Bernd Leitenbergers Blog

Zeit für eine neue Runde Bashing

Ach ja die armen SpaceX Fans. Da haben sie ein unbedeutendes Forum gleichgeschaltet indem sie alle kritischen Stimmen durch Massenpostings vergrault haben (Behaupten geht ja fix, fundierte Antworten zu geben, selbst recherchieren anstatt Gerüchte aus Foren nachzuplappern braucht dagegen viel Zeit), da stört es sie das es noch Leute gibt die nicht ihrer Meinung sind. Dann wird von „Bashing“ gesprochen. Ernst kann ich die Besucher nicht nehmen, die ich nur im Blog sehe wenn ich was über SpaceX schreibe. Netterweise reicht ja ein Absatz in einem langen Artikel der nicht über SpaceX ist aus, sie zur Reaktion zu bewegen. Da kommen dann Forderungen, warum ich nicht jeden Start von SpaceX erwähne und würdige und der Vorwurf des „Bashings“. Huuh da bekomme ich es aber mit der Angst zu tun. Wenn die Leute nicht nur hierher kommen würden, wenn ich was über die Firma mit X schreibe würden sie feststellen, dass ich über Starts die klappen nichts schreibe. Ariane 5 hat 60 erfolgreiche Starts in Folge – über keinen habe ich was geschrieben. Das hat also gar nichts mit SpassX zu tun. Und Bahsen tu ich alles. Nur beschwert sich nur ein SpaceX Fan darüber- Man möge mal nachzählen wie oft ich mich kritisch zu ESA, Ariane 5 und 6 geäußert habe – das kommt an die SpaceX Berichterstattung heran und da wirft mir keiner Ariane-Bashing vor.

Aber hauen wir den Fans mal ein paar Fakten um die Ohren. Die Firma kommt ja mit dem Anspruch es besser als die Konkurrenz zu machen. Dazu gehören aber nicht nur Raketen die abheben und billig sind, sondern das orientieren am Markt und eine kommerzielle Ausrichtung. Schauen wir uns die Firmengeschichte mal unter dem Aspekt an.

Es begann mit der Falcon 1, die als sie schon designt wurde eine Nutzlast hatte, die zu gering war. Die Pegasus als einzige Modell mit der gleichen Nutzlast hatte schon damals rapide sinkende Startzahlen nachdem das Small-Explorer Programm auslief. Von den 5 Starts beförderte auch nur einer eine bezahlte Nutzlast.

Ablösen sollte sie die Falcon 1e – im Prinzip eine Falcon 1 mit dem leistungsfähigeren Triebwerk für die Falcon 9 und dadurch vergrößerten erststufe. Sie wurde lange angekündigt und dann eingestellt. der einzige Kunde wurde auf die Falcon 9 umgebucht.

Die nächstgrößere Rakete sollte die Falcon 5 werden. Sie wurde eingestellt, genauso wie die Beteiligung bei Stratolaunch. Was flog war die Falcon 9, zuerst „Block I“ dann „v1.0“ getauft. Sei war zu klein – zu klein für jeden geostationären Satelliten – es fand sich kein Kunde. Selbst zu klein für die Dragon Kapsel, die so maximal 1 t Nutzlast zur ISS befördern konnte. Dabei beträgt die Startmasse mehr als 7 t, in etwa so viel wie eine Progress 82,5 t) und mehr als eine Cygnus (2,2 -2,7 t Nutzlast). Am Markt und der eigenen Kapsel vorbeigeplant. Die Orbcomm Satelliten die auf der Falcon 1 gebucht waren startete man trotzdem nicht mit ihr, sondern der leistungsfähigeren Falcon 9 v 1.1 – zwei Starts für 42 Millionen Dollar und 2 t Nutzlast. So macht man Verluste.

Nun soll es ja die „v1.1“ richten – die Falcon 9 Heavy und block II, die mal angekündigt waren sind ja inzwischen auch eingestellt. Sie schafft gerade mal 3,5 t in den Standard-GTO (ja 3,5 t, die Aussage stammt von Musk, denn Anbieter wollen einen Standard-GTO mit einem dV von 1500 m/s haben, keinen 27,9 Grad geneigten GTO für den die offizielle Nutzlast Angabe von 4,85 t gilt. Das reicht immerhin für die leichteren Satelliten. Für die ISS-Transporte ist sie dagegen schon zu groß – weil SpaceX wieder vorbeigeplant hat. Für den Transport zur ISS braucht man einen Frachter mit viel Stauraum. Den hat die Dragon Kapsel nicht. So viel Nutzlast wie sie transportieren könnte geht gar nicht rein. Die Dragon wurde zwar vor der ISS-Beteiligung entworfen, doch wenn man intelligent gewesen wäre hätte man für die Transporte einen einfachen Druckbehälter an das Servicemodul angeschraubt. So kompliziert ist da ja nicht. So muss man mit einer Rakete mit der doppelten Nutzlast 50% mehr Flüge durchführen wie der Konkurrent Orbital. Wiederverwenden darf man die Kapseln nicht – also wieder an den Anforderungen vorbeigeplant.

Nun kommt die Falcon Heavy. Die ist wiederum zu groß. Doppelstartvorrichtungen findet man keine in SpaceX Angebot, so lohnen sich auch Einzelstarts kaum. Ich denke man will die wegen zu kleiner Nutzlast nicht lohnende Bergung bei der Falcon Heavy nutzen, dann könnte es sich lohnen, aber das muss auch erst mal klappen. Anders als bei der Falcon 9 gibt es auch wenige Monate vor dem Jungfernflug kein volles Buch. Gerade mal zwei Nutzlasten hat man bisher gewinnen können.

Nun denkt man schon an was größeres, obwohl man ja schon keine Kunden für die Falcon Heavy findet. Wie groß weiß man nicht. Aber sicherlich in der Größenordnung der Saturn V oder noch größer. Also Nutzlasten gibt es nicht dafür. Die NASA hat vom Senat die SLS aufgedrückt bekommen, die wird sicher keine buchen und an die Reduktion der startkosten auf den Treibstoffpreis glauben auch nur SpaceX-ler (selbst wenn man die erste Stufe bergen könnte, so geht immer noch die Oberstufe verloren und beliebig oft kann man sie auch nicht wiederverwenden. 5-10 mal ist bei Raketentreibwerken eine typische Größe. Mit den Kosten für Bergung ist man dann vielleicht bei den Kosten einer Falcon heavy ohne Bergung, aber eben immer noch nicht billig. In jedem falle gibt es keinen Bedarf dafür.

Interessant ist auch wie sich die Firma selbst wiederspricht. So wird ja bei Falcon 9 und Heavy die engine-out-Capbility hervorgehoben. Das macht sie sicherer. Warum macht man dann bei der neuen Rakete nicht so weiter? Wenn bei 200 Triebwerken eines ausfällt so wirkt sich das fast gar nicht aus. Anders als bei Falcon 9 und Heavy muss man keine Reserven vorhalten (nach dem ersten Engine-Out Vorfall senkte man z.B. die Nutzlast der Falcon 9 von 16 auf 13,15 t ab – schon vergessen SpacexFans?

Kurzum eine Firma die am Mart vorbeiplant. Eine Firma die sich „privat“ schimpft, bisher aber 1933 Millionen Dollar von dem DoD und der NASA bekommen. (COTS, CRS, CCdev, Startkontrakte). Demgegenüber stehen 342 Millionen Dollar aus kommerziellen Kontrakten. Sie ist also zu 85% staatsfinanziert. Privat finanziert und kommerziell sieht anders aus.

So wie heißt es so schon im Amiland wo der Ausdruck „Bashing“ herkommt? Strike!

Die mobile Version verlassen