Bernd Leitenbergers Blog

Die Suche nach NEO’s

Ich lass kürzlich diesen Artikel bei Space.com über eine Mission um NEO’s zu erfassen. NEO’s sind Near Earth Objects, also Asteroiden (oder Planetoiden) welche sich nahe der Erdbahn befinden. Es ist unbestritten, dass ab und an einer dieser auf der Erde einschlägt (siehe auch mein Artikel über Amargeddon). Nach einer Theorie, die Aussterbewellen in einen zeitlichen Zusammenhang bringt von den Entdeckern des Chicxulub Kraters, schlägt ein besonders großer Brocken alle 26 Millionen Jahre bei uns ein. Da haben wir aber noch einige Millionen Jahre Zeit bis der nächste ansteht.

Was ist nun von der Mission zu halten? Ich meine nichts. Ich möchte mal die Suche nach NEO’s als ein Ziel annehmen, das erstrebenswert ist. Darüber könnte man debattieren, da es bis heute keine Pläne zur Abwehr gibt. Immerhin wäre eine Warnung und Evakuierung möglich. Doch benötigt man dazu eine Raumsonde? Die postulierte Raumsonde soll 638 Millionen Dollar kosten und in einen Orbit innerhalb des Erdorbits in der Nähe zur Venus gelangen.

Als Vorteil wird angegeben, dass ein irdisches Teleskop nur einen Teil der NEO’s finden kann. Natürlich kann jedes erdgebundene Teleskop nur den Nachthimmel untersuchen, das ist die helle,blaue Zone in der Abbildung. Objekte die nahe der Sonne sind sieht man nie, sie befinden sich auf dem Taghimmel. Das ist die orangene Zone.

Das Raumfahrtzeug könnte aus seinem Orbit der eine andere Umlaufszeit als die Erde hat diese Objekte erfassen, so wird postuliert. Nur: Die Objekte sind nicht statisch dort. Sie bewegen sich um die Sonne und auch die Erde. So haben nach 180 Tagen die blaue und orangene Zone ihre Positionen vertauscht. Es entgehen natürlich eine Reihe von Objekten und zwar diejenigen die eine Umlaufszeit von einem Jahr haben, da sie sich synchron mit der Erde bewegen. Doch aus demselben Grund würden sie auch nie der Erde nahe kommen.

Die NASA hat nun die Aufgabe bekommen bis 2020 alle NEO’s bis 140 m Durchmesser zu finden. (Ein 140 m Asteroid aus Stein hinterlässt einen Einschlagskrater von etwa 1,5 bis 3 km Durchmesser, „bis“ ist gemeint: alle größeren Objekte). Daher postuliert sie eine Raumsonde. Das ist aber der falsche Weg. Wenn die NASA den Auftrag bekäme die Meere zu erforschen, würde sie auch einen Satelliten bauen anstatt U-Boote. Sinnvoller ist es sicher, mehr Teleskope auf der Erde zu bauen. Das Grundproblem eines NEO ist dass er sich schnell am Himmel bewegt wenn er nahe der Erde ist und sehr leuchtschwach wenn er weit von der Erde entfernt ist. Suchteleskope müssen daher große Teile des Himmels absuchen. Das erfolgte, bevor man es systematisch tat, mit mittelgroßen Teleskopen der 1-2 m Klasse, die zu klein für die normale astronomische Forschung waren. Der nächste Schritt waren dann spezialisierte 2 m Teleskope, kombiniert zu einem Array. Und das letzte ist wohl das LSST. Es ist ein 8 m Teleskop mit einer sehr großen Kamera (64 cm Durchmesser, 3,2 GPixel) und einer kurzen Brennweite wofür es sich auch zur NEO Suche eignet, aber auch zur suche nach anderen kurzfristigen Phänomenen wie Nova, Sternen mit Helligkeitsschwankungen etc. Was der richtige Weg ist ist umstritten. Viele kleinere Teleskope entdecken viel eher Körper, da sie einen größeren Teil des Himmels absuchen können und vor allem ganz kleine Brocken, die man heute erst wenige Tage vor der nächsten Annäherung entdeckt nicht entgehen würden. Für die systematische suche nach größeren Brocken, die aber weiter von der Erde entfernt sind, eignen sich wohl eher wenige große Teleskope.

Das LSST kostet 400 Millionen Dollar, weitaus weniger als die Raumsonde. Es hat einen 8 m Spiegel während man bei einer Raumsonde wohl mit einem von unter 1 m rechnen muss und es ist nach ein paar Jahren nicht nutzlos sondern kann laufend mit neuen Instrumenten ausgestattet werden. Die Investition ist also viel sinnvoller. Noch extremer sieht die Rechnung aus, wenn man anstatt einem Satelliten viele 1 m Teleskope betreibt – ein 1 m Teleskop nennen inzwischen schon viele Sternwarten ihr Eigen und die Investitionskosten liegen bei etwa 1 – 2 Millionen Dollar. Man würde also Hunderte dieser Instrumente anstatt einem Satelliten erhalten, was sicherlich für das Ziel alle NEO’s zu finden. Der beste Weg wäre wohl eine NASA Beteiligung an mehreren der 8 m Teleskope, die vorrangig die NEO suchen, bis man statistisch sicher ist, dass man die meisten hat und das danach für andere Forschungen zur Verfügung steht. Davon haben dann alle was – NASA und die Astronomie.

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