Das wird seit kurzer Zeit ja von der Politik diskutiert. Nun hat endlich auch mal der designierte Kanzler Olaf Scholz sich geäußert. Er wäre für eine Impfpflicht und will den Fraktionszwang dafür aufheben. In der Berichterstattung wird, dann schon spekuliert, ob ohne Fraktionszwang dann die Impfpflicht durchkäme. Immerhin bewegt sich selbst beim Partner FDP was, dem Worte mit „Pflicht“ oder „V“ am Anfang, wie Verbote, ja ganz sauer aufstoßen.
Ich glaube alle, die geimpft sind, und unter den Einschränkungen zu leiden haben sind angesichts schon in einigen Bundesländern voll belegten Intensivstationen, und zwar vornehmlich mit Ungeimpften sich einig sind, dass mehr geimpft werden sollte und alle die das bisher noch nicht getan haben es nun schleunigst nachholen sollten. Die persönliche Freiheit endet immer da, wo die Gesundheit der anderen gefährdet ist.
Doch braucht man dafür eine Impfpflicht und wie will man die kontrollieren? Es ist ja in keinem Falle vorgesehen, dass Impfunwillige mit der Polizei zum Arzt geschleppt werden. Wenn, dann gibt es bei Verstoß höchstens ein Ordnungsgeld. Aber wie soll das in der Praxis gehen? Soll die Polizei dann wie bei Personal- und Verkehrskontrollen Impfnachweise kontrollieren? Ich bin eher für die Impfpflicht durch die Hintertür, sprich flächendeckend 2G (nur Geimpfte/Genesene). Dann dürfen Nicht-Geimpfte eben nur noch Einkaufen und Arbeiten, kommen sonst aber nirgendwo mehr rein. Ich glaube, das steigert die Impfbereitschaft enorm. Ich weiß nicht ob Arbeitgeber das generell tun dürfen, aber die könnten auch eine 2G Regelung einführen. Werden sie aber wahrscheinlich nicht machen, weil ja noch 30 % der Bevölkerung ungeimpft sind und im arbeitsfähigen Alter (Gruppe 18 bis 59 jährige) sind es nach RKI heute 75,6 %, also müssten sie auf jeden vierten Arbeitnehmer verzichten.
Das ist ein Aspekt, der andere ist, das man dann auch impfen können muss. Die Impfzentren sind in den meisten Bundesländern wieder geschlossen worden. Die Zahl der Arztpraxen, die impfen, ist von 6.500 im Sommer auf 3.500 gesunken und die müssen nun auch die Boosterimpfungen durchführen. Meiner Ansicht nach sollte es wieder Impfzentren geben, oder andere Möglichkeiten. Andiskutiert wird ja auch schon, das man in Zahnarztpraxen und Apotheken impfen könnte. Das halte ich für sinnvoll, denn zumindest an meinem Wohnort gibt es mehr Zahnärzte als Ärzte.
Unter dem Gesichtspunkt halte ich es auch für falsch, wie von einigen Politikern schon gefordert den Impfstatus automatisch nach 6 Monaten verfallen zu lassen. Das kann man machen, wenn jeder zeitnah einen Termin bekommen kann, aber dem ist nicht so. Die Frau eines Freundes wäre Anfang Januar mit dem „Boostern“ dran, hat bei ihrem Arzt aber erst im März einen Termin bekommen. Ich habe ihr dann geraten den Arzt zu wechseln, denn als ich letzte Woche mittwochs bei der Vorsorgeuntersuchung war, habe ich das Thema zur Sprache gebracht und da ich Johnson & Johnson bei der ersten Impfung bekommen habe, bekam ich dann auch zeitnah einen Termin – diesen Montag.
Vielleicht als Anregung mal prinzipiell für die Ärzteschaft, die ja sehr darauf achtet, dass es nicht zu viele Ärzte gibt. Seit Jahren klagt man über Ärztemangel auf dem Land, nun müssen die Praxen noch etas leisten, was sie sonst nicht machen müssen und das mit zusätzlichen bürokratischen Hürden (ich hatte bei Vorsorgetermin auch eine Grippe/FSME Impfung, da musste ich nicht Zig Seiten durchlesen und das Lesen bestätigen, einen Anamnesebogen ausfüllen und auch beim Verlassen der Praxis nichts unterschreiben). Wäre es nicht sinnvoll mehr Leute zum Medizinstudium zuzulassen? Auch im Hinblick auf den Fachärztemangel. Ich bekam auch eine Überweisung zum Gastroenterologen. Da habe ich den Termin mittlerweile ausgemacht – er ist am 23. April, also in knapp 5 Monaten! Das kann doch nicht die Norm sein oder?
Zuletzt war ich irritiert, dass Journalisten befürchteten, ohne Fraktionszwang würde das Gesetz zur Impfpflicht scheitern. Warum? Ich habe von verschiedensten Lagern, (außer der AfD) Politiker vernommen die für eine Impfpflicht sind. Wenn einige Abgeordnete von der neuen Koalition nicht dafür sind, dann doch bestimmt einige von CDU/CSU und Linken. Wie wenig Gewissen und Verantwortung kann man denn haben, wenn man in so einer Situation, wo man für die Impfpflicht ist, einem Fraktionszwang (denn es bei Linken, AfD und CDU/CSU ja dann noch gibt) gehorcht?