Bernd Leitenbergers Blog

Raumfahrträtsel 9

Es gibt bekanntere Raumsonden und unbekanntere. Zu den bekannteren zählen sicherlich die beiden Mars Rover, Cassini oder Voyager. Unbekanntere sind vielleicht der Mars Observer, die Pioneer Sonnensonden. Das absolut unbekannteste ist aber ein Programm, bei dem man nicht mal den Namen so genau weiß, denn keine Sonde startete erfolgreich und so wurde es niemals offiziell.

Während der Entwicklung wurde das Programm nach der Trägerrakete bezeichnet (das war auch bei den Vanguard Satelliten so und den ersten Pioneer Mondsonden auch zuerst „Thor Able“. Und so hieß dieses Programm daher auch erst mal „Atlas Able“.

Das Programm muss im damaligen politischen Umfeld gesehen werden. Es tobte noch ein Wettlauf der Systeme – nicht technisch sondern politisch. Es ging darum erster zu sein. Das ging schon damals unter (die amerikanischen Satelliten, obwohl viel kleiner aus die russischen machten die Entdeckungen, Russland ging es nur um Propaganda. So entdeckte Explorer 3 den Van Allen Strahlungsgürtel und Pioneer 3+4 verfeinerten die Messungen. So waren auch die nächsten Schritte ambitioniert:

Das Pioneer P Programm sollte einen Mondorbit einschwenken – sieben Jahre vor Luna 10. Von dort aus waren zahlreiche Messungen geplant. Die wichtigsten waren Strahlungs- und Partikelmessungen um das interplanetare Magnetfeld und die Plasmaumgebung der Erde zu bestimmen. Die von Arne angesprochene „KameraW war eine Photodiode. Sie liefert den Helligkeitswert eines Bildpunktes. Durch Bewegung der Photodiode und die Rotation der Raumsonde baut sich so ein Bild auf. (Analog funktionierten auch die „Kameras“ von Pioneer Venus Orbiter und Pioneer 10+11). Ziel war vor allem die von der Erde aus nicht beobachtbare Rückseite des Mondes zu beobachten.

Anders als Arne mutmaßt war aber nicht der Grund für die Programmeinstellung die ersten Bilder der Mondrückseite durch Luna 3 am 4.10.1959. Es war das keine einzige Sonde erfolgreich startete. Der Grund war die Kombination der bisher noch nicht als Weltraumträger erprobten Atlas und der Oberstufen der Vanguard Able und Altair. Zum ersten: Die Atlas durchlief zu diesem Zeit noch ihr Entwicklungsprogramm. Die NASA war so eifrig, dass sie die neunte produzierte Atlas, noch von der „C“ Version einsetzte. Die Versionen A-C waren reine Entwicklungsmuster und die D-F die Einsatzversionen. Die Rakete waren noch nicht erprobt und hatte auch noch ein paar Jahre später zahlreiche Fehlstarts (selbst im Mercury Programm).

Noch besser war die Übernahme der Oberstufen der Vanguard. Die Vanguard  hatte kurze Zeit zuvor ihren letzten Flug. Von diesen waren nur drei erfolgreich … von 11! Auch alle drei Starts der Oberstufe auf der Thor scheiterten. Keine gute Ausgangsbasis und so war es auch: Bei einem Countdowntest mit einem Probezündung des Triebwerks (Hochlaufen auf Startschub, gefolgt von einem Abschalten) am 24.9.1959 explodierte die erste Atlas Able noch auf der Startrampe. Deise wurde dabei völlig zerstört. Schließlich hatte die Atlas rund 115 t Treibstoff an Bord. Danach gab es drei Startversuche – alle drei scheiteten. Eine weitere Sonde (Atlas Able V) wurde dann nicht mehr gestartet. Das Programm wurde still und einfach eingestellt. Mehr dazu (aber auch nicht viel mehr, weil es bis heute kaum Infos gibt) auf meiner Seite.

So die Rätsel werden nun schwieriger. Was verbindet die Daten 3.6.1966 und 11.11.1966?

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