Bernd Leitenbergers Blog

Was will der Mensch im Weltraum?

Heute wieder ein Gastbeitrag vonFrank. Damit ihr ihn auch würdigen könnt gibt es neues von mir (von der Dragon Kapsel – Teil 2) erst am Donnerstag.

Bei der Betrachtung bemannter oder unbemannter Missionen ist doch die zentrale Frage, was will der Mensch im Weltraum, also Sinn und Zweck des ganzen Tuns.

In den Anfängen war es ganz logisch, dass Menschen zum Mond, vielleicht zum Mars und sonst wohin verbracht werden müssten. Mit Jack Schmitt, dem ersten Wissenschaftsastronauten überhaupt, gelangte der erste Geologe auf den Mond. Die Erkenntnisse von Apollo 17 gelten als bahnbrechend und seien ohne sein geologisches Wissen nicht möglich gewesen. Aber das war vor 40 Jahren!

Ich bezweifle, dass heute unbedingt ein Forscher auf einem fremden Himmelskörper landen muss. Die kleinen Mars Rover zeigen das sehr schön. Geht es um Erkenntnisse der Grundlagenforschung, z.B. im Bereich Biologie oder Geologie, können das heute Roboter leisten. Also mehr Erkenntnisgewinn für weniger Geld.

Anders sieht es natürlich aus, will man eine bemannte Marslandung als Zeichen der eigenen Überlegenheit. Bei der Mondlandung war das schließlich auch das Hauptmotiv. Langzeitaufenthalte im Orbit machen da natürlich Sinn. Nur zeigen alle bisherigen Untersuchungen, der Mensch ist den Belastungen eines Marsfluges nicht gewachsen. Ohne an Bord Gravitation zu simulieren wird es nicht klappen. Die Astronauten wären bei der Ankunft im Marsorbit in derart schlechter Verfassung, dass sie schlicht handlungsunfähig wären. An eine Landung oder andere Aktivitäten wäre gar nicht zu denken. Klar gibt es Pläne durch Rotation Fliehkraft zu erzeugen. Aber solch ein Raumschiff ist noch nie gebaut worden und würde den Aufwand für die ISS um ein Vielfaches übertreffen.

Für mich steht die Frage nach möglichem Leben außerhalb der Erde, damit verbunden die Suche nach Wasser, im Zentrum des Interesses. Bemannte Raumfahrt ist dazu nicht nötig. Wichtiger fände ich es, würde man endlich eine Probe vom Mars bergen können. Auf der Erde hat man bessere Untersuchungsmöglichkeiten, als man sie auf dem Mars je haben wird. Auch könnte man die Technik weiterentwickeln um Proben von anderen Himmelskörpern zu bergen.

Der Mensch im Weltraum macht aus meiner Sicht nur Sinn, wenn der Mensch selber Gegenstand der Forschung ist. Der enorme Aufwand an Lebenserhaltungssystemen, Sicherheitsredundanzen und natürlich Rückkehr zur Erde ist sonst nicht gerechtfertigt. Man kann andere Experimente heute automatisieren. Roboter können heute schon autonom arbeiten und werden das in Zukunft noch besser können.

In den Kindertagen der Raumfahrt träumte man vom Rohstoffabbau auf fremden Himmelskörpern. Möglichst durchgeführt von Astronauten, die dort als Bergleute arbeiten und leben. In den 50er bis 70er Jahren träumte man von Atomraketen und nuklear betrieben PKW. SF schien durch die Fortschritte der Raumfahrt real zu werden. Und wo stehen wir heute? Terraforming auf dem Mars als Zukunftsvision. Ich halte das für Blödsinn. Unsere industrielle Geschichte ist keine 150 Jahre jung und ob wir weitere 150 Jahre so weiter machen können wie bisher ist angesichts der ökologischen Auswirkungen fraglich.

Unbemannte Raumfahrt ist ein Weg zu beherrschbaren Kosten neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ich kann mir derzeit keine Anwendung vorstellen, die zwingend den Menschen vor Ort im Weltraum braucht. Auch Reparaturen, wie z.B. am Hubble Teleskop sind für mich kein zwingender Grund. Es werden heute Wartungssatelliten entwickelt, die Reparaturen im All ausführen können. Zukünftige Weltraumteleskope und andere Einrichtungen kann man bereits so konstruieren, dass Reparatur und Wartung mit unbemannten Systemen durchgeführt werden können. Der Mensch ist im Weltall schlicht überproportional teuer und der technische Fortschritt ist bei dieser Kosten- / Nutzen- Betrachtung zunehmend auf Seiten der Automation.

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