Bernd Leitenbergers Blog

Die Deseo Werbung für Frauen mit „sexueller Unlust“

Also schlechte Werbung gibt es ja zuhauf. Aber was mir besonders übel auffiel war die Werbung von Deseo, einem freiverkäuflichen Präparat. Originalzitat aus der Werbung „Für Männer mit Potenzstörungen und Frauen mit sexueller Unlust“. Was mir aufstieß war die „sexuelle Unlust“, doch dazu noch mehr. Also besuchte ich mal die Website wo viel drum herum geredet wird. Um was es sich handelt wird aus dem Beipackzettel deutlich. Es ist ein Extrakt aus der Pflanze Damiana, (Turnera diffusa nach systematischer Nomenklatur). Schon in der Wikipedia wird zwar von Heilwirkung gesprochen, aber die vom Hersteller reklamierte Wirkung als Aphrodisiaka bezweifelt, es soll aber eine pharmakologische Wirkung und ein Missbrauch als Rauschmittel gegeben sein.

Nun die Gefahr liegt hier nicht vor, denn das Mittel ist homöopathisch, mit der Potenzierung D4. Es wurde also um 104 verdünnt, die Ziffer nach D entspricht der Zehnerpotenz mit der verdünnt wurde, das ist der Faktor 10.000. In den 50 ml sind also maximal 5 Milligramm Wirkstoff, was eine direkte pharmakologische Wirkung ausschließt, doch Homöopathie und vor allem Potenzmittel wirken ja vor allem durch den Placebo-Effekt. Nur würde ich dann dafür keine 50 Euro für 50 ml Alkohol/Wassermischung ausgeben. Dann ist es wenn man von dem Konzept der Homöopathie überzeugt ist, billiger sich eine Pflanze auf dem Balkon anzubauen und die Blätter direkt zu verarbeiten. 1 g Extrakt, das ist wohl eher wenig würden bei der Potenzierung für 10 l ausreichen. Eine kleine Recherche ergab, dass in einem Shop 100 g Kraut 3,70 Euro kosten. Der Wirkstoffgehalt liegt bei 0,2 bis 0,9%, das bedeutet in den 100 g sind dann 0,2 bis 0,9 g Wirkstoff enthalten oder so viel wie in 40 bis 160 Fläschchen Deseo. Bei der Ersparnis von 99,8% (2000 bzw. 8000 gegenüber 3,70 Euro für das Kraut Euro sind auch noch fünf Flaschen Rum drin, in die man nach mexikanischem Rezept die 100 g Kraut löst.

Was mich aber vor allem an der Werbung stört (jeder kann sein Geld mit unwirksamen oder überteuerten Präparaten verdienen, siehe die letzte Kritik in dieser Weise zu Zentrum) ist die Formulierung „und bei Frauen bei sexuelle Unlust“. Das klingt wie ein Rückfall ins 19.te Jahrhundert. Ja „Mann“ will immer, kann aber nicht immer. Und bei Frauen ist es dann sie sexuelle Unlust, die man durch ein Präparat das im „Unterleib“ die Durchblutung fördert, begegnen kann. Ja wo leben wir den? Lust auf Sex fängt primär im Gehirn an, hat was mit Stimmung, Stress und vielleicht auch mit dem Partner zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gerne Sex haben möchte, alles sonst passt, ein schöner Abend mit einem romantischen Diner, man ist in der Stimmung und dann hat die Frau „sexuelle Unlust“, weil die Durchblutung im Unterleib nicht stimmt. Das hört sich für mich wie ein Rückschritt in das Viktorianische Zeitalter an „Mach die Augen zu und denk an England….“. Selbst wenn es ein Symptom der mangelnden Durchblutung des Unterleibs gäbe (noch nie was davon gehört), dann fielen mit einige Sexualpraktiken ein, mit denen man die Durchblutung anregen könnte ohne Mittelchen einzunehmen. Es fehlt nur noch, dass der Hersteller auch noch ein Mittelchen gegen die Frigidität erfindet…

Diese Werbung ist dermaßen Frauenfeindlich, dass man richtig froh sein muss das Gamma-Hydroxi-Buttersäure heute wegen des Mißbrauchs als Droge eingestuft wird. Auch diese wirkt in kleinen Mengen als Aphrodisiaka, hat in größeren Mengen aber die Wirkung einer „Knock-Out“ Mittels, das bedeutet die Person wird weitgehend willenlos und so hat GDB eine traurige Bekanntschaft als Vergewaltigungsdroge erlangt. Dieser Hersteller würde sicher auch GDB gegen sexuelle Unlust empfehlen, nur mit höherer Dosierung bei Frauen, die geben ja dann ihre Unlust auf….

Ansonsten ist das Geschäftsmodell toll, mit nichts kann man so viel Geld verdienen wie mit Aphrodisiaka. Wenn man dann auch nicht mehr die Mittel pur verabreicht, sondern nur in homöopathischer Dosierung, dann verkauft man eine 52% Industriealkohol-Wassermischung für 50 Euro pro 50 ml, also den Liter für 1000 Euro. Das ist bei Kosten für den Alkohol von etwa 1-2 Euro pro Liter und dann noch etwas für Fläschen und Verpackung und die Handelsmarge immer noch ein Gewinn von über 1000%. Das ist fast so einträglich wie Wasser aus Stadtwerken als „Bon Aqua“ zu verkaufen….

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