Bernd Leitenbergers Blog

Verblödungs-Fernsehen und Killerspiele

Ich habe es ja schon erzählt. Ich schaue mir zusammen mit einer Kollegin in der Mittagspause Germanys next Top Modell an, jeweils von Werbeblock zu Werbeblock. Das ganze ist recht kurzweilig anzusehen, vor allem wegen der musikalischen Unternahlung der Szenen. Allerdings bekommt man mit der Zeit auch Mitleid mit den Mädchen, von denen ja nur eine Gewinnen kann und wenn sie dann von Model-Domina Heidi Klum so auf die Folter gespannt werden und am Schluss doch wieder eine gehen muss, dann leidet man ein bisschen mit. Nicht weil sie gehen müssen, sondern weil dieses Sendeformat so ist. Das gleiche gilt im Prinzip für andere Casting Shows. Bei dieser Staffel von GNTM ist eigentlich schon nach einigen Folgen klar, dass Marie das Rennen machen wird. Sie hat dieses typische Modell Gesicht mit den ebenmäßigen Ausdruck, ideal für Kataloge oder Covers wo das Modell zwar gut aussehen soll, aber eben auch nicht vom Produkt ablenken. Zudem hat sie ja schon ein paar Aufträge gewonnen.

So gesehen könnte man das ganze einstellen und die Siegerin küren und Heidi (oder sonst eine Agentur) könnte den Verliererinnen, die vielleicht nicht die besten sind, aber bei denen es zumindest zum Model (wenn vielleicht auch nicht Top Model) reicht, einen Vertrag anbieten. Doch dann wäre die Quote wohl futsch. Die Frage die ich mir stelle ist aber die: Was diese Casting Shows vermitteln? Du musst dich nur irgendwo vorstellen, einige Runden überstehen und Du hast es geschafft, bist ein Superstar oder Topmodel. Wozu Berufsausbilddung, wozu in der Schule lernen? Braucht man alles nicht!

Das könnte man fortsetzen durch zig verschiedene Doku-Soaps und was sonst noch so läuft. Die Leute die dort kommen, tun alles, nur eines nicht: Arbeiten, Studieren, Lernen. Da geht es um Teenager die rum hängen und sich von den Eltern aushalten lassen. Mädchen die mit 17 ihre Brüste operieren lassen oder Fett absaugen. Im Prinzip läuft es so: Das Fernsehen zahlt dafür, dass sie über mich berichten dürfen, inklusive verzerrter Darstellung oder lächerlich machen. Wer intelligent ist oder es zu was gebracht hat (oder bringen will9 hat so was nicht nötig und kommt nicht im Fersehen.

Die Frage ist: Was richtet das bei jemanden an, der das täglich anschaut? Wenn die Politik glaubt, das jemand vom Spielen von Ego-Shootern so aggressiv wird, dass er einen Amoklauf begeht und sich anschließend umbringt, was muss dann das dauernde Berieseln mit solchem Fernsehen anreichten? Das Leute meinen, es wäre normal, sich vom Staat aushalten zu lassen, oder man nichts tun müsste um beruflich und schulisch erfolgreich zu sein? Das man auf die schnelle Tour reich wird und jeder der noch arbeitet dumm ist? (Zumindest das letzte scheint richtig zu sein, wenn ich mir da meinen Gehaltszettel und die Abzüge anschaue).

Wäre das nicht eine einfache Erklärung für PISA? Muss eine Jugend die so was anschaut nicht verdummen? Warum tut die Politik nichts dagegen? Was könnte man dagegen tun? Nun wenn man "Killerspiele" verbieten will, warum nicht auch niveauloses Fernsehen? Aber da würde man ja die Gewinne von einigen Konzernen verringern, an denen – das ist ja das pikante – so renommierte Verlage wie Bertelsmann und Brockhaus beteiligt sind. Auf der einen Seite also die 24-Band Enzyklopädie in Leder mit Goldbelag produzieren und auf der anderen Seite Assozialenfernsehen!

Ich habe eine Vision: Es muss eine Mindestanforderung an Qualität für das Fernsehen geben. Zum einen für eine bestimmte Sendung (Fleischbeschauen wie "Hot or Not" sollten verboten gehören) und zum anderen für den Durchschnitt eines Senders. Wer also billige Dokus Soaps produziert muss diese Niveauabsenkung durch eine gut recherchierte Reporttage oder eine gute Wissensendung ausgleichen. Wer das ‚"A-Team" zum 20 sten Mal sendet, muss als Ausgleich einen Hollywood Spielfilm in Erstaustrahlung bringen. Das ganze müsste noch ergänzt werden, um Sendezeitenbeschränkung (nicht dass die Wissensendungen dann nur zwischen 3 und 4 Uhr morgens laufen).

Natürlich wird es dazu nicht kommen. Aber wenn ich drüber nachdenke ist der Vorschlag nicht so doof. Wenn ich der Argumentation folge, das Killerspiele (angeblich) aggressiv machen und Amokläufer hervorbringen – wie viel größer muss der Einfluss des Fernsehens sein, dass viel länger bei vielen Jugendlichen konsumiert wird? Dabei müssen nicht grundlegende Hemmschwelen überwunden werden, die jeder hat (auch wenn es im Film so einfach aussieht: Jemanden zu erschießen erfordert das Überschreiten von Hemmungen) sondern es muss nur das in jedem Menschen liegende Bedürfnis nach Faulenzen oder dem schnellen Weg um etwas zu erreichen (Karriere, Reichtum) nachgegeben werden. Die Hemmschwelle ist dafür erheblich kleiner. Im Gegenteil: Man muss seinen Schweinehund überwinden um zu lernen, zu arbeiten, sich einzusetzen, auch wenn man keine Lust hat oder es einen nicht interessiert.

Ich glaube das eher das Verblödungsfernsehen einen Einfluss auf Menschen hat als Killerspiele. Zeit daran etwas zu ändern!

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