Seit gestern läuft meine PV-Anlage, noch ist nicht mal Mittag und sie hat schon 16,4 kWh erzeugt, was nach dem Webbrowser 11,5 kg Kohlendioxid entspricht. Da für mich die Minimierung meines eigenen CO2-fussabdrucks ein Grund für die Anschaffung war, habe ich mich mal des Themas angenommen.
Denn es gibt ja mehrere Zahlen dafür. Ich rechne jetzt mal, damit man eine einheitliche Rechengrundlage hat in Kilogramm Co2 (Kohlendioxid) pro 1000 kWh.
Ich habe bei einem Anbieter mit dem Kostenvoranschlag eine Berechnung bekommen, nach der ich 636 kg CO2 pro 1.000 kWh einsparen. Der Wechselrichter rechnet im Webinterface sogar mit 701 kg/1000 kWh. Benutzter man den CO2-Rechner des Umweltbundesamts so sind es nur 457 kg/1000 kWh. Wie kommen die verschiedenen Werte zustande?
Nun primär, welche Berechnungsgrundlage ich nehme.
Best-Case im Sinne von Kohlendioxideinsparung ist, wenn ich Braunkohle als Basis nehme. Also meine Anlage ersetzt ein „Braunkohlekraftwerk“. Braunkohle hat mehrere Nachteile. Bei ihr ist der Verkohlungsprozess noch nicht abgeschlossen, sodass sie noch organische Substanzen enthält – der Sauerstoffanteil liegt noch bei 21 bis 56 % und sie enthält auch Wasser. Sie ist so eine Zwischenform zwischen Holz und Kohle. Da sie so teiloxidiert ist, ist ist ihr Brennwert gering. Sie produziert also viel Kohlendioxid pro Kilogramm Kohle. Daneben enthält sie noch 4 bis 8,5 % Wasser und das wird mitverdampft. Das kostet nicht nur Energie es senkt auch die Abgastemperaturen ab und jedes Kraftwerk kann nur so viel Nutzenergie aus thermischer Energie gewinnen, wie der Temperaturunterschied zwischen Abgas beim Start und nach Passieren der Turbine ist, im Verhältnis zur Ausgangstemperatur. Je höher die Gastemperatur ist desto höher ist der Wirkungsgrad.
Nach Wikipedia liegt ein Braunkohlekraftwerk bei 980 – 1230 kg Co2 pro 1000 kWh. Also noch deutlich höher als die obigen Werte
Steinkohle liegt besser. Sie enthält mehr Kohlenstoff, bis zu 70 % (wenn man die restlichen organischen Bestandteile verbrennt, indem man die Kohle unter Sauerstoffabschluss pyrrolisert dann erhält, man Koks). So ist die Bilanz besser nämlich 790 bis 980 kg Co2 pro 1000 kWh
Erdgas liegt um einiges besser. Zum einen fehlen hier die anderen organischen Substanzen fast völlig. Daneben enthält es von den Kohlenwasserstoffen maximal Wasserstoff pro Kilogramm Masse und Wasserstoff erzeugt kein Kohlendioxid beim Verbrennen und hat einen hohen Brennwert. 1 kg Wasserstoff liefert 134 MJ/kg. Steinkohle nur 29 MJ. Erdgas liegt bei 25 % Wasserstoffanteil bei 46 MJ/kg. (Benzin zum Vergleich mit geringem Wasserstoffanteil bei etwa 38 MJ/kg). Entsprechend liegt ein Gaskraftwerk bei 640 kg Kohlendioxid/1000 kWh, und wenn man noch die Wärme nutzt, kommt man auf Werte von 410 bis 430 kg/1000 kWh. Fotovoltaik ist auch nicht emissionsfrei. Die Herstellung kostet ja auch Energie. Sie liegt bei 80 bis 160 kg/1000 kWh. Windkraftanlagen und Atomkraftwerke liegen deutlich besser.
Doch das sind nur die reinen Energieträger. In der Realität hat man einen Strommix. Wir haben ja schon einen großen Anteil an regenerativen Energiequellen und das senkt den Durchschnitt ab. Je nachdem was ich also als Anteil der regenerativen Energieträger oder Anteil an Braunkohle / Gas nehme, komme ich auf unterschiedliche Werte. Ich habe für mich den Wert des Bundesumweltsamts genommen, denn dessen CO2-Rechner habe ich als Basis genommen, meine Bilanz zu senken. Ich lag vorher bei 10,01 t Co2 pro Jahr – unter dem Bundesdurchschnitt, aber höher als ich wollte. Was mir meine Bilanz verhagelt, ist das ich nun alleine in einem Haus wohne, das früher für meine ganze Familie Platz bot. Selbst wenn ich intelligent heize, brauche ich 1500 Liter Heizöl pro Jahr. Als meine Mutter noch lebte, waren es nu 300 bis 600 Liter mehr. Das zeigt die Problematik: man heizt indirekt Räume mit die man nicht bewohnt. Mit der PV-Anlage habe ich 2,45 t eingespart, wenn sie die Jahresleistung bringt, die der Anlagenbauer errechnet hat (rund 6070 kWh).
Das nächste was ich angehe, wäre die Umstellung auf reinen Ökostrom. Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen hat einen miserablen Wirkungsgrad. Das kommt nur wenig teurer in der Stromrechnung und spart eine weitere Tonne Kohlendioxid ein. Dann wird es schwierig. Es scheint relativ umständlich zu sein sich als Privatperson einfach nur mit Kapital an einem Windpark oder Ähnlichem zu beteiligen, ohne gleich Gesellschafter zu werden. Die Bürgerenergie vor Ort hat eine Obergrenze von 1.000 Euro als Beteiligung, weil es eine Genossenschaft ist. Aber ich behalte das Thema im Blick. So nun ist der Artikel geschrieben. Kleiner Blick auf die Anlage: 20,9 kWh – rund 5,5 kWh mehr als beim Start (hat auch etwa eine stunde gedauert die Seiet zu schreiben). Es macht richtig Spaß zuzuschauen.
[Edit 19:15] Der heutige Tag endete mit 37,6 gewonnenen kWh, damit Kay und Carsten nicht zu hohe Stromkosten zahlen müssen übrigens zum größten Teil der Allgemeinheit umsonst zur Verfügung gestellt, da ich noch keinen Einspeisezähler habe.