Bernd Leitenbergers Blog

Der Brief der Woche an Elon Musk

Lieber Elon, ich schreibe Dir einen Brief, damit Du dich freust. Ich muss gestehen, ich habe lange ein Problem mit Dir gehabt. So ziemlich alles was Du gemacht hast ergab für mich keinen Sinn. Das fing an mit den dauernden Ankündigungen. Meist verbunden mit völlig irrealen, kurzfristigen Zeitplänen oder wenn Summen genant wurden, dann waren sie enorm niedrig. Marspläne einer Firma mit nicht mal Tausend Mitarbeiter, wenn die NASA mit Milliardenbudget es nicht hinbekommt. Vor allem: eine Firma soll doch Gewinn machen, nicht Projekte umsetzen, die nur Geld kosten. Das erschien mir irgendwie paradox. Und in der Tat kann man mehr Projekte von Dir aufzählen, die nie umgesetzt wurden, als welche die dies wurden.

Das betrifft ja nicht nur SpaceX. Auch sonst bist Du untriebig. Hyperloop, die Boring Company seien genannt, von den „richtigen“ großen Firmen wie SpaceX, Tesla und Solar World gar nicht erst zu reden. Andere CEO haben kaum genügend Zeit eine Firma zu managen. Du machst das parallel bei mehreren und hast nebenher noch Zeit ein Mini-U-boot für Rettungsaktionen zu konstruieren. Scheiß drauf, das keiner das U-Boot haben wollte. Wenn der Leiter der Bergungsoperation das U-Boot für ungeeignet für die engen Tunnel und für eine Falle hält. Dann bezeichnest Du ihn eben einfach als Pädophilen. Wozu hast Du schließlich Anwälte. Bis der nun laufende Verlagerungsprozess entscheiden ist, ist die Sache jedenfalls längst von der Öffentlichkeit vergessen. Aber Du hast eine Schlagzeile mehr. Wie heißt es so schön: Es gibt keine schlechte Publicity, nur wenn man überhaupt keine Schlagzeilen macht ist das schlecht.

Vor allem verwundert, dass Du so viel öffentlich machst. Bei anderen Firmen gibt es knappe Presseerklärungen, meist erst wenn etwas fast schon fertig ist. Bei SpaceX Tweets vom CEO lange bevor man angefangen hat an etwas zu arbeiten. Woanders kennt man meist auch nicht den CEO, oder wer kennt den Chef von Boeing oder Lookheed Martin? Ich habe lange Zeit gedacht, Du bist mediengeil und möchtest dauernd in den Medien vertreten sein. Denn wie heißt es auch: Lieber eine schlechte Schlagzeile, als gar keine Schlagzeile. Wenns keine mehr gibt, dann muss man eben beim Interview einen Joint rauchen und einen Whiskey kippen.

Doch seit deinem Tweet, Tesla zu privatisieren hat es bei mir „Bing“ gemacht. Denn wirtschaftlich macht es keinen Sinn: Tesla hat noch nie Gewinn gemacht, im Gegenteil die Verluste steigen immer weiter an. Es gibt Berichte über Produktionsschwierigkeiten und der Börsenkurs ist in einem Jahr von 322 Euro auf ein Tief von minimal 208 Euro gesunken. Warum sollten Anleger ein Paper, das sie frei an der Börse handeln können, eintauschen gegen eine Beteiligung an einer Gesellschaft, bei der diese den Gegenwert festlegt?

Aber dein Tweet hat den Kurs kurzzeitig um 10 Prozent ansteigen lassen und deswegen ermittelt inzwischen auch die Börsenaufsicht. Wie bei vorherigen Ankündigungen verlief das Ganze danach im Sande. Doch darum ging es nicht. Es ging nie darum, die Firma von der Börse zu nehmen. Es ging darum den Kurs zu steigern, denn dann ist dein Anteil mehr wert. Dann kann man wieder einen Teil verkaufen und macht Millionengewinne im zweistelligen Bereich. Bei Tesla hat es sich gelohnt. Die Firma startete mit einem Kurs von 14,2 Euro ist selbst nach den Verlusten in den letzten Monaten noch 17-mal mehr wert. Du dürftest einen großen Anteil der Firma gehalten haben und hast Dich sicher vom Rest den Du noch hast bei dem hohen Kurs etwas verkauft.

Seit Trump aber von „Alternativen Fakten“ spricht, sehe ich klarer. Trump ist 2017 drauf gekommen, Du hast das schon 2005 getan. Es sollte nicht alternative Fakten, sondern „Elon-Wahrheiten“ heißen. Oder im Deutschen: Aussagen mit Verfallsdatum. Heute lieferst Du wieder eine Steilvorlage. Vor zwei Jahren kündest Du eine Mondumrundung mit der Dragon und Falcon Heavy zum Ende dieses Jahres an. Der Zeitpunkt ist gekommen, die Falcon Heavy inzwischen auch geflogen. Also es kann losgehen. Nun wird revidiert und nun gibt es die Mondumrundung mit der BFR, die natürlich erst entwickelt werden muss. Das erinnert mich an einen Spruch, der im Büro unseres gemeinsamen Vorbildes Dagobert Duck hängt: „Geld verleihe ich heute nicht, aber morgen“.

Ein Blick in deine Biografie zeigt, wie Du Geschäfte machst. Du gründest Firmen und verkaufst sie mit Gewinn weiter. S geht nicht darum mit der Firma Gewinn zu machen, sondern ihren Marktwert zu maximieren Das ging mit den ersten beiden die im Computerbusiness angesiedelt waren schnell, das Geschäft ist da kurzlebiger. Bei Tesla und SpaceX musstest Du mehr Standvermögen zeigen, doch es lohnt sich. In den Bereichen kann man mehr verdienen als im Softwarebereich – zumindest solange man nicht genial ist, und so was wie Whatsapp erfindet. Tesla hat nun einen Börsenwert von 50 Milliarden, dein Anteil hat einen Wert von 13 Milliarden. Vor einigen Wochen waren es noch 4 Milliarden mehr. Früher hast Du deine Firmen verkauft, heute verkaufst Du deine Anteile an der Börse. Gewinn machst Du immer, weil Du es beherrschst, den Firmenwert / Aktienkurs zu manipulieren. Denn nur dazu dienen die vielen Ankündigungen.

Tesla soll in 10 Jahren 1 Billion Dollar wert sein – mehr als 2017 die gesamte Automobilindustrie wert ist. Wenn SpaceX es sich leisten, kann nach deinen Angaben 5 Milliarden in die Entwicklung der BFR zu buttern, dann muss die Firma enorm viel Geld übrig haben. Entsprechend wird der Firmenwert von SpaceX auf 21 bis 25 Milliarden Dollar geschätzt – mit Wirtschaft hat das nichts zu tun, denn addiert man sowohl die schon erhaltenen Aufträge wie auch die angekündigten Starts, so kommt man auf jeweils etwa 7-8 Milliarden Dollar. Wie kann eine Firma das Vielfache ihres Gesamtumsatzes seit Firmengründung wert sein, zumal dem ja auch Ausgaben entgegenstehen. Du hast die Gesetze der Wirtschaft verinnerlicht. Der Firmenwert ist nicht der Wert, den eine Firma in Form von Anlagen und Maschinen hat, oder der zu erwartende Gewinn in den nächsten Jahren. Der Firmenwert ist, der den die Leute bereit sind zu zahlen. Entweder Investoren oder eben Aktionäre. Wenns mal nicht klappt wie bei Solar World, dann kauft eine deiner Firmen eben die andere auf. Bei SpaceX gibt es ja dann noch die Regierung, die einspringt, wenn deine Firma eine wichtige Bedeutung für das DoD hat. Nicht umsonst tust Du alles, um Aufträge des Militärs zu bekommen.

Ich hoffe Dein Konzept geht weiter auf. Nach über zehn Jahren glauben die Leute ja immer noch an deine Ankündigungen. Da sind keine Probleme zu erwarten, wenn Du es nicht übertreibst. Ich befürchte nur, wenn Trump so weitermacht könnten die Leute drauf kommen auch die Aussagen anderer zu überprüfen und das wäre nicht so gut.

In jedem falle hast Du schon Milliarden mit Tesla verdient, indem Du Anteile verkauft hast. Ich denke bei SpaceX wirst Du auch Anteile zu einem guten Preis verkauft haben. Selbst wenn nun beide Unternehmen den Bach heruntergehen, es hat sich für dich gelohnt.

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