Bernd Leitenbergers Blog

Der überflüssigste Preis / Steve Jobs

Als ich mit meinem ersten Studium anfing, gab es gleich in der ersten Woche ein Ereignis. In einem MPI Institut, einen Steinwurf entfernt von der Uni, bekam ein Doktor den Physik-Nobelpreis und zwar, das ist heute schon eine Ausnahme, alleine und als noch recht junger Forscher. Natürlich wurde uns in der Experimentalphysikvorlesung versucht zu vermitteln, worum es ging, doch da dies einen Bereich berührte, der in der Schule nicht vermittelt wurde, habe ich davon nichts verstanden. Immerhin, fiebere ich seitdem in der ersten Oktoberwoche, wer diesmal den Nobelpreis bekommt und für was. Früher war das auch deswegen interessant, weil noch mehr Deutsche darunter waren, auch weil die Forschung mehr gefördert wurde.

Nur ein Nobelpreis interessiert mich nicht und ich halte ihn für überflüssig. Es ist der Wirtschaftsnobelpreis. Ich kenne sicher nicht alle Forscher die einen Physik- oder Chemienobelpreis bekommen haben und auch nicht alle Leistungen wofür er vergeben wurde, doch ich denke ich kann sicher ein Dutzend Nobelpreisträger benennen und auch genauso viele Leistungen. Ich denke, wenn man jemand die Liste aller Nobelpreisträger vorliegt und ihre Leistungen, dann finden auch nicht so mit der Materie vertraute etliche Personen oder zumindest Dinge die heute unseren Alltag prägen oder die Menschheit voran gebracht haben, wie z.B. Erfindung der integrierten Schaltung, Relativitätstheorie, Aufklärung der Struktur der DNA, Entdeckung der Röntgenstrahlen oder Viren und Bakterien.

Ich kenne aber keinen Träger eines Wirtschaftsnobelpreises und auch keine Leistung welche wirklich etwas brachte. 100 Jahre lang wird der Wirtschaftsnobelpreis verliehen. Hat es etwas gebracht? Ist Wirtschaft daher besser planbar, berechenbar oder regelbar? Ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, es wird immer schlimmer. Kurse gehen hoch und runter, egal ob es Aufträge und Gewinne gibt oder nicht oder die Firma etwas mit den Banken zu tun, hat die in der Krise sind. Regulatorien greifen nicht. Man sollte annehmen, dass 100 Jahren Wirtschaftsforschung uns hier weiter gebracht haben.

Mein Vorschlag: abschaffen und durch einen neuen ersetzen, z.B. den alternativen Nobelpreis. Was fehlt isst ja gerade ein Preis für Personen die etwas für die Umwelt und Natur getan haben. Der Friedensnobelpreis ist ja stark auf die Menschen zentriert.

Dann ist Steve Jobs gestorben und die ARD hat eine Sondersendung wegen ihm gebracht. Glaubt man der, so ist ein Genie gestorben. Am pikantesten: der Reporter fragte Steve Wozniak, ob man Jobs mit Edison oder Einstein vergleichen könnte … Also das entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik und vielleicht zeigt es, wie vorinformiert die Reporter sind. Wer sich auskennt, der weis, das Wozniak den Apple I alleine entwickelte und den Apple II weitgehend alleine. Jobs stieß erst dazu, als es darum ging den Apple I zu vermarkten und beim Apple II stammt die Gehäuseform von ihm.

Steve Jobs ist nicht der geniale Erfinder und auch kein Entdecker. Das war auch dann die Antwort von Wozniak. Er ist der Manager, der weis, was wichtig für ein Produkt ist, was die Leute wollen. Und er setzt diese Visionen mit Beharrlichkeit gegen alle Widerstände durch. Beim Apple III war er für das Gehäusedesign verantwortlich und danach hatte die Fertigung Probleme die Platinen so eng zu bestücken, was zu hohen Ausfallraten führte. Vielleicht trifft der Ausdruck Visionär es recht gut. Zumal Jobs dafür bekannt war, die Leute solange anzutreiben bis die Vision auch umgesetzt war. Ob er nun für jedes Detail am Produkt verantwortlich war? Ich denke nicht. Ich glaube die Vorgaben sind wohl eher in der Form „Ich will einen Computer den man mit dem Bildschirm bedienen kann, ohne Tastatur, leicht und dünn“ und dann hat er wohl einfach alles abgewiesen, was zu wenig schick, zu umständlich oder zu klobig war bis das iPad raus kam.

Warum auch nicht, das ist die Aufgabe eines CEO und weniger sich über die interne Technik auszulassen. (Was ihn z.B. von einem anderen CEO unterscheidet, der hier im Blog öfters erwähnt wird). Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Apple stand immer in der Kritik, dass ihre Produkte zu wenig „grün“ wären, also viele umweltschädliche Stoffe enthalten. Erst in den letzten Jahren gab es da eine Besserung. Dann verkauft Apple ihre Produkte teuer – deutlich teurer als die Konkurrenz, lässt aber in China preiswert fertigen, wo in den Fabriken extrem schlechte Arbeitsbedingungen herrschten und die Selbstmordrate unter den Arbeitern hoch war.

Soweit ich das nach meinen Recherchen beurteilen kann, interessierten Jobs die Produkte mehr als die Menschen und das ist eigentlich traurig für einen Visionär.

So zum Schluss noch eine Frage für die schlauen Leser unter den Blogabbonennten. Könnt ihr aus den Angaben im ersten Absatz ableiten wann ich wo mein erstes Studium aufgenommen habe? Es sollte möglich sein, auch wenn man die Angabe auf meiner Website findet (aber wir sind ja hier nicht bei den Dünnbrettbohrern / Der PISA Generation)….

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