Bernd Leitenbergers Blog

Sputnik V

Russland hat seinen neuen Impfstoff gegen Covid-19 „Sputnik V“ getauft. Da kommen mir als Raumfahrtkenner natürlich sofort Assoziationen auf. Nur die ersten drei Sputniks waren Erdsatelliten, danach nutzte die UdSSR die Bezeichnung als Tarnung, um zum einen Tests des Wostok-Raumschiffs zu verschleiern, zum anderen erhielten Raumsonden die im Erdorbit verblieben, eine Tarnbezeichnung aus dem Sputnikprogramm. Später erhielten alle Erdsatelliten die Bezeichnung „Kosmos“ und dieses Programm war dann für die Tarnung von Tests und Misserfolgen zuständig. Ich habe mal nachgeschaut und der Sputnik 5 (5 für das römische V für fünf) war die letzte Vorbereitungsmission am 25.3.1961 vor Gagarins Flug. Die Wostok hatte einen „Mannequin“ und den Hund Sewsdotschka an Bord. Das „V“ bei Sputnik V steht aber für Virus oder Vacin, je nach Lesung. Man kritisiert das Russland die dritte Testphase für einen Impfstoff, bei dem man die Verträglichkeit bei einer großen Personengruppe überprüft, weglässt. Nun ich denke genau das macht man nicht. Denn der Impfstoff wird ja zuerst an dem medizinischen Personal und den Lehrern in Russland eingesetzt, man könnte auch sagen erprobt, denn die haben als beim Staat Angestellte kaum eine Wahl, außer es wäre eben kein zugelassener Impfstoff …

Sputnik V [Gam-COVID-Vac) ist ein in Russland entwickelter Vektor-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 und die dadurch verursachte Erkrankung COVID-19 (COVID-19-Impfstoff). Der Wirkstoff wurde am Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelt und in Russland als weltweit erstem Land zugelassen. Der Impfstoff wird vom russischen Unternehmen Biocad produziert. Bis Mitte April 2021 war der Impfstoff in 59 Ländern zugelassen. Am 4. März 2021 begann die europäische Arzneimittelagentur EMA ein Rolling-Review-Verfahren zur Beurteilung der Daten zum Impfstoff. Das wurde nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ausgesetzt.

Eine am Anfang Februar 2021 in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie bescheinigte Sputnik V eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent nach zwei Dosen bzw. von 73,1 Prozent nach der ersten Dosis. Einige Forscher, die diese Studienergebnisse nicht überprüfen konnten, zweifelten sie an und kritisierten eine „nicht vorhandene Nachvollziehbarkeit“ der Studiendaten. Sputnik wurde aus Mangel an Daten in der EU nicht zugelassen. Im September 2021 hat die WHO den Sputnik-V-Zulassungsprozess offiziell ausgesetzt, nachdem bei der Inspektion einer Produktionsstätte in Ufa Mängel festgestellt worden waren.

Wenn er sich als wirksam und verträglich erweist, hat Russland einen Vorsprung und einen Impfstoff, wenn nicht … Nun ja Menschenleben zählen in Russland nicht viel, sonst hätten sie viel eher auf die Pandemie reagiert, denn als bei uns schon die Fallzahlen rapide anstiegen gab es in Russland keine Fälle, man hätte sich also wappnen können. Das hat man nicht und so hat Russland nun (16.8.2020) Platz 4 weltweit inne (Deutschland Platz 20) mit mehr als viermal so vielen Infektionen wie Deutschland. Allerdings nichts gegen die reichste Nation weltweit, die USA. Aber gut Trump sagte ja er wollte „Anmerica great again“ machen, das gilt eben auch bei den Covid-19 Infektionen, dabei hatten die USA als ich im März zum ersten Mal auf die Seite der John Hopkins Uni ging, noch weniger als Deutschland, jetzt 20-mal so viel…

Aber Russland kritisieren ist leicht und wenn dann sollte man auch auf die Versäumnisse der deutschen Politik aufarbeiten und da gibt es einige. Nachdem man zuerst auch hier die Gefahr unterschätzt hatte und erst reagierte, als die Fallzahlen rapide anstiegen – geschweige denn das man auf so was vorbereitet wäre und die notwendige Ausrüstung vorrätig gehabt hätte – hat man die Epidemie doch in den Griff bekommen. Seitdem wurde gelockert und was nun passierte war vorhersehbar. Die Maßnahmen zur Verbreitung des Virus stehen auf zwei Säulen. Das eine ist die Reduktion des Ansteckungsrisikos durch Abstand, Mund/Nasenschutz. Das Zweite ist die Isolation von Infizierten und die Verfolgung von Herden durch Quarantäne und Einschränkung der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit. Das betraf die Anzahl der Personen, die sich an einem Fleck treffen dürfen – bis hinab zu zwei ganz am Anfang aber auch die Einstellung aller Reisen. Das man das Letztere nun einfach so aufgab, weil die Ziele der Urlauber kleine Fallzahlen haben, finde ich völlig unverständlich. Den es geht nicht um die Fallzahlen auf den Balearen oder woanders. Es geht schlicht und einfach darum, wie viele Kontakte man hat. Wie viele verschiedenen Menschen begegnet man normalerweise im täglichen Leben, wenn man eben nicht gerade ein Konzert oder Fußballspiel besuchen kann – einer überschaubaren Zahl der meist immer gleichen Personen: Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Vereinsmitgliedern. Die einzig wechselnden Menschen sind die, die man im öffentlichen Verkehr oder beim Einkauf begegnet und daher auch die Nichtaufhebung des Abstandsgebots und Schutzmaskenpflicht. Doch wie vielen begegnet man im Urlaub im Hotel, beim Schlendern durch den Basar, am Strand oder bei Besichtigungen? Vor allem kommen die Urlauber von überall her auch von Gegenden, wo die Fallzahlen größer sind. Das ist das Problem und deswegen sind die Fallzahlen in den Urlaubsregionen so schnell angestiegen. Es sieht so aus, als hätte man nichts aus Ischgl gelernt, wo ein infizierter Barmann für Tausende von Infektionen sorgte, weil die Urlauber bei der Rückkehr natürlich das Virus weiterverbreiteten.

Meine Meinung: man hätte die Reisebeschränkung für private Reisen weiter in Kraft lassen sollen, solange bis man wirklich einen Impfstoff hat. Das trifft viele Leute hart, aber ein zweiter Lockdown wäre noch verheerender. Viele Unternehmen haben ihre Reserven schon beim ersten Lockdown verbraucht, auch die Bundesregierung kann nicht einfach noch mal die 750 Milliarden einfach so aus dem Ärmel schütteln. Ein Jahr lang keinen Urlaub im Ausland machen ist für viele sicher hart, aber den Arbeitsplatz zu verlieren ist noch härter. Und es heißt ja nicht das man keinen Urlaub machen kann, auch Deutschland hat schöne Ecken und unsere Tourismusbranche hat auch große Umsatzeinbußen erlitten.

Wenn man die Reisefreiheit wieder in Kraft setzt, dann hätte man das anders organisieren sollen. Anstatt Tests bei Wiederankunft, wie derzeit (wo sogar noch diskutiert wird, ob die kostenlos sein sollen oder nicht) hätte es verbindende Tests vor der Einreise ins Urlaubsgebiet geben müssen, das heißt ohne aktuellen Test kommt man nicht ins Urlaubsland. Das hätte von den Urlaubsländern und nicht Deutschland ausgehen müssen, denn so sind auch die erfasst die aus Ländern kommen in denen es noch größere Fallzahlen gibt. Ganz neu ist der Gedanke nicht, denn als nach der Epidemie bei Tönnies der ganze Landkreis Gütersloh gesperrt wurde, konnten die die trotzdem verreisen wollten sich testen lassen und die Zielgebiete in Deutschland akzeptierten dann diese Urlauber mit aktuellem Testresultat. Man weiß also, wie es geht, warum setzt man es nicht um? Weil man noch größere Umsatzeinbußen in der Tourismusbranche befürchtet, aber die gibt es jetzt in noch größerem Maße in Spanien, wenn praktisch das ganze Land von England und Deutschland, welche die meisten Touristen stallen zum Risikogebiet erklärt wurde.

Meine Erklärung: man hat sich zu sehe an das Virus gewöhnt, die Fallzahlen sind in den niedrigen Bereich einiger Hundert pro Tag gesunken, in der Spitze waren es mal über 6.000 pro Tag. So lassen auch der Mund-/Nasenschutz und das Abstandhalten im Alltag nach. Aber wie sagte Spahn schon richtig: „Das Virus macht keine Ferien“.

Kleine Nebenbemerkung: Die ominöse Ziffer „50 Infizierte pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen“ ist so ziemlich die Grenze des Gesundheitssystems und zugleich in etwa das Maximum, was bei uns erreicht wurde. Dazu muss man die 50 erst mal mit 830 multiplizieren, um auf die Einwohnerzahl der Bundesrepublik zu kommen und dann durch 7 teilen, weil es ein 7-Tages-Durchschnitt ist, man kommt dann auf 5.928 Fälle pro Tag in der BRD. Diese Grenze sollte man also nicht ausreizen.

Das die Politik irgendwie das Virus aus dem Blick verloren hat zeigt auch der Schulanfang. Es scheint so als hätte kein Bundesland ein tragfähiges Konzept für einen Dauerunterricht unter den Covid-19 Einschränkungen erarbeitet, geschweige denn die Maßnahmen ergriffen, die man braucht. Und nun, welche Überraschung, beginnen nach den Sommerferien die Schule wieder und Meck-Pom muss nach wenigen Tagen schon wieder Schulen schließen.

Nachtrag

Am 6. Mai 2021 wurde in Russland Sputnik Light (Спутник Лайт) als neuer Impfstoff vorläufig zugelassen. Es handelt sich um eine Einzeldosisvariante (One-Shot) des Zweikomponentenimpfstoffs Sputnik V, bestehend aus dessen Komponente für die erste Impfung, welche auf dem Adenovirus-Typ-26-Vektor basiert. Die Wirksamkeit wird mit 79,4 Prozent angegeben. Die Dauer des Schutzes sei kürzer als bei der Doppelimpfung, allerdings trete die Wirkung schneller ein. Der Impfstoff kostet weniger als 10 US-Dollar und kann bei normaler Kühlschranktemperatur von 2 bis 8 °C gelagert werden. Wie der RDIF angibt, sei Sputnik Light für den Export vorgesehen, um bei akuten Ausbrüchen große Gruppen in kürzerer Zeit immunisieren zu können. In Russland solle weiterhin mit dem Zwei-Dosen-Impfstoff Sputnik V immunisiert werden.

Sputnik M (auch GamCovidVac M) ist eine Variante des Sputnik-Impfstoffs zur Anwendung bei Menschen zwischen 12 und 17 Jahren. Er wird in zwei Dosen im Abstand von 21 Tagen verabreicht.[ Er wurde anders als Sputnik V nur noch in  Russland und Kasachstan zugelassen.

Der Impfstoff half Russland nicht besser durch die Pandemie als anderen Ländern. Er stand zwar früher zur verfügung, doch die impfquote erreichte trotz des totalitären Regimes nie die Höhe um das Covid-.19 Virus wirkungsvoll einzudämmen. Dazu kam der weniger wirksame Impfstoff. Anders als viele neuartige RNA-Impfstoffe wie sie in der EU meist verwendet werden, wurde er an neue Varianten nicht angepasst. Da Russland aber ein totalitäres Regime hat sind genaue daten über Tote und Belastung des Gesundheitssystem geheim.

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