Bernd Leitenbergers Blog

Der tägliche Coronawahnsinn

Selten habe ich einen Blog geschrieben mit so viel Wut und Unverständnis im Bauch, ja das Thema würde gut zum 1. April passen.  Geschrieben habe ich das am Freitag, aber erscheinen wird es weil es schon einen Blog am Freitag gab am Samstag.

Ich schwimme viel, im Winter dreimal in der Woche, im Sommer, wenn das Freibad offen hat, täglich. Ich brauche das auch nicht nur um fit zu bleiben sondern auch mein Gewicht zu halten. Seit alle Bäder zu sind – seit dem 3.11.2020, also fast sieben Monaten muss ich drei Tage in der Woche fasten damit ich ohne diese sportliche Betätigung mein Gewicht konstant halte. Ich fühlte mich daher schon bisher als Coronaopfer der Politik denn auch beim ersten Lockdown letztes Jahr waren die Schwimmbäder, die ersten die schlossen und die letzten die wieder aufmachten. Zudem ist eine wichtige Einnahmequelle für mich, mein Ferienhaus ebenfalls seit dem 3.11.2020 geschlossen und schon vorher zwischen März und Juni 2020.

So war meine Freude groß, als ich sah, dass eines der Freibäder, dass ich erreichen kann wieder offen hat. Also habe ich zuerst mal auf der Webseite nachgesehen, wie die Reglungen aussehen. Das es Regelungen gibt kannte ich ja vom letzten Jahr, da musste man vorher ein Online Ticket kaufen, war auf einen Zeitslot festgelegt und dürfte bis zur Umkleidekabine nur mit Maske herumlaufen. Das wurde jetzt noch verschärft. Man muss auch bei Betreten des Duschraums und WC eine Maske tragen, darf sie dann aber netterweise zum Duschen absetzen, muss vor dem Schwimmen duschen (im Duschhaus) nach dem Schwimmen aber nur an den Außenduschen (wenige Sekunden, kaltes Wasser). Na gut dachte ich mir, das geht noch, Hauptsache ich kann wieder schwimmen. Doch der Hammer war: anders als letztes Jahr Eintritt nur mit Impfbescheinigung, Genesenenausweis oder negativem Coronatest, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.

Scheiße, dachte ich. Das hast Du nun davon das Du drauf geachtet hast dich nicht zu infizieren und nicht zu den Impfdränglern gehörst, wobei man bei insgesamt 42,1 % geimpften man ja kaum noch von Vordränglern sprechen kann.

Immerhin, seit dieser Woche kann ich mich beim Hausarzt impfen lassen. Dort nimmt man aber keine neuen Anmeldungen entgegen, wie ich der Homepage entnehme. Ich soll mich ans nächste Impfzentrum wenden. Nur dort ist meine Altersgruppe noch nicht dran und die bundesweite Aufhebung der Priorisierung ist ja auch noch erst im Kommen, wenn auch übernächste Woche. Angesichts der bisherigen Meldungen der Medien wird man aber selbst dann Wochen auf einen Termin warten müssen.

Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, fasste ich die Möglichkeit eines Tests ins Auge. Die Überlegung: Der Test darf maximal 24 Stunden alt sein. Wenn ich mich an einem Tag vor dem Nachmittag testen lasse, reicht das am nächsten Tag noch zum vormittags schwemmen. So lohnt sich der Aufwand wenigstens etwas mehr. Also ging ich ins nächste Testzentrum in unserer Hauptstraße. Draußen ein Schild: „Testen nur nach Online-Voranmeldung“. Nach dem ersten Dämpfer gehe ich also ins Internet und stelle fest, das dieses Testzentrum nur donnerstags und freitags aktiv ist. Zur Erklärung: Ostfildern ist eine der künstlichen Städte, die durch die Kreisreform 1975 entstand. Wir sind eigentlich sechs Gemeinden. Das nächste Testzentrum ist in einem anderen Stadtteil, 2,5 km von mir entfernt aber nur mittwochs offen. Am häufigsten offen ist das dritte Testzentrum in Nellingen, immerhin an vier Tagen in der Woche. Aber eben 5 km von mir entfernt. Aber auch dort gab es heute und morgen keinen Termin. Also musste ich einen für Montag vereinbaren. Dann muss ich noch ein PDF, das man mir per Mail zugeschickt hat, ausdrucken und dort mitbringen. Wenn ich dann das Ergebnis habe, muss ich das nochmals ausdrucken und ein Online Ticket für den Eintritt ins Bad ausdrucken und beides zum Badbesuch mitzubringen. Der ganze Aufwand für einmal Schwimmen im Freien! Auf der anderen Seite ist man dort sich nicht näher als in einem Park auf der Wiese. Fragt dort jemand nach einem Test? Außerdem kenne ich das ganze Prozedere ja von letztem Jahr. Auch da hatten wir schon Corona, da gab es keine Geimpften und da ging es ohne Test den ganzen Sommer über. Wer hat sich diese Vorschrift erdacht? Sie mag Sinn machen für Veranstaltungen in einer Halle oder sonstigen geschlossenen Räumen, aber nicht im Freien, wo man auch viel eher den Abstand einhalten kann. Vor allem ist es nicht billig für den Staat – für jeden Test bekommt das Testzentrum 18 Euro, ein Vielfaches des Eintrittspreises im Schwimmbad. Es ist eine typische folge unserer Bürokratie, die einfach Vorschriften querbeet für ganze Bereiche – hier eben Orte wo sich Personen zum Sport, Veranstaltungen oder Kultur treffen macht, ohne nach tatsächlichem Risiko zu fragen.

Der Bürokratiewasserkopf setzt sich bei der Impfung auch fort. Nach Medienberichten muss man dort sechs Seiten Formulare durchlesen und unterschreiben. Wozu? Ich kann mich ja auch gegen Gruppe, Wunderstarrkrampf und andere Krankheiten beim Arzt impfen lassen, und zwar ohne Formulare. Es ist mit der Impfung aber nicht getan. Wahrscheinlich müssen wir uns bei Corona wie bei Grippe jährlich impfen lassen. Während das bei Grippe im normalen Praxisalltag nebenbei geht, scheint die Coronoimpfung so großen Aufwand zu machen, dass eben die Hausärzte niemanden mehr annehmen. Denn ich habe es ja nicht nur bei meinem Hausarzt probiert, sondern auch zwei anderen in der Ortschaft. Die EU rechnet jedenfalls mit einer jährlichen Impfung und hat am 20.5. bei Biontech/Pfitzer für 2022/23 insgesamt 1,8 Milliarden Dosen, also vier pro EU Bürger bestellt.

Das Impfchaos die ausufernde Bürokratie und der Mangel an Impfstoff ist die eine Sache. Es vergeht aber kein Tag, wo Politiker nicht Vorschläge für eine andere Aufteilung der Dosen machen. Zuletzt Bundesgesundheitsminister Spahn über Rückstellungen für das Impfen von Kindern und Jugendlichen. Also, wenn es derzeit nicht mal möglich ist, alle zu impfen, wenn man keinen Impftermin bekommen, kann Ärzte Impfwillige mangels Impfstoffe abweisen, würde ich, wenn ich diesen Job hätte, nichts anderes mehr tun, 24/7 wie es neudeutsch heißt, bis dieses Problem gelöst ist. Ich kann jemand der jeden Tag in den Medien erscheinen muss, aber die wirklichen Probleme nicht löst, nicht ernst nehmen. Er mag mit dem Mangel nichts zu tun haben, aber den Ablauf kann er optimieren. In jedem Falle würde ich nicht auch noch Diskussionen anstoßen, wenn jetzt schon der Impfstoff nicht reicht.

Mittlerweile kommt etwas über meine Lippen, was noch vor Monaten unvorstellbar war; ich kann die Coronaleugner verstehen, ja kurzzeitig kam in mir der Gedanke vor „hättest Du doch nur Corona gehabt, dann hättest Du jetzt wenigstens einen Genesenenausweis“ – ein Großteil der Infizierten hat ja keine Symptome. Zusammenfassend: Unsere Regierung hat in der Coronakrise versagt, diese Regierung ist die „worst ever“, noch schlimmer als Helmut Kohl. Verbote, die die Bevölkerung treffen, die Wirtschaft läuft aber weiter und dort darf man sich ruhig weiter anstecken. Bestimmte Wirtschaftszweige oder Sport/Kultureinrichtungen werden über über sieben Monate dichtgemacht und zwar ohne wissenschaftliche Grundlage. Dann macht man alles so bürokratisch das fast jedes EU-Land uns in den Impfquoten überholt hat und als Sahnehäubchen auf der Krone gibt es nicht mal die Strategie, sondern sowohl bei Maßnahmen wie dem Impfen 16 Strategien – eine pro Bundesland. Wäre es nicht mal bei einer so bedeutenden Krise mal möglich eine gemeinsame Strategie zu vereinbaren und die Bürokratie herunterzufahren. Denn das Haupthindernis – und nicht nur bei der Bekämpfung von Corona – ist die Bürokratie. Sie schlägt zu, wenn man Bauen will, wenn man Stromtrassen anlegt, bei der Steuererklärung überall. Es gibt immer mehr Vorschriften es wird immer mehr geregelt und das macht alles teurer, es dauert länger und komplizierter. Das kostet Privatpersonen Nerven, die Wirtschaft hat einen Standortnachteil.

Ich halte für eine vordringliche Aufgabe der nächsten Regierung dieses Dickicht, diesen Dschungel auf normale Maße zurückzustutzen.

Meine Hoffnung ist, dass wenn die 7-Tages-Inzidenz weiter sinkt, dieser Testzwang wegfällt. Der Landkreis Esslingen liegt noch knapp über 50. Wenn der Trend so weiter geht, sinkt er nächste Woche unter 50, und wenn er dann eine Woche lang unter 50 ist, darf man ja lockern. Bei 35 – der Bund ist ja schon nahe an dem Wert würde es dann die nächste Stufe geben.

Die Politik sollte mal über eines nachdenken. Was löste es in Leuten aus, wenn man wo inzwischen fast die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist, stärkere Einschränkungen diktiert als noch vor einem Jahr, wo niemand geimpft ist? Würden diese Leute erneut eine der Regierungsparteien wählen?

Ich werde den Blog noch ergänzen, wenn ich das Prozedere mal am Montag einmal durchlaufen habe.

Update 1.6.2021

So, wie versprochen nun das update. Ich war heute bei meinem ersten Coronaschnelltest – 5 km mit dem Fahrrad hin, 5 km mit dem Fahrrad zurück. Der Test war schnell erledigt und es gab auch keinen Andrang – 3 Leute waren vor mir in der Schlange. Daheim dann die Email geöffnet und den (erwartungsgemäß) negativen Test ausgedruckt. Heute Nachmittag war ich dann im Schwimmbad und jetzt zwei Stunden später bin ich immer noch todmüde. Ich habe in den sieben Monaten ohne Training enorm an Kondition eingebüßt. Immerhin morgen darf ich noch vormittags rein, weil mein Test um11:15 gemacht wurde, der Vormittagsslot, aber um 10:00 beginnt. Es gab eine lange Schlange, obwohl nur 350 ins Bad dürfen und davon gerade mal die Hälfte das auch in Anspruch nehmen, weil das checken des Nachweises so lange dauerte. Nur bei mir war es schnell erledigt, ich nehme an die anderen müssen Dokumente vorlegen die man erst durchlesen muss anstatt eine Seite mit dickem „NEGATIV“ drauf. Eine ältere Frau, mit Sicherheit in der Gruppe die längst durchgeimpft sein sollte (70+) musste wieder gehen, weil sie keinen Nachweis hatte.

Nach einem Tipp meiner Nichte habe ich auch die Website meines Hautarztes gecheckt – der hat mich von allen Ärzten in dem letzten Jahrzehnt am häufigsten gesehen, da ich mich vor einigen Jahren hypersensibilisieren lies und das bedeutete, 3 Jahre lang regelmäßige Spritzen beim Hautarzt. Aber dort fand ich keinen Hinweis überhaupt auf Corona geschweige denn vom Impfen. Dafür ergab sich eine andere Möglichkeit. Mein Bruder kann sich bei einem befreundeten Hotelier im Schwarzwald mit dessen Personal mitimpfen lassen und da habe ich ihn gleich angerufen, ob ich nicht auch mitkönnte. Der Termin wäre am Samstag oder Montag und es ist auch mein Wunschimpfstoff – Johnson & Johnson. Wunschimpstoff deswegen, weil mit einer Impfung alles erledigt ist, während man bei anderen Impfstoffen erst nach der zweiten Impfung sicher vor Corona ist. So könnte das Thema tatsächlich für mich in einer Woche erledigt sein. Wegen des Aufwandes, der nun aber getrieben wird, an der Kasse musste ich trotz weniger Leute lange warten hoffe ich aber das die Anforderungen mit sinkenden Inzidenzen gelockert werden. Der LK Esslingen ist am Sonntag erstmals unter 50 gerutscht, das heißt, ab nächsten Montag wären, wenn das hält, 5 Werktage rum und dann dürfte man wieder lockern und bei 44,3 (heute) ist die nächste Stufe 35 auch in Sicht.

Update 9.6.2021

Seit gestern bin ich mit „Johnson & Johnson“ geimpft. Dazu musste ich erst nach Freudenstadt fahren, jeweils rund 2 Stunden hin und zurück. Das ging nur, weil mein Bruder zum Impfen hinfuhr und mich mitnahm. Er erfuhr von der Impfmöglichkeit auch nur, weil ein Bekannter ihn deswegen anrief. Der Hintergrund: Der Kreis Freudenstatdt hat offenbar einen Überschuss an Impfdosen für AstraZeneka und Johnson und Johnson erhalten. Diese Dosen werden nun verimpft und zwar an jeden der sich impfen lässt, ohne Anmeldung, ohne Wartezeit. Eine Ärztin teilte dem Bekannten meines Bruders dies mit und der hat herumtelefoniert. Während ich da war, gab es auch dauernd neue Anrufe. Wer sich auf die beiden Impfstoffe einließ, konnte sofort vorbeikommen, wer einen mRNA-Impfstoff wollte, musste wie bei uns auch auf die Warteliste. Als ob es noch eines weiteren Beweises bedürfte zeigt dies das Versagen der Regierung in der Coronakrise und es hängt auch nicht an fehlendem Impfstoff sondern offensichtlich an einer nicht bedarfsgerechten Verteilung. Da die Kühlkette nicht unterbrochen werden darf, können die Dosen auch nicht woanders hin abgegeben werden.

Zumindest bin ich nun geimpft, es geht mir gut, nur der Arm schmerzt rund um die Einstichstelle. Ich möchte mich, wenn es keine Knappheit mehr gibt, gerne noch mit einem zweiten Impfstoff nochmals impfen lassen möchte, da bei Johnson & Johnson sowohl bei der Wahrscheinlichkeit sich trotz Impfung zu infizieren, wie auch der Reduktion von schweren Verläufen, eben doch schlechter abschneidet als die anderen drei Impfstoffe. Wer es nachlesen will: hier. Erstaunlicherweise hat die höchste Reduktion schwerer Verläufe ausgerechnet der so schlecht beleumundete AstraZeneka Impfstoff.

Zeitgleich fiel im LK Esslingen auch die 7-Tages Inzidenz unter 35 und seit gestern benötigt man keinen Test mehr – keinen Tag zu früh, denn den Test müsste ich ja bis zum Ablauf der Quarantäne weiterhin vorlegen und ich möchte nicht unbedingt bei einem positiven Test Kontakt mit dem Gesundheitsamt haben. Der Schnelltest der ja nur Antigene, also die Immunantwort nachweist, würde aber bei erfolgreicher Impfung positiv werden.

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