Bernd Leitenbergers Blog

„So called“ Verbrauchersendungen – Da wird mir übel

Ich habe mir auf ZDF Neo die Sendung “Da wird mir übel” gesehen. Ich hätte es ja mir ja schon bei dem Titel denken können – unter dieser sogenannten Verbrauchersendung verbirgt sich nichts empfehlenswertes. Wenn ich mal das dem jugendlichen Zielpublikum geschuldeten Format ignoriere (Zwischenschnitte mit Bildern und komischen Geräuschen bei buzzwords), Dokutainment im Sinne von Kameradokumentation der “Recherche” und “Besuchen” bei Herstellern, dann stößt mir doch einiges auf.

Die Sendung kommt mit dem Anspruch daher, dass die Welt böse ist die nicht ihren Erwartungen entspricht. Dazu einige Beispiele:

Das ist eteas extrem, aber ich finde das in vielen Verbrauchersendungen. Die eigene Erwartungshaltung wird als Norm angesehen. Ich habe mal die drei Beispiele herausgenommen, weil sie auf grundlegenden Missverständnissen beruhen:

Lebensmittel müssen so hergestellt werden, wie ich mir das denke. Es ist völlig egal ob man Eier selbst aufschlägt oder dies jemand durch eine Maschine automatisch macht und das ganze dann als Vollei verkauft. Im Gegenteil: Vollei wird auf 65 Grad erhitzt und so pasteurisiert und ist mikrobiologisch einwandfrei, während beim eigenen Aufschlagen es zu einer Kontamination kommen kann. Die Eimasse hat aber dieselben Eigenschaften wie frisch aufgeschlagene Eier. Für einen verarbeitenden Betrieb ist es aber viel einfacher zu verarbeiten.

Alle Werbeversprechen sind wahr. “Light” ist ja nichts anderes als eine Aussage. Ein Stoff ist reduziert – Energie, Fett, Zucker. Ob man dadurch weniger Energie zu sich nimmt hängt von der Verzehrsgewohnheit ab, aber auch davon wie viel von dem Stoff enthalten ist. Wenn man z.B. Zucker reduziert durch Zuckeraustauschstoffe, dann wird das Produkt ja nicht energieärmer. Es ändert aber doch nichts daran das Chips energiereich sind, wenige Ballaststoffe und Volumen haben.Genauso heißt “ohne den Zusatzstoff Geschmacksverstärker” eben nur das kein Zusatzstoff zugesetzt wird, aber nicht das nicht ein natürlicher Geschmacksverstärker zugesetzt wird wie z.B. Hefeextrakt.

Es ist unredlich Gewinn mit etas zu machen, was man auch viel billiger haben kann. Tafelwasser ist abgefülltes Leitungswasser, also meistens noch vorher kontrolliert, filtriert und entkeimt. Aber eigentlich sollte Wasser aus der Leitung schon sauber genug sein. Natürlich ist es 100 mal teurer. Der Handel verdient was dran, der Hersteller, es muss transportiert werden und die Flaschen sind ja auch nicht umsonst. Aber ist das deswegen schlimm? Noch billiger ist die Herstellung von Mineralwasser, denn das muss man nicht mal bezahlen. nur kommt es eben nicht aus der Leitung. Das wird dann nicht kritisiert, denn es klingt ja besser und kommt aus unterirdischen Quellen…. Warum gibt es Tafelwasser? Weil jemand im Allgäu mit Wasser mit 22 Grad dH (dH: deutsche Härte) sich freut mal weiches Wasser zu trinken, denn es schmeckt völlig anders und eignet sich auch zur Teezubereitung. Auch wenn man das vielleicht in Köln direkt aus der Leitung abfüllt.

Alles muss preiswert und gut sein: Es gibt Wildlachs und Seelachs. Seelachs klingt zwar nach Lachs, ist aber eine andere Fischart wird in der Ost- und Nordsee gefischt und und erheblich preiswerter. Diesen Seelachs kann man auch räuchern und salzen und dann wie Wildlachsscheiben aufs Brot tun. Er schmeckt anders und ist nicht rosa-rot gefärbt. Daher wird dieses Lachsfilet mit Cochenillerot gefärbt. Das ist zulässig, steht so im Zutatenverzeichnis und das ganze heißt eben auch dann nicht “Lachs” oder “Wildlachs” sondern eben Seelachs. Man erkennt es aber auch am Preis, denn der Seelachs kostet typischerweise weniger als die Hälfte des Wildlachses. Bei uns muss alles billig sein, und dann schimpfen solche Magazine über Farbstoffe, Zusatzstoffe, etc. Es geht aber nur eines. Entweder es ist billig oder es ist qualitativ hochwertig. Das kommt auch bei zahlreichen Anrufen heraus. Viele Hersteller haben natürlich analogkäse und echten Käse oder normales Vollei und Biovollei im Sortiment. Nachgefragt wird eben nur das erste, billigere. Warum gibt es die Regelung das man Seelachs wie Lachs raus machen darf? Weil sich die 3 Euro pro 100 g nicht jeder leisten kann. Es ist ein preiswerteres Produkt für diejenigen die sich keinen echten Lachs leisten können oder denen der Geschmacksunterschied egal ist. Genauso gibt es Sekt als billige Alternative zu Champagner, Schwarzwälder Schinken als Alternative zu Seranoschinken.

Wer ist schuld? Sicher zum einen die Gesetzgebung. Nur wird man die nicht so schnell reformieren können. Grundsatz unseres Lebensmittelrechtes ist, das Lebensmittel nicht die Gesundheit schädigen und korrekt ausgezeichnet werden müssen. Analogkäse ist nun aber zweifelsfrei essbar. Er muss eben dann noch korrekt deklariert werden. Ich glaube auch daran wird sich nichts ändern. Das einzige was ich mir denken kann ist, dass man ein weiteres Siegel einführt so wie heute schon das Biosiegel. Ich könnte mir so was wie “Premium” oder “Traditionell” als Siegel oder geschützte Begriffe vorstellen. Lebensmittel welche diese Begriffe verwenden sollten dann eine qualitativ bessere Zusammensetzung als normale Produkte haben (z.B. höherer Magerfleischanteil bei Wurst) oder ohne Zusatzstoffe auskommen. Ich glaube wenn man zu dieser Regelung kommt, dann wäre viel erreicht, dann würde ein Blick auf die Verpackung reichen, wenn man Wert auf diese Tatsache legt.

Zum zweiten ist der Verbraucher schuld: Wenn es immer billig sein soll, dann wird auch billig produziert. Wenn man qualitativ höherwertiges Essen haben will, dann muss man dieses kaufen. So einfach ist das. Nur schmeckt das den Verbraucherschätzern im Fernsehen wohl nicht.

Es bleibt natürlich immer noch viel zu bemängeln. Das tue ich in meiner “Was ist drin” Rubrik auch des Öfteren. Vor allem wenn etwas sich als “Premium” schimpft und dann recht billig hergestellt wird.

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