Bernd Leitenbergers Blog

Schon wieder eine Wette gewonnen

Es ist langsam langweilig und auch irgendwie peinlich, wenn ich jede Wette die gegen SpaceX mache und jede Prognose sich als richtig erwartet. Die treuen Blogleser wissen was ich meine: vor 10 Monaten habe ich gewettet das SpaceX es nicht schafft die nominell damals im Launch Manifest gebuchten Starts durchzuführen, genauer gesagt, dass sie mehr schaffen als Arianespace, die damals nur 5 Starts für 2013 angekündigt hatten. Nun hat Arianespace nur vier Starts geschafft weil es Probleme mit der Anlieferung von Satelliten gibt. (Probleme die SpaceX nicht hat, denn dort müssen die Kunden ja warten, der Start von SES-8 war z. B. für den April vorgesehen). Trotzdem haben sie nur drei geschafft, nicht mal die Hälfte der angekündigten. Damit habe ich schon wieder gewonnen.

Nun ja, dieses Jahr soll alles viel  besser werden. Dieses Jahr sind 10 Starts angesetzt (letztes Jahr waren es noch 11 für 2014) zumindest nach Spaceflight Now – inzwischen glauben nicht mal mehr die Nachrichtenportalten der Firma, denn auf ihrer Website sind heute (27.12) noch 15 Starts für 2014 verzeichnet.

Es wäre nun leicht nochmal eine Wette anzubieten, die man 100% gewinnen kann indem man nur die Angaben von SpaceX als Basis nimmt. Das eigentlich sollte ja schon zu denken geben: Wie kann man sonst eine Wette gewinnen, die nur auf den offiziellen Angaben für geplante Starts oder Nutzlasten beruht? Wie kann es sein, das eine Firma eine Rakete baut und wenn man wettet, das sie nicht die Nutzlast transportiert die sie angegeben haben, gewinnt man? Oder wie kann eine Firma 9 Monate vor Jahresende nicht mal wissen wie viele Starts sie in diesem Jahr durchführen wird? Na ja zum Thema „Gläubige“ unten etwas mehr.

Aber damit es nicht langweilig wird wette ich mal was anderes und kurzfristigeres:

Wetten das der Iran zwischen dem 1 und 5 Februar 2014 einen Satelliten startet?

In einem Monat sind wir dann schlauer.

Was auffällig ist, ist ja das gerade in Deutschland die Diskussion um die Firma so emotional geführt wird. Ich habe in Kommentaren ja schon von SpaceX Jüngern gehört. Und irgendwas mit Glauben hat es ja zu tun, denn wissen kann man nicht viel, die Firma hat ja eine miserable Informationspolitik. Nur eines verstehe ich nicht: was erhoffen sich die Leute von der Firma? Also in Amerika kann ich den Optimismus noch verstehen. Dort meint man ja in großen Teilen der Bevölkerung sowieso, das die Wirtschaft alles besser kann die als die Regierung und vielleicht erhofft sich der eine oder andere eine Renaissance der US-Raumfahrt. Zumindest würden die USA wenn die Firma Erfolg hat wieder eine Rolle im Satellitentransport spielen, seit 10 Jahren haben sonst die USA nur wenige Satelliten mehr in den GTO transportiert.

Aber in Deutschland? Wenn SpaceX Erfolg hat wir hätten nichts davon. Bisher transportiert die Firma Versorgungsgüter zur ISS. Das haben wir bisher getan. Aber die ATV laufen aus und die ESA will keine neuen. Wenn die NASA Geld sparen sollte wenn sie den CCdeV Endauftrag an SpaceX anstatt Boeing geht (die beiden Firmen sind wohl die Favoriten), dann wird sie das Geld wohl ins SLS/MPCV Programm stecken das unterfinanziert ist. Derzeit sieht es aber eher so aus als ziehe sich das. Gerade erst hat die NASA für 2017 weitere „Sitze“ auf der Sojus gebucht.

Das zweite sind kommerzielle GTO-Transporte. Hier ist Arianespace Marktführer. Wenn die Firma erfolgreich ist, dann bedeutet das Verluste für Arianespace, die dann dazu führen, dann sie ESA kurzfristig die Firma subventionieren muss, wie sie es schon einige Jahre lang tat. Es könnte auch die Trendwende zur Ariane 6 bedeuten, da diese ja billiger sein soll und nur Einzelstarts durchführt. Damit wäre sie konkurrenzfähiger (zumindest auf dem Papier). Bei der Ariane 6 wird Deutschland praktisch keine rolle mehr spielen. Die ersten und zweiten Stufen entstehen in Frankreich das Triebwerk der dritten auch, Was übrig bleibt sind dann noch ein paar Tankstrukturen für die Oberstufe. SpaceX Erfolg bedeutet für die deutsche Raumfahrtindustrie also den Verlust von Arbeitsplätzen. Wollen die deutschen SpaceX-Fans das wirklich?

Bleibt noch das ein paar glauben, das die Firma tatsächlich eine Marsexpedition durchführen will oder ihn gar kolonisieren. Ab und an redet ja Elon Musk davon und angeblich glauben auch alle Angestellten daran. Nur das ganze hat einen Haken: mit Marsunternehmen kann man kein Geld verdienen. Sie kosten Geld. Und selbst wenn die Firma die Kosten für ein solches Unternehmen rapide reduzieren könnte, kann sie selbst wenn sie alle kommerziellen Starts und alle US-Starts durchführen würde nicht von den Gewinnen eine Marsexpedition finanzieren. Dieses Jahr sollen es 9 Falcon 9 und zwei Dragons sein. Das macht nach SpaceX Angaben einen Umsatz von 670 Millionen Dollar (58 pro Falcon 9 und 133 pro Falcon 9/Dragon gerechnet). Das ist Umsatz nicht Gewinn. Nimmt man 20% Gewinn an, und das ist eine hohe Quote (die meisten Unternehmen liegen bei 10%) so könnte die Firma 134 Millionen pro Jahr in eine Marsexpedition investieren. Zubrins Mars direct Plan wurde von der NASA auf 55 Milliarden Dollar geschätzt. Selbst wenn SpaceX die Kosten auf die Hälfte reduzieren könnte, so müsste die Firma rund 200 Jahre diesen Umsatz erwirtschaften um eine Expedition finanzieren zu können. Wenn Musk zum Mars wöllte, hätte er ein politisches Amt, anstreben müssen, denn eine Firma wird das nie finanzieren können.

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