Bernd Leitenbergers Blog

Die Schwerlastrakete: Teil 1: Kostenanalyse

Chris Kraft sagte in einem Interview, dass er und andere nicht an eine Rückkehr zum Mond glauben, solange man dort nicht „einfach“ hinkommen kann. Ich würde das „einfach“ (easy) wohl mit preiswert übersetzen, denn schwierig im technischen Sinne ist es nicht. Man war schon dort, das Ziel ist nahe und die Missionen kurz. Es muss eigentlich nichts völlig neu entwickelt werden, wie bei einer Marsexpedition.

Ginge es heute billiger? Das ist meiner Meinung nach unbestritten. Apollo kostete bis zur ersten Mondlandung 21,3 Milliarden Dollar. Diese summe teilte sich wie folgt auf:

Mit den weiteren Kosten für die Programmdurchführung die Fertigung von Flugexemplaren etc. kostete das Apolloprogramm am Ende rund 24,4 Mrd $.

Zwei Dinge sind für das Apollo Programm charakteristisch:

Die Entwicklungskosten sind weitaus höher als die späteren Flugkosten. Die Mission von Apollo 11 kostete 350 Millionen Dollar. Später stiegen sie bedingt durch Inflation und weitere Experimente / Rover auf 420 Millionen $. Rund 4,2 Milliarden Dollar für die Mondlandungen ab Apollo 11 (sieben Missionen, inklusive weiter laufender Fixkosten) stehen 21,3 Milliarden an Entwicklungskosten gegenüber.

Bei den Entwicklungskosten dominieren die für die Trägerraketen. Sie machten rund 40% des Gesamtbudgets aus.

Das ganze war eine Folge der Zeit und des Terminplans. Ich komme mal zum ersten Teil: Dem Terminplan. Es gab eine feste Frist – Landung auf dem Mond bis zum Ende des Jahrzehnts. Bei der Art wie die NASA damals Projekte anging – über viele Flüge langsam Erfahrungen gewinnen und schrittweise sich dem Ziel nähern, war zudem klar, dass nicht die erste Mission auf dem Mond landen würde. Apollo hatte fünf unbemannte und vier bemannte Flüge bis eine Landung anstand. Diese Flüge kosten Zeit. Zeit die knapp ist wenn zwischen Ankündigung des Projektes und Abschluss nur achteinhalb Jahre bleiben.

Apollo wurde daher gemanagt indem optimiert wurde auf „Schedule“ – nicht wie heute auf „Cost“. Besonders schnell und daher besonders teuer musste es daher bei den Raketen sein: Denn sie mussten erprobt sein bevor die ersten Erprobungsflüge (noch unbemannt) der CVSM und LM anstanden. Die Produktion der Triebwerke lief schon 1968 aus. Die letzten Saturn IB wurden sogar schon 1967 gefertigt und dann eingelagert. Es gab so viele H-1 Triebwerke die übrig waren, dass man sie über ein Jahrzehnt lang in der Delta Rakete einsetzte. Optimierung auf Termin anstatt auf Kosten kommt immer teurer als nötig.

Das zweite war schlicht und einfach, dass man wenig hatte auf dem man ausbauen konnte. Die CSM hatten noch die besten Voraussetzungen. Sie konnten auf den Erfahrungen von Gemini und Mercury bei den Kapseln aufbauen. Brennstoffzellen und Computer wurden auch schon in Gemini eingesetzt. Kopplungen waren erprobt. Gemini sparte hier einige Jahre Zeit und Kosten. Trotzdem gab es genügen neues. Hitzeschutzschilde die viel mehr aushalten mussten. Ein viel komplexeres Raumschiff (es gab rund 300 Schalter im CM). Das LM hatte das Problem dass es absolut leichtgewichtig sein musste. da jedes Kilo dass zur Mondoberfläche und zurück in den Orbit gebracht werden musste fast 6 kg Treibstoff erforderte. Seine Fertigung hinkte daher auch dem Zeitplan enorm hinterher.

Bei den Trägerraketen die als erstes verfügbar sein mussten war der Sprung dagegen enorm. Als man anfing hatten die USA als größte Trägerrakete die Atlas im Einsatz. Sie wog rund 125 t. Die Saturn IB würde 600 t wiegen, die Saturn V sogar fast 3.000 t. Das war ein Sprung um den Faktor 25! Weder gab es die Triebwerke noch wusste man wie man eine Rakete von rund 100 m Höhe fertigen kann.

Heute haben die USA alle Grundbestandteile um eine Trägerrakete der Saturn V Klasse zu bauen: Sie Shuttle SRM als erste Stufe. RS-68 und SSME als Triebwerke für die Zentralstufe und SSME oder J-2S als Triebwerke für eine Oberstufe. Im Extremfall, kann man wie bei einigen Ideen gedacht, auch einfach beim Shuttle alles außer dem Schubrahmen weglassen und kommt dann auch fast in die 100 t Nutzlastregion. Termindruck gibt es auch nicht. Schon bei den optimistischen ersten Constellation Programmen ging die NASA von 14 Jahren bis zur Ersten Mondlandung aus. Die Ares V sollte auch billiger werden. Es gibt keine genaue Zahl, aber Griffin sprach mal von 32 Milliarden für beie Raketen und die Ares I ist mit 14,4 Milliarden auf anderen NASA Seiten angegeben, das wären 17.6 Milliarden Dollar für die Ares V. Das ist nicht viel. Bei 120 Milliarden für das Constellation Programm entspricht dies nur einem Anteil von 14,6%, während es bei der Saturn V noch 24,6% sind.

In meinem nächsten Blog zu diesem Thema werde ich zeigen wie es noch billiger geht.

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