Bernd Leitenbergers Blog

Neues zu Artemis, Blue Origin und SpaceX

Hallo. Ich weiß, ich habe mich in den letzten Wochen etwas rar gemacht. Ich hatte zum einen viel zu tun, dann noch eine OP am Handgelenk, etwas an meinem Buch geschrieben und derzeit ist auch meine Winterdepression wieder stärker, sodass ich lieber spiele als Artikel zu verfassen. Es hat sich einiges getan, und zwar beim Artemis Programm. Zuerst gab es ein Statement von dem amtieren Nasa-Chef Duffy am 20. Oktober.

Elon Musk kommentierte das so: „Having a NASA Administrator who knows literally ZERO about rockets and spacecraft undermines the American space program and endangers our astronauts,”. Man muss auch nichts von Raketen verstehen, sondern nur einen Blick in den Vertrag werfen. Dort steht: bemannte Landung vor Ende 2024. Nun haben wir Ende 2025 und das Starship hat noch nicht mal einen Orbit erreicht.

Wie durch Zufall gab es dann acht Tage später eine Stellungnahme von Blue Origin. Die Firma arbeitet ja im Verborgenen und so dringt über Fortschritte wenig nach aus. Man meinte wohl nun zeigen zu müssen, dass man übernehmen könnte:

Dann fühlte sich SpaceX auch zu einem Update herausgefordert. Er enthielt aber nur die übliche SpaceX Versprechen ohne konkrete Angaben zu Fortschritten:

Na ja da hat man sich um die wichtigsten Themen herumgeschlichen. Der wesentliche Unterschied ist doch der: Blue Origin hat eine einsatzfähige New Glenn, die einen Orbit erreicht und bald die erste bezahlte Mission startet. SpaceX hat ein Starship das nur dreimal von 11 Flügen die Missionsziele erfüllte und noch keinen Orbit erreicht hat.

Blue Origin kann Fortschritte in der Technologie der Kühlhaltung der Treibstoffe vorweisen, essenziell für die Mission und bauscht nur drei New Glenn Starts für eine Mission und kann mit Mark I das ganze schon mal unbemannt ohne Nachtanken testen. SpaceX hat ein Starship das viel mehr Starts zum Befüllen braucht und SpaceX hat noch nichts dazu geschrieben, wie man den Treibstoff flüssig halten (zwischen den Tankflügen aber auch während der Mission, die mindestens eine Woche, eher zwei, dauert). Die NASA rechnete schon vor zwei Jahren mit 10+ Tankflügen. Das dauert nach den bisherigen Erfahrungen dann wohl ein dreiviertel Jahr. Dabei ist noch nicht mal berücksichtigt, dass das Starship derzeit deutlich schwerer als die 100 t ist von denen SpaceX ausgeht. Tja und 100 t Nutzlast auf die Mondoberfläche nützen ja nichts, wenn man dort nicht mehr wegkommt.

Verschwiegen wird auch das die NASA schon 2,65 Milliarden Dollar für Meilensteine bezahlt hat. Das sind über 60 % der Gesamtsumme von 4,04 Mrd. Dollar für zwei Missionen und dafür hat sie nichts erhalten. Wenn die obige Angabe stimmt (NASA hat 10 % der Gesamtsumme bezahlt), dann müsste das Starship übrigens schon 26,5 Milliarden Dollar verschlungen haben.

Inzwischen diskutieren auch ehemalige NASA Administratoren die Strategie von Artemis:
Jim Bridenstine
 (NASA-Chef 2018–2021):

Das ist alles ganz gut, aber nach Trumps Plan, der aber noch im Kongress festhängt, soll das Programm nach Artemis IV eingestellt werden und nach den Äußerungen von Trump muss Artemis nur zwei Dinge erfüllen – die bemannte Landung, solange er noch Präsident ist und das noch vor China. Dumm nur das China auch Erfolge vorweisen kann:

Also China könnte 2026 eine einsatzfähige Rakete haben, die anders als SLS, New Glenn oder Starship mit einem Start eine Mondmission ermöglicht wie bei Apollo und sie haben den Mondlander schon im Erdorbit getestet. Damit scheinen sie deutlich weiter als Artemis zu sein, dass es immerhin seit 2017 gibt, die Orion ist ja noch älter und wurde schon im Constellation Programm (2004) konzipiert.

Das Grundproblem ist, wie Bolden erkannt hat, dass die derzeitige US-Politik das Programm nur unter einem Aspekt sieht, nämlich das eine Landung in dieser Amtszeit und vor China erfolgt. Das ist der einzige Zweck. Deswegen wurde das Lunar Gateway ja auch gestrichen, denn das braucht man dafür nicht. So was gab es schon bei Apollo, da wurden die Missionen 1 bis 20 gestrichen, aber heute ist es noch extremer und ich befürchte die Einstellung nach Artemis IV bleibt.

Was gibt es sonst noch: Jared Isaacman wird nun doch neuer NASA-Chef, also zumindest so lange bis er von Trump wieder gefeuert wird. Der hat wohl auch in der letzten Zeit weiter an seiner Vision gearbeitet und ein 100 Seiten Dokument geschrieben, von dem 62 Seiten geleakt wurden. Wenn ich Isaacman wäre, würde ich mir überlegen, ob ich den Job annehme. Denn Tatsache ist doch: sobald man nicht 100 % Trumps Willen umsetzt, fliegt man und Trumps Willen ist es das Budget der NASA um ein Drittel zu kürzen, viele Missionen einzustellen und auch das Artemisprogramm nach Artemis IV einzustellen. Da hat man keine Möglichkeiten sich positiv in Szene zu setzen und kann nur in die Geschichte eingehen als der Totengräber der NASA.

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