Bernd Leitenbergers Blog

Klimaziele und Klimawende, Fridays for Future

Gestern wurde bekannt gegeben, dass Deutschlands Kohlendioxid-Emission letztes Jahr um 7 Prozent oder 50 Millionen Tonnen, immerhin fast 700 kg pro Einwohner gesunken ist. Damit liegen wir 35 Prozent unter dem Stand von 1990. Klingt zuerst mal toll, bedenkt man aber das das selbst gesteckte Ziel es ist die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu drücken, dann sieht das nicht so toll aus, auch weil das Referenzjahr 1990 noch mit der DDR-Wirtschaft war, die selbst im Vergleich zu der damaligen BRD nicht sehr energieeffektiv war.

Der Effekt beruht vor allem auf dem Rückgang der Kohleverstromung, der bezogen auf die gewonnene Energie und freigesetztem Kohlendioxid ineffizienteste Umwandlung fossiler Brennstoffe in Energie. Das hat auch einen Grund: durch den Emissionshandel werden Kohlendioxidzertifikate immer teurer. Sie sind das zentrale Element um die Emissionen zu begrenzen. Ich habe das selbst mitbekommen. Um meine eigene Klimaneutralität zu erreichen, dachte ich auch daran, derartige Zertifikate zu kaufen. Ein Blick auf den Kurs zeigte, dass sie in 5 Jahren um den Faktor 4 teurer wurden und zur Jahresmitte bei 20 Euro/Tonne Kohlendioxid lagen. Man konnte aber keine Kaufen – die ausgebenden Banken kauften nur Zertifikate vom freien Markt zurück. Bei 470 g Kohlendioxid pro kWh Strom verteuert das jede kWh aus Kohlestrom um 0,94 Cent. Dadurch wurde Kohlestrom so teuer, das die Betreiber mehr auf Gaskraftwerke zurückgreifen. Davon gibt es genug, sie wurden in den letzten Jahren aufgrund gesteigener Gaspreise nur kaum angefahren. Extra 3 hat mal eine modernes, seit Jahren stillstehendes Gaskraftwerk in der Rubrik „Realer Irrsinn“ vorgestellt, das seit 2012 wegen zu hoher Kosten für das Gas nur wenige Tage in Betrieb war und 800 Millionen Euro kostete.

Der Kohleausstieg funktioniert also alleine über die Marktwirtschaft, was unsere Politiker nicht davon abhält, 40 Milliarden für einen Kohleausstieg auszugeben, anstatt das Geld in erneuerbare Energien zu stecken. Das wird nur noch getoppt von der FDP, die bei ihrem Parteitag ja wieder ihre Forderung hat, das neue Technologien den Klimakollaps verhindern sollen. Ist ja auch so bequem. In Zukunft wird man einfach was erfinden, und natürlich noch rechtzeitig und es wird so billig sein, das jeder es sich leisten kann und die Emissionen auf Null gehen. Klingt für mich noch optimistischer als Prognosen Ende der Sechziger, die nuklear betriebene Kraftfahrzeuge, fliegende Autos und Reisen zum Mond in wenigen Jahrzehnten prognostizierten. Nur mal zur Ernüchterung: Solarzellen gibt es schon lange. Schon der erste US-Satellit Explorer 1 setzte Solarzellen zur Energieversorgung ein. Erst 40 Jahre später kommt unser EEG Gesetz, bei dem mit Subventionen der Strom aus Solarzellen, aber auch Windkraftwerken subventioniert wird, damit diese in so großen Stückzahlen produziert werden, dass der Strom von ihnen bezahlbar wird. Das ist nun 20 Jahre her, seitdem wurden die Subventionen pro kWh laufend gesenkt. Als ich letztes Jahr meine PV-Anlage installierte, lag er um 11 ct/kWh. Damit ist er nur noch etwa 2 ct/ kWh teurer als Strom aus fossilen Kraftwerken. Windenergieanlagen sind in der Stromerzeugung sogar inzwischen billiger als Strom aus Kohle oder Gas. (Das der Verbraucher 7 ct Aufpreis bezahlen muss, hat damit zu tun, dass 20 Jahre lang der Strom zu diesem Festpreis bezahlt wird und damit eben auch der Strom, als er noch vor Jahren viel teurer produziert wurde). Man brauchte also 20 Jahre, um von einer Technologie, die es seit mindestens 40 Jahren gibt, in einen Bereich zu kommen, der konkurrenzfähig mit dem einfachen Weg der Verbrennung fossiler Brennstoffe ist. So was geht an der FDP vorbei. Dabei ist das kein Einzelfall. Ähnliche Zeitfristen findet man auch zwischen Inbetriebnahme des ersten Kernreaktors und Inbetriebnahme der Reaktoren, die Strom für die Allgemeinheit produzieren. Kurz leibe FDP, wir können nicht auf eine Technologie warten, sondern müssen die, die es jetzt gibt schnellstmöglich in Massenproduktion bringen. Aber wem sage ich das. Ihr habet ja das Motto: „Lieber nichts für das Klima tun als das falsche für das Klima zu tun

Trotz behördlicher Auflagen welche die Windenergie letztes Jahr praktisch ausgebremst haben (2018/2019 verlor die Branche 26.000 Arbeitsplätze, mehr als die 20.000 Arbeitsplätze, für die die Kohleindustrie 40 Milliarden bekommt – viel Kohle für die Kohle …) haben regenerierbare Energien letztes Jahr mehr Strom erzeugt als Kohle und Kernenergie zusammen.

Klingt gut und würde der Trend so weitergehen, dann könnte man sogar die Klimaziele 2020 noch erreichen. Allerdings zeigt der Verkehr, das nicht nur die Politik noch Nachholbedarf hat, denn dort steigen die Emissionen. Das wundert mich nicht gab es doch letztes Jahr eine Rekordzulassung von SUV. Man mag über die Dinger sagen was man will, aber es ist eben immer noch die Entscheidung von Tausenden, sich solch ein Auto zuzulegen. Ebenso viele heulen auf, wenn mal wieder von Fahrverboten um die Luftgrenzwerte einzuhalten die Rede ist. Ja rette den Planeten, aber nicht wenn ich es unbequemer habe!

Wir bauchen einen Sinneswandel und zwar nicht nur in der Politik, sondern überall. Seit einem Jahr demonstrieren ja Fridays for Future. Zuerst sieht es ja aus als hätten sie wenig Erfolg, zumindest bei uns. Es gibt Milliardensubventionen für einen Kohleausstieg, nur ein „Klimapäckchen“, dafür aber Hemmnisse für die Windenergie wie vergrößerte Mindestabstände zu Siedlungen. Aber ich denke sie waren nicht vergebens. Denn Unternehmen haben begonnen, klimaneutral zu werden. Nicht weil sie so „Grün“ sind, sondern weil sie nicht als die Ewig-Gestrigen dastehen wollen, sondern als die, denen unser Planet und die Zukunft der Jugend nicht egal ist. Schließlich sind das die Kunden von heute und morgen. Und die Proteste haben ein Umdenken zumindest bei der einen oder anderen Privatperson, wie mir ausgelöst. Es ist nun mal nicht einfach so, das man durch Demonstrationen die Politik beeinflussen kann. Anfang der Achtziger Jahre gingen erheblich mehr Menschen als heute auf die Straße. Sie demonstrierten gegen die Nachrüstung. 500.000 kamen 1983 in den Bonner Hofgarten, um Ostern gab es Menschenketten, die bis zu 200 km Länge erreichten. Wurde die Nachrüstung deswegen gestoppt? Nein! Die Politik lässt sich leider von Demonstranten nicht beeinflussen, sondern von Wahlergebnissen. Das die GroKo sich zumindest etwas bewegt, ist den guten Wahlergebnissen und Umfrageergebnissen der Grünen im letzten Jahr zu verdanken.

Mein Rat an alle, die bei Firdays for Future sind: Politik verändert man nicht durch Demonstrationen, sondern von innen heraus. Nehmt euch ein Beispiel an den 68ern. Die sind in die Politik gegangen, haben eine eigene Partei gegründet, wenn auch mit 10 Jahren Verspätung. Heute sind die Grünen in den Umfragen zweitstärkste Kraft hinter der CDU. Geht in die Politik. Tretet Parteien bei und bitte nicht nur in die Grünen. Die sind schon grün. Geht in die CDU, CSU und SPD und sogt dafür, dass die von innen heraus reformiert werden. Klar ihr könnt nicht damit rechnen in wenigen Jahren den Bundeskanzler zu stellen, aber im Gemeinde- oder Kreisrat zu sitzen und dann wenigstens vor Ort in der Gemeinde was zu bewegen, ist ein realistisches Ziel – vor allem wenn ihr dabei bliebt, denn in jeder Partei gibt es 99 % passive Mitglieder und nur das letzte Prozent will auch aktiv was bewegen, auch weil das viel Arbeit ist und Zeit kostet. Gerade deswegen habt ihr aber auch eine Chance hier schnell vorwärtszukommen, wenn ihr euch engagiert. Wenn ihr was im privaten Umfeld tun wollt: Im Bundesdurchschnitt entfallen von den 11,61 t Kohlendioxid die pro Person emittiert werden 4,56 t, der größte Posten auf den Konsum. Also hier sich einzuschränken bringt am meisten und spart noch Geld. Fangt am besten mit der Person an, die ihr morgens im Spiegel seht (frei nach Michael Jackson).

Ich will auch die Gelegenheit nutzen, um auf den Kommentar von Guilano einzugehen. Ich habe ja letztes Jahr zwei Fotovoltaikanlagen in Betrieb genommen. Eine mit 7 kwP bei meinem Eigenheim und eine mit 10 kwP bei meinem Ferienhaus. Bei letzterer lief einiges schief. Ich kann jedem nur raten, damit nicht die Firma EP:Elektro Uhlemayr zu beauftragen. Anfangs machte der zuständige Mitarbeiter einen guten Eindruck. Doch dann war es so, das er in der Projektphase laufend im Urlaub oder krank war, sich aber bei Uhlemayr es wohl keine Vertretung für ihn gibt – bei einem vermieteten Ferienhaus, bei dem sich die Arbeiten auf die Zeiträume beschränken müssen, in denen es leer steht suboptimal. Entsprechend gab es denn auch Beschwerden von den Gästen, weil sich Mitarbeiter ohne einen Verwalter Zugang zum Haus beschafften. Der erste Kostenvoranschlag war teurer als meine Anlage hier (hochgerechnet auf die gleiche Leistung). Man kam mir entgegen und versicherte, dass es noch einen Rabatt bei sofortiger Begleichung der Rechnung gäbe, davon war bei Zusendung der Rechnung aber dann nicht mehr die Rede. Stattdessen Drohungen, wenn ich die Rechnung nicht sofort begleiche (Zahlungsziel: 5 Tage). Ein Zähler, der den Eigenverbrauch zur Abrechnung mit den Gästen messen sollte, wurde falsch montiert und erfasste den Verbrauch des Untergeschosses, das nicht vermietet ist. Nebenbei wurde die Anlage 3.000 Euro teurer, weil man einen neuen Sicherungskasten benötigte. Das der verbaute den Anforderungen nicht genüge erkannte der zuständige Mitarbeiter des Netzbetreibers schon anhand eines Fotos und er meinte, jeder Elektriker müsste das auch wissen. Also sind die Mitarbeiter von Uhlemayr entweder nicht qualifiziert oder sie verschweigen bewusst Zusatzkosten, die noch entstehen. Dafür wollten sie mir ein überflüssiges Extra für die Fernüberwachung der Anlage aufschwatzen, obwohl die Basisfunktion, die ich brauche, auch der Wechselrichter selbst bietet.

Positive Überraschung bei meiner ersten Anlage – im November kamen Techniker vorbei und maßen die ganze Anlage durch. Sie tauschten dann zwei Module aus. Grund war, das andere Kunden mit individueller Modulüberwachung Defekte erkannten und nun die Firma alle Kunden mit Modulen aus der Charge abklapperte und diese gegen neue austauschte, wenn sie defekt waren. Bei mir waren es zwei mit nur 12 bzw. 20 V Spannung (nominell 36 V), also in der Summe habe ich bisher nur den Strom von 22 anstatt 23 Modulen gehabt.

Aber zurück zum Kommentar. Meine erste Anlage (7 kwP) hat bis heute 5.461 kWh geliefert. Sie ging am 18.4. in Betrieb. Die Leistung ist deutlich höher als die Erwartung, die bei etwa 6000 kWh/Jahr liegen sollte. Anders sieht es bei der zweiten Anlage aus. Sie hat bei 10 kwP bisher rund 4.000 kWh geliefert, ging aber auch drei Monate später, am 15.7. in Betrieb. Juli-September waren besser als erwartet, seitdem schlechter. Ich führe das aber auf die Abschattung durch die Berge zurück, man erkennt derzeit an klaren Tagen ein Tagesprofil, das sich wirklich mit der Silhouette von Edelberg, Albspitze und Reutter Wanne deckt. Da der meiste Strom im Sommer anfällt, hoffe ich das sie noch aufholt.

Das Thema lässt mich aber nicht los, obwohl ich rein rechnerisch durch Ausgleich (Spenden in Projekte der Dritten Welt die dort Kohlendioxid einsparen) klimaneutral bin. Was mich umtreibt, ist die Heizung. Sie ist in meiner persönlichen Bilanz der größte Posten, ein Auto habe ich ja nicht und mein Konsum ist auch unterdurchschnittlich, zumindest gebe ich keine 450 Euro wie der Durchschnittsbürger pro Monat dafür aus. Das Problem, das ich habe: ich bewohne ein großes Haus mit 170 m² Wohnfläche. Davon beheize ich nur einen Teil und den auch zeitgesteuert, entsprechend meinem Tagesablauf. Aber ich heize eben die anderen Räume alleine durch den Fluss durch die Wände mit. Für ein Haus mit der Größe sind die 1500 bis 1600 l Heizöl die ich pro Jahr brauche wenig, aber für eine Person recht viel. Als wir zu zweit waren, waren es mit 1800 bis 2100 l nur wenig mehr trotz zweier Räume mehr, die beheizt wurden. Das Problem, das ich habe, sind die Alternativen: Eine Wärmepumpe als ökologisch beste Lösung kommt bei mir nicht in Frage, da sie das Wasser nur leicht erwärmt – das geht bei Fußbodenheizungen, aber nicht bei den klassischen Heizkörpern mit viel weniger Fläche. Gas ist eigentlich nur etwas „ökologischer“ aber immer noch ein fossiler Brennstoff. Pellets sind war kohlendioxidneutral, doch die Verbrennung von Holz erzeugt Feinstaub, Schwefeldioxid, NOx, Dioxine und sonst etliches, was wirklich nicht umweltfreundlich ist. Das Heizen mit Strom wäre, wenn er rein grün ist, was ja erreichbar ist, sauber, aber extrem teuer – bei den heutigen Preisen pro kWh kostet mich das Stromäquivalent für 1 l Heizöl etwa 3 Euro. Und ein Ausbau der Solaranlage (es gäbe auf dem Dach und der Garage noch Flächen um den Eigenanteil zu erhöhen) nützt im Winter zur Stromversorgung der Heizung nichts, denn im Dezember lieferte die Anlage gerade mal 271 kWh, im Juni waren es 950 kWh. 1500 l Heizöl entsprechen aber rund 15.000 kWh elektrischer Energie, die exklusiv zwischen September und April anfallen.

Die mobile Version verlassen