geht es nicht. Ich habe es getan und trotz derzeitiger Flaute haben sich Daimler und Porsche prächtig entwickelt, VW nicht ganz so ist, aber immer noch im Plus.

Ach ja, woanders ist es auch nicht viel anders: im gleichen Krisenjahr hat die US-Regierung die Mehrheit der Anteile an General Motors gekauft.

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