Bernd Leitenbergers Blog

Corona – Epidemiologie

Eines vorweg, ich bin kein Virologe und auch kein Experte, ich will nur mal zusammentragen was ich so an Erkenntnissen gewonnen habe. Und auch ein paar Fragen aufwerfen. Ich ziehe dazu gerne den Vergleich zur Grippe, auch weil diese periodisch auftritt und trotz möglicher Schutzimpfung ziemlich viele Todesopfer fordert. Der Vergleich bietet sich auch an, weil beide Erreger primär die Lunge befallen, ähnliche Symptome haben und die Verbreitung durch Tröpfcheninfektion geschieht und daher die Ansteckungsgefahr groß ist.

Bei Grippe haben ein Drittel der Infizierten schwere Krankheitssymptome, ein weiteres Drittel mittlere und das letzte Drittel leichte Symptome. Grippe selbst ist nicht tödlich, zerstört aber die Lungenschleimhaut wodurch es zu einer bakteriellen Sekundärinfektion kommt. Es sterben vor allem die, die ein geschwächtes Immunsystem haben, also Alte oder Kranke. Das sind 0,1 bis 0,2 Prozent, woraus man ableiten kann, das bei auf 10.000 Tote pro Jahr man von 5 bis 10 Millionen infizierter pro Jahr alleine in der BRD ausgehen kann. Ich denke an den Zahlen stimmt etwas nicht. Entweder ist die Wahrscheinlichkeit für einen Todesfall zu niedrig angesetzt – könnte sich z. B. nur auf Gesunde beziehen – oder die geschätzten Toten sind zu hoch – gemeldet wurden letztes Jahr nur 954 Fälle. Denn ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Grippe und in meinem Bekanntenkreis gibt es etliche die einen grippalen Infekt (also Schnupfen) bekommen, aber ich kenne nur einen der auch einmal eine Grippe hatte, aber nach der Statistik müsste es jeden alle 8-16 Jahre erwischen. Gemäß dem offiziellen Bericht für die Epidemie 2018/19 waren es auch 182.000 durch Tests nachgewiesene Fälle, 18.000 Einlieferungen ins Krankenhaus und geschätzt 2,3 Millionen die arbeitsunfähig waren – das passt nicht zu 0,1 – 0,2 % Mortalitätsrate und 20.000 geschätzte Tote für die Saison 2018/19.

Corona ist deutlich tödlicher – zur Diskussion komme ich noch. Auch der Krankheitsverlauf ist schwerer, nach den (immerhin 1 Monat alten) Angaben des Robert Koch Instituts haben 81 % nur gelinde Symptome, 15 % schwere Symptome und 2 % sterben daran. Wie bei Grippe vor allem Alte und Kranke. Die Gefahr für uns und der Grund für die rigiden Maßnahmen, die ja nicht nur die Bewegungsfreiheit einschränken, sondern die Wirtschaft massiv schädigen, sind nicht die Toten – es wird zwar niemand zugeben, aber wenn Leute sterben die Rentenempfänger sind oder sowieso die Krankenkassen viel Geld kosten, weil sie krank sind, dann ist das nicht so schlimm.

Das Problem sind die 15 % die dann intensiemedizinische Maßnahmen erforderlich machen und das überfordert unser Gesundheitssystem. Dagegen muss man auch bei schwerer Grippe in der Regel nicht ins Krankenhaus. Nach der obigen Statistik sind das weniger als 1 % derer die bei Grippe arbeitsunfähig sind.

Relevant ist natürlich die Ansteckunsgrate. Bei Grippe kann man – wenn die obigen Zahlen stimmen, eine Infektionsrate von 1: 8 bis 1:16 abschätzen. Nimmt man die geschätzten 2,3 Millionen für die Arbeitsunfähigkeit so sind es 2,7 %. Da Grippeviren dauernd mutieren, kann man sie im Prinzip jedes Jahr neu bekommen. Der Saisonbericht des Robert-Koch Instituts nennt 3,8 Millionen zusätzliche Arztbesuche. Die Zahl derer die nur arbeitsunfähig sind,wurde für die Saison 2018/19 auf 2,3 Millionen geschätzt. Das dürften alle mit mittleren bis schweren Symptomen sein. Relativ genau bestimmt ist die Zahl, derer die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, das waren 18.000. Ebenso die der positiv getesteten von 182.000. Die Zahl der Todesopfer wurde für diese Saison auf 20.000 geschätzt. Nehme ich diese Daten als Basis, dann hat auch eine Grippe in etwa eine Mortalität, die näher an 1 % als an 0,1 % liegt. Der Unterschied zu Corona, weniger als 1% der Infizierten benötigen eine intensivmedizinische Behandlung.

Bei Corona ist die Quote mindestens zehnmal höher, was logischerweise unser Gesundheitssystem bei gleicher Infektionszahl überfordern würde.

Die Todesrate ist auch so ein Punkt der diskutiert wird. Das Robert Koch Institut stufte diese vor einem Monat auf 2 % ein, hat inzwischen diese Prognose auf 0,3 bis 0,6 Prozent reduziert, während die WHO von 3,4 Prozent spricht – das ist also ein Unterschied in der Größenordnung einer Magnitude. Da bei Corona aber getestet wird, wer infiziert ist, sind die Zahlen wohl etwas verlässlicher. Woher kommt diese Schwankungsbreite? Nun ich denke sie kommt aus dem Verhältnis der Fallzahlen, die man betrachtet. Bei uns waren es nach dem täglichen WHO Report vom 19.3. 10.899 Infizierte und 20 Tote, das sind 0,2 Prozent. Weltweit sind es 234.073 Infizierte bei 9.840 Toten, also 4,2 Prozent Tote oder zwanzigmal mehr. Daher sieht die WHO fas Todesrisiko anders. Bleibt es bei diesen niedrigen Fallzahlen in Deutschland, sie sind auf der Liste neben Schweden die besten bei den Ländern über 1.000 Infizierten, dürfte Spahn sicher gute Chancen haben, wenn er sich als Kanzlerkandidat aufstellen lässt.

Erstaunlich ist, welche Schwankungsbreite es gibt: In Italien als beschreckendes Beispiel hat 41.039 Infizierte bei 3.407 Toten, also jeder zwölfte stirbt (8,3 %). Das Risiko ist also vierzigmal höher als bei uns. Dabei ist Italien nicht gerade ein Entwicklungsland und dürfte eine gute medizinische Versorgung haben.

Als mögliche Abschätzung für den Worst Case Fall dürfte wohl die „Diamond Princess“ gelten. Das Schiff wurde vor Japan unter Quarantäne gestellt, weil die Regierung aber die Olympischen Spiele 2020 in Tokio nicht gefährden wollte, kamen keine Ärzte an Bord geschweige denn das die infizierten in Krankenhäuser kamen. Einen viel engeren Kontakt kann man sich kaum vorstellen. Etwa 700 der über 3.700 Passagiere haben sich infiziert, etwa die Hälfte davon hatten keine Krankheitssymptome, erfuhren nur durch den Test von ihrer Infektion. Sieben Passagiere starben. Unter Berücksichtigung der Umstände kommt eine Studie zu einem Infektionsrisiko von 0.91 % und einem Letalitätsrisiko von 1,9 %, allerdings mit einer hohen Obergrenze des 95%-Wahrscheinlichkeitsintervalls in beiden Fällen von über 4 %. Damit wäre eine Infektion mit Corona in etwa so wahrscheinlich wie mit Grippe, die Letalität aber deutlich höher. Wie bei der Grippe ist das Risiko für Ältere deutlich höher: 7,3 % Infektionsrisiko und 14 % Todesrate bei über 70 Jährigen. Wie bei einer Kreuzfahrt üblich (nur im Traumschiff sind die Passagiere jünger als der Bevölkerungsschnitt, bei der Diamond Princess lag der Altersschnitt bei 58 Jahren, es waren 1015 der 3711 Passagiere 70 bis 79 Jahre alt, von ihnen starben 6. Von den 215 über 80 Jährigen starb ein Passagier. Keiner der rund 2500 jüngeren Passagiere starb.

Wie lange dauert es bis die Sache ausgestanden ist? Die spanische Grippe tobte über Monate, damals konnte sie sich aber auch nicht so schnell verbreiten. Bei uns dauert eine Grippewelle auch Monate. Es gibt immerhin eine tröstliche Grafik aus dem WHO-Report: In China (West Pazifik Region) ist die Epidemie, die Ende Dezember entdeckt wurde, wieder am abflauen, also nach rund 3 Monaten, bei uns steigt sie dagegen gerade erst an. Bei 30 % Anstieg pro Tag dürften nach 14 Tagen 746.000 infiziert sein, was ziemlich genau 82 Millionen x 0,91 Prozent Ansteckungsrisiko entspricht. Das wäre das Worst Case Szenario, aber danach müsste es wieder bergab gehen.

Was für mich ein Rätsel ist, ist die unterschiedliche Ausbreitung in verschiedenen Ländern. Das Virus trat ja zuerst in Wuhan auf. Also nehme ich an, verbreitet es sich am schnellsten in Ländern in denen viele Leute aus Wuhan einreisen. Da das nicht eine Touristenregion ist, dürften es Länder mit wirtschaftlichen Beziehungen sein, eine zweite Quelle wären chinesische Touristen, die im Ausland Urlaub machen. Nur passt das nicht. Die intensivsten wirtschaftlichen Beziehungen haben die USA zu China. Trotzdem haben die im Gesamten so viele Fälle wie Deutschland, obwohl man dort weitaus weniger tut, um die Ausbreitung einzudämmen und sie fünfmal so viele Einwohner haben. Dagegen hat Italien viele Fälle. Zudem vor allem im Norden, es kann also nicht an chinesischen Touristen liegen, die Rom oder Neapel besuchen, es passt aber wenigstens zu der Theorie der wirtschaftlichen Verflechtung. Nur wie passt dann der Iran da hinein (über 18.000 Fälle)? Eine Erklärung – die bauen, nach dem US Embargo eben Beziehungen zu chinesischen Firmen auf die ihnen das liefern, was sie von Europa und den USA nicht bekommen. Man kann es aber auch so machen wie Japan – einfach nichts tun. Wenn man nicht testet, gibt es auch keine Fälle und die Rentenkassen werden nebenbei auch saniert … (Japan hat 950 Fälle, Südkorea, genauso nahe an China dagegen 8.652 Fälle. Das an den japanischen Zahlen etwas nicht stimmt sieht man aber daran das es dort dreimal so viele Tote bezogen auf die Fallzahl wie in China oder Korea gibt).

[Edit 23.3.]

Es scheint als würden die Fallzahlen nun langsamer steigen. Waren es am 20.3. noch 4528 neue fälle, so waren es in den letzten beiden Tagen nur noch 2516 bzw. 2509.  Da die „Maßnahmen“ nach Medieninformationen erst nach etwa einer woche nachweisbar sind (so lange ist die inkubationszeit und Dauer der Testauswertung), dürfte das der Effekt der Maßnahmen vom letzten Samstag (Veranstaltungsverbot) sein.

Quelle:

https://www.worldometers.info/coronavirus/country/germany/

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