Fünf Monate nachdem ich den Entschluss gefasst habe, bin ich klimaneutral geworden, denn Montag letzter Woche ging auch meine zweite Photovoltaikanlage auf meinem Ferienhaus ans Netz. Bei deren Installation gab es einige Überraschungen, die sie verteuerten, unter anderem nahm der Netzbetreiber den Sicherungskasten nicht ab. Bei dem zuständigen Mitarbeiter halfen auch Argumente wie das das Haus Nachtspeicheröfen hat und der Kasten daher für 25 kW Bezug aus dem Netz ausgelegt ist, da werden auch maximal 7 kW ins Netz gehen. Der Mitarbeiter von AllgäuNetz warf nur mit VDE-Normen und Vorschriften um sich. Ergebnis: 2500 Euro Mehrkosten. Dabei ist der „Service“ von Algäunetz für die gleiche Leistung nämlich eine PV-Anlage ans Netz zu nehmen und einen Zähler zu installieren, zudem dreimal so teuer wie von EnBW bzw. deren Netzsparte. Ich hätte nie gedacht das mir mein Monopol-Versorger mal so sympathisch werden sollte.
Neben den beiden PV-Anlagen die 11.300 und 18.600 Euro kosteten habe ich dann noch 11.000 in Bürgerenergien investiert und meinen Stromtarif auf Ökostrom umgestellt und ich will versuchen im Winter noch etwas mehr Heizenergie einsparen, die bei mir 50 % meines CO2-Fussabdrucks ausmacht. Mir fehlen, wenn man es genau nimmt, noch 0,2 t CO2, aber 0,75 t des Fußabdrucks sind auch öffentliche Investitionen und für die wäre ich nicht verantwortlich. Dabei will ich es aber nicht belassen. Nachdem ich gehört habe, dass man alleine durch gezieltes Aufforsten ungenutzter Flächen ein Viertel des weltweiten CO2-Ertrags wieder neutralisieren kann, wird das mein nächstes Projekt. Da es da um Spenden geht und wenn es um Spenden geht, es auch viele auch unseriöse Anbieter gibt, habe ich mich schlau gemacht und Stiftung Warentest hat 2018 solche CO2-Kompensationprojekte untersucht und drei haben gut bis sehr gut abgeschnitten, ich denke ich werde bei Atmosfair spenden, auch wenn die pro Tonne Kohlendioxid am „teuersten“ sind – trotzdem würde mich bei 23 Euro/t CO2 eine Komplettkompensation auch nur 200 Euro pro Jahr kosten.
Ich geb zu ich bin stolz darauf in 5 Monaten das geschafft zu haben, wofür die Bundesregierung sich 32 Jahre Zeit nimmt und vor allem weil die in den letzten 5 Monaten zwar ein „Klimakabinett“ aufgestellt hat, aber das nichts in der Zeit verabschiedet hat. Klar ist allerdings auch das mich, das über 40.000 Euro gekostet hat und diesen Betrag nicht jeder hat bzw. nicht ein solches Naturell, das man dann eine Entscheidung auch durchzieht, obwohl sie teuer ist.
Ich will in dem Blog aber noch eine Erkenntnis unterbringen, die ich schon nach der Installation der ersten Anlage hatte und die ich trotz Vorinformation nirgends gefunden habe. Es geht um die Auswirkungen der 70 % Kappung. Für alle die keine PV-Anlage haben oder die älter als 7 Jahre ist: Seit 2012 müssen PV-Anlagen reguliert werden. Das bedeutet, das entweder der Netzbetreiber auf die Anlage Zugriff hat und entscheiden kann, wie viel er abnimmt oder, das ist die meist gemachte Lösung – man reduziert die Anlage auf 70 % der Peakleistung. Das bedeutet nun nicht, dass sie nur 70 % liefert, sondern wenn die aktuelle Leistung 70 % der Maximalleistung erreicht, dann gibt, der Wechselrichter nur noch 70 % ab. Bei meiner Anlage zu Hause mit nominell 6,9 kWp sind dies 4,83 kW. Es gibt Erfahrungswerte, wie viel das übers Jahr gemittelt an Minderertrag bringt. Gelesen habe ich von 8-10 % bei Ost-West Dächern und 13 % bei Süddächern.
Bei meiner eigenen Anlage, die seit dem 18.4. online ist, habe ich schon am ersten Tag Folgendes beobachtet: dieses Maximum von 4,83 kW wurde um 9:30 erreicht und blieb bis 13:30. Das Dach hat eine Südost-Ausrichtung, d.h. wenn Osten 0 Grad ist und Süden 90 Grad dann hat die Fläche einen Azimut von 30 Grad zu Osten. Man kann nun mit Tools wie dem PVGIS der EU berechnen was dieses Dach bei gegebenem Dachwinkel und Ausrichtung pro Jahr erbringt und dann ist schnell klar, dass es sich nicht lohnt, auf der Nordwestseite Solarpaneele anzubringen, denn die liefern je nach Datenbank 20 bis 25 % weniger als die Ostseite.
Doch diese Tools kennen unsere deutsche Regelung und nicht und schon wenige Tage nach Installation dämmert mir, dass wenn ich einige Paneele auf der anderen Dachseite gehabt hätte, die vormittags kaum Sonne bekommen hätten. Da die 70%-Regelung aber sich auf die Gesamtleistung bezieht, tragen sie zur ihr bei und die Kappung kommt später. Umgekehrt, ist die Sonne dann nachmittags auf der Westseite, bekommen meine Paneele kaum noch Sonne, die Leistung fällt ab, jetzt könnten die Paneele der Westseite Strom liefern, aber ich hatte ja nur eine Dachseite belegt. Ich wollte dann noch um 3 kW auf der anderen Dachseite erweitern, doch weil es dann zwei Anlagen sind, jeweils mit individueller Kappung habe ich es sein lassen, denn so rechnet sich das nicht.
Bei meiner zweiten Anlage auf dem Ferienhaus war ich schlauer. Das Dach hat dieselbe Ausrichtung, der Winkel des Dachs ist etwas flacher und damit günstiger. Hier sind 2,48 kWp (¼) auf der Westseite und entsprechend 7,44 kWp (¾) auf der Ostseite installiert. Ich habe inzwischen auch ein Tool, geschrieben mit dem ich nicht auf die Ausgaben der Weboberflächen angewiesen bin und beide CSV-Importe (natürlich auch wieder jeweils in einem anderen Format) gleichzeitig darstellen kann. In den letzten 10 Tagen fiel mir schon auf das sich die Überlegung gelohnt habe denn die Anlage auf dem Feriendorf liefert (wenn man die Erträge pro kWp normiert) zwischen 10 und 20 % mehr als die Anlage bei mir. Allerdings sind die beiden Standorte auch 200 km auseinander und die Wolkenbedeckung oft unterschiedlich. Doch am Sonntag gab es an beiden Orten strahlend blauen Himmel und ich habe mal die Datensätze verglichen und hier das Ergebnis:
Man sieht, da die installierte Leistung auf der Ostseite fast gleich groß ist, dass beide Anlagen in den Morgenstunden gleichartig ansteigen. Dann, wenn sie Sonne höher steht, bekommen auch die Westpaneele in Rechenbach Sonne und gehen hoch und dann gibt es bei beiden eine Kappungsphase, erkennbar an der geraden Linie. Schon am frühen Nachmittag sinkt dann meine Anlage ab, während die im Ferienhaus durch die West-Panelle länger Strom liefert.
Das schöne, wenn man schon was programmiert hat, ist das man ja auch die Werte verarbeiten kann und das zeigt das zweite Bild. Hier sind beide Anlagen auf 6,9 kWp skaliert. Man sieht, dass die Anlage am Ferienhaus dann etwas später ansteigt (Effekt des flacheren Dachs), aber sie bleibt auch etwas länger auf dem Hochpunkt und fällt so später ab und in den Abendstunden nicht so stark. Bei diesem wolkenlosen Tag und – ich denke das ist bei gleichen Bedingungen repräsentativ, liefert sie 13 % mehr Strom. Gut das ist nur für den Fall, dass die Kappung greift – wie schon gesagt gab es die bei mir schon Mitte April. Aber ich denke es ist repräsentativ für Sonnentage in den Sonnenmonaten und die liefern eben wirklich am meisten Strom. Wenn es mal an einem Tag bedeckt ist, geht der Ertrag auf ein Viertel bis Fünftel zurück und in den Wintermonaten kann man mit 20 % des Sommerertrags rechnen.
Daher mein Tipp für alle die keine reinen Süddächer haben: planen sie die Anlage so, das auch ein Teil (20-30 %) auf der ungünstigen Westseite installiert wird. Bei reinen Ost-Westdächern sollten es theoretisch sogar 50 % sein. Neben dem höheren Ertrag hat es noch einen zweiten Vorteil: man spart mehr Strom (Eigenverbrauch) ein. Denn abends liefert die Anlage noch Strom währen eine reine Ostanlage nichts mehr liefert. Den verbrauchten (oder eben nicht verbrauchten) Strom bezahlt man aber mit durchschnittlich 28 bis 30 ct/kWh, während man für neue Anlagen derzeit unter 11 ct/kWh für eingespeisten Strom bekommt. Wenn man dann noch ein Haushalt ist, bei dem man bevorzugt abends da ist, lohnt sich das besonders, das ist der Fall, wenn die meisten Familienmitglieder berufstätig sind.