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Entgiften

Als Lebensmittelchemiker bekommt man immer wieder gesundheitsbezogene Fragen gestellt. Ein Thema, das in den letzten Jahren hochgekocht wird und das auch von der Lebensmittelindustrie bedient wird ist das sogenannte Entgiften. Die Industrie hat dabei zahlreiche Produkte im Angebot, die sich gerne mit der englischen Bezeichnung "detox" schmücken, aber auch Heilpraktiker schwören auf das "Entgiften", das schlussendlich eine lange Tradition hat. Schon Waerland erfand diesen Begriff und damit auch die Vorstellung es gebe im Körper Schlacken, die der Gesundheit schaden. Dieser Artikel soll aufklären, was davon zu halten ist.

Gifte im Körper: Radikale

Es ist war: unser Körper ist dauernd Giften ausgesetzt. In jeder Zelle bilden sich beim Stoffwechsel giftige Abbauprodukte, die die Zellen schädigen können. Diese freien Radikale werden schon lange untersucht und für eine Reihe von negativen Vorgängen verantwortlich gemacht. Von der Zellalterung, die schlussendlich auch schuld am Altern des Körpers an sich ist, über Schäden an Zellbestandteilen bis hin zur Schäden an der DNA, was zum Zelltod oder sogar Krebs führen kann. Diese Radikale sind unvermeidbar, entstehen z. B. in einem Zwischenschritt des Fettabbaus zwangsläufig und unser Körper hat Enzyme, die sie unschädlich machen bzw. er erzeugt Substanzen, die sie abfangen (Radikalfänger). Daneben nehmen wir mit der Nahrung noch Stoffe zu uns die Radikale abfangen können wie die Vitamine C und E und das Provitamin A, aber auch zahlreiche sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Als man diese "Radikalfänger" entdeckte, gab es die Hoffnung, dass man durch eine reichhaltige Aufnahme so die Gesundheit fördern könnte, das Altern verzögern und Krebs verhindern könnte. Die einfache Dosis - Wirkungsbeziehung ist aber nicht gegeben: Das bedeutet: nimmt man mehr dieser Radikalfänger wie Vitamin C zu sich, so ist man nicht besser geschützt. Das wurde zwar von Pharmafirmen zur Förderung des Verkaufs und dem zweifachen Nobelpreisträger Linus Pauling behauptet. Es wurde aber niemals bewiesen, das dem so ist. Erst nach der Jahrtausendwende wurden zahlreiche Studien ausgewartet, ob Megadosen (Aufnahmemengen die bei dem Vielfachen des Tagesbedarfs liegen) wirklich einen Effekt haben. Das Resultat: Megadosen von Vitamin A und E erhöhen die Sterblichkeit, anstatt sie zu senken. Bei Vitamin C gibt es keinen nachweisbaren positiven oder negativen Effekt. Hier wirken also Vitamine als Gift. Das ist nicht unbekannt. Man wusste schon seit 100 Jahren von Polarforscherin, die viel Fisch aßen, dass diese eine Vitamin-A Vergiftung bekamen. Die Fische haben im Polarmehr viel mehr Vitamin A in der Leber. Die Inuit (Eskimos) verwarfen die Leber daher. Ebenso kennt man eine Vitamin A Vergiftung bei bestimmten Lebererkrankungen, da in der Leber das Vitamin A gespeichert wird und dann bei der Erkrankung freigesetzt wurde.

Gifte im Körper: Wie kommen sie in den Körper?

Doch beim Entgiften bei Nahrungsergänzungsmitteln und Entgiftungskuren redet man nicht von diesen freien Radikale. Sie sind typische Zellgifte. Sie sind so reaktiv, dass sie wahllos mit dem nächsten Zellbestandteil reagieren. Sie können eine Zelle schädigen, sogar zum Absterben der Zelle führen, aber sie gelangen nicht in die Blutbahn und über sie in andere Zellen. Alle Gifte, die sich über den Körper verteilen, in Organen anreichern, müssen in irgendeiner Form aufgenommen werden und sie müssen eine gewisse Persistenz besitzen, also nicht sofort abgebaut oder entgiftet werden.

Es gibt drei Aufnahmewege:

Die Haut hat die Aufgabe uns vor Umgebungseinschlüssen zu schützen. Sie lässt daher nur wenige Substanzen passieren. Die Haut ist daher eine wirksame Barriere für wasserlösliche Substanzen. Fettlösliche Substanzen können über die Lipidmembranen der Zellen jedoch leicht eindringen.

Am schnellsten können Substanzen über die Lungen in den Blutkreislauf gelangen. Sie müssen auch nur eine geringe Barriere überwinden. Das geht so schnell, das ein Atemzug in einer Luft mit größerem Kohlenmonoxidgehalt zum sofortigen Verlust des Bewusstseins führt. Gottseidank muss die Substanz einatembar sein, dass bedeutet, sie muss einen hohen Dampfdruck besitzen, das ist meistens an eine niedrige Siedetemperatur gekoppelt. Dieses Kriterium erfüllen nur wenige, meist flüssige oder gasförmige Substanzen. In die Lunge gelangen aber auch kleine Partikel, die in der Luft schweben. Diese Nanopartikel sind seit einigen Jahren in der Diskussion. Es gab sie schon immer, z. B. im Zigarettenrauch. Doch die Emissionen haben durch Verkehr (Dieselabgase) und Technik (Tonerstaub) deutlich zugenommen. Nanopartikel können selbst giftig sein, wie z. B. der Teer im Tabakrauch, der cancerogene Stoffe wie polyzyklische Aromaten enthält. Er ist verantwortlich für den bei Raucher so häufigen Lungenkrebs. Doch selbst innerte Stoffe, die nicht reagieren, können für en Körper giftig sein, weil sie sich in den Lungenbläschen ablagern und dort eine Immunantwort verursache. Der Körper will sie wieder loswerden. Kann dies aber nicht. Diese Immunantwort ist z. B. verantwortlich für die Asbestose wenn feine Astbestfasern eingeatmete werden. Aufgrund ihrer Faserstruktur können sie nur schwer wieder ausgeatmet werden.

Die letzte und bedeutendste Aufnahmeform für Gifte ist der Darm. Wir nehmen nicht nur die Nährstoffe auf, sondern auch viele andere unerwünschte Stoffe in der Nahrung. Dies kann aktiv erfolgen, wenn der Stoff chemisch einem Nährstoff ähnelt und so wie dieser aktiv vom Darm aufgenommen wird. Der Großteil der Aufnahme von Fremdstoffen erfolgt aber passiv. Der Mechanismus ist dabei die Osmose: In den Zellen der Darmwand gibt es eine höhere Salzkonzentration als im Darminhalt. Das Wasser will diesen Konzentrationsunterschied ausgleichen und strömt in die Darmzellen und nimmt dabei im Wasser gelöste Moleküle mit. Lediglich große Moleküle können die Darmwand nicht passieren. So werden auch die meisten Medikamente aufgenommen. Fettlösliche Stoffe werden mit dem aus dem Darm aufgenommenen Fett aktiv transportiert. Sie werden daher besser aufgenommen, denn für die Fettaufnahme schüttet der Körper eigens ein Emulgatorgemisch bestehend aus Gallensäuren und Cholesterin aus der Galle in den Dünndarm aus.

Einmal angekommen im Körper, egal ob über Haut, Lunge oder Darm aufgenommen, gelangen alle Stoffe erst mal in die Blutbahn. Das Blut durchströmt den ganzen Körper und so gelangen Stoffe überall hin. Das ist ein Vorteil, denn so wirken Kopfschmerztabletten im Kopf, auch wenn man sie schluckt.

Die Entgiftung des Körpers

Es gibt ein zentrales Organ im Körper das für die Entgiftung zuständig ist: die Leber. Die Leber wird vom Blut durchströmt und ist für viele Stoffwechselfunktionen zuständig. So bildet sie laufend Glucose als Nahrung für das Gehirn, indem sie Glykogen als Speicherkohlenhydrat in der Leber abbaut, sie baut auch andere Nährstoffe ab und um. Sie ist aber auch zentrales Organ zur Entgiftung. Sie baut Stoffe ab, soweit dies geht. Wenn sie dies nicht kann, z. B. bei zahlreichen synthetischen Substanzen, wie Medikamenten oder Hormone, so versucht sie diese zumindest in eine ungefährliche Form umzuwandeln oder die Wasserlöslichkeit zur schnelleren Ausscheidung zu erhöhen. Die Entgiftung hat Vorrang. Daher kann es, wenn man dauerhaft zu viel Alkohol zu sich nimmt, zur Fettleber kommen - der Abbau des Alkohols hat Vorrang vor dem Abbau des Fetts und so lagert die Leber das Fett ab, um es später zu verstoffwechseln. Kein Problem, wenn sie die Zeit hat, betreibt man aber Alkoholmissbrauch und führt dauerhaft zu viel Alkohol zu, so kommt die Leber nicht dazu und verfettet. Die Abbauprodukte können auch die Leber schädigen, beim Alkohol z. B. der entstehende Acetaldehyd. Sie hat daher eine enorme Regenerationsfähigkeit, mehr als jedes andere Organ, sofern nur ein Teil der Leber intakt bleibt, so kann sie sich wieder vollständig regenerieren.

Die Abbauprodukte werden dann von der Niere aus dem Blut gefischt, konzentriert und dann mit dem Harn ausgeschieden. Auch hier können sie noch Schaden anrichten. Oxalsäure die natürlicherweise in Spinat und Rhabarber vorkommt aber auch das Abbauprodukt des Ethylenglykols ist reagiert in der Niere z. B.mMit dem Calcium und verstopft die Nierenkanälchen. So kann es zu einer Niereninsuffizienz kommen. Leider hat die Niere nicht die Regenerationsfähigkeit der Leber.

Diese beiden Organe werden daher auch durch Giftstoffe am ehesten geschädigt. Nicht immer macht die Leber das Richtige. Versucht sie z.B. Methanol zu entgiften, so entsteht dabei Ameisensäure, die eine bedrohliche, lebensgefährliche Verschiebung des pH-Wertes in den Körperflüssigkeiten verursachen kann und nur langsam von der Niere ausgeschieden wird. Die für den Laien überraschende. aber wirkungsvollste Sofortmaßnahme bei einer Methanolvergiftung ist es daher Alkohol zuzuführen - der Leber wird dann bevorzugt den normalen Alkohol "Ethanol" abbauen, der jedoch ungiftiger als der Methanol ist.

Will man sonst den Körper entgiften, so muss man die Leber imitieren, z. B. das Blut durch eine Maschine leiten die Giftstoffe durch eine semipermeable Membran selektiv herausfiltert oder Stoffe zusetzen die im Blut die Stoffe binden bzw. die verhindern das die Leber aus mäßigen Giften hochpotente Gifte bildet.

Stoffe, die nicht entgiftet werden können

Natürlich gibt es Stoffe, die der Körper nicht entgiften kann und auch nicht ausscheiden kann. Sie entfallen auf zwei Gruppen: Das eine sind anorganische Substanzen. Die Leber kann nur organische Stoffe abbauen. Anorganische Stoffe wie z.B. Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber, Arsen kann sie nicht abbauen. Sie kann die Substanzen nur modifizieren, was jedoch manchmal auch kontraproduktiv ist. So bildet sie aus dem schon giftigen Quecksilber das viel giftigere organische Quecksilber, das durch einen organischen Rest fettlöslich ist und sich so leichter im Körper ausbreiten kann. Solche mineralischen Stoffe, vorwiegend giftige Elemente, werden im Körper dann verbaut. Wo das hängt, davon ab, um welches Element es sich handelt. Meistens verwechselt der Körper das giftige Element mit einem normalen Element mit ähnlichen Eigenschaften. So hat Cadmium ähnliche chemische Eigenschaften wie Calcium, wird in die Knochen eingelagert und führt dann zur Itai-Itai Krankheit, schmerzhaften Knochenveränderung. Die Giftwirkung von Arsen beruht auf der chemischen Ähnlichkeit mit Phosphor. Es ersetzt daher Phosphor in zahlreichen Verbindungen und Coenzymen und legt so Stoffwechselkreisläufe lahm. Die Leber wird aber als zentrales Stoffwechselorgan zumindest versuchen, die Stoffe zu entgiften und ist daher das Organ mit der höchsten Belastung an Schwermetallen. Daher lauten Ernährungsratschläge nicht zu viel Leber zu essen, obwohl sie auch sehr vitaminreich ist.

Die zweite Gruppe sind organische Substanzen die Bindungen haben, die die Leber nicht spalten kann. Das sind dann nicht Medikamente, sondern Stoffe aus der chemischen Industrie, die man gerade wegen ihrer chemischen Inaktivität synthetisiert hat wie das Insektizid DDT, die Flammschutzmittel und Hydrauliköle PCB (polychlorierte Biphenyle). Aber auch Umweltkontaminanten wie Dioxine oder polyzyklische Aromaten, die bei Verbrennungen entstehen. Diese Substanzen sind meist fettlöslich, weil die meisten wasserlöslichen Substanzen chemische Gruppen haben, die für Enzyme spaltbar sind. Diese Substanzen durchlaufen den Blutkreislauf unverändert und werden ins Fettgewebe eingelagert. Dort bleiben sie und sind dort auch relativ sicher, weil die Fettzellen nur einen kleinen Stoffwechselumsatz haben. Nur wenn sie abgebaut werden (z B. bei einer Diät werden die Stoffe dann wieder freigesetzt, und zwar in größerer Konzentration, als sie ursprünglich im Blut waren, da nun Fett als konzentrierter Speicher abgebaut wird.

Entgiftung durch Nahrungsergänzungsmittel?

Nach diesem langen "Vorlauf" komme ich zu dem Abschnitt, weswegen sie Sie wahrscheinlich diesen Artikel lesen. Schlussendlich boomt die Werbung mit "Detox"-Produkten und dazu gibt es noch zahlreiche von Heilpraktikern oder ähnlichen angebotenen Behandlungsmaßnahmen zur Entschlackung oder Entgiftung. Diesen liegt eine Vorstellung zugrunde, die leider nichts mit den naturwissenschaftlich gesicherten Tatsachen zu tun hat. Die ältere ist die von Waerland postulierte der "Schlacken". Seiner Ansicht nach entstehen bei der Ernährung mit hochverarbeiteten Nahrungsmitteln, vor allem durch den Abbau von Eiweiß Schlacken, die sich im Körper ablagern. Dazu propagierte er durch den Eiweißabbau eine Übersäuerung des Körpers. Er empfahl daher eine Ernährung mit möglichst unverarbeiteter Nahrung, Verzicht auf Fleisch, Fisch und Eiern als proteinreicher Nahrung. Waerland muss man zugutehalten, das er dies tat, bevor man die biochemischen Vorgänge im Körper aufklärte. Damals konnte man nicht wissen, dass die Vorstellung falsch ist.

Neueren Datums ist die Vorstellung, dass man durch Stoffe, die man isst, verschiedene "Giftstoffe" entgiften kann. Je nach Autor sind das biogene Gifte, die also im Stoffwechsel entstehen (wie die Schlacken bei Waerland) oder exogene Gifte die von außen aufgenommen werden. Besonders Schwermetalle sind da beliebt. Schwermetalle kann man in der Tat "entgiften". Dazu muss man das Blut waschen und mit Chelatbildern wie EDTA (Ethylendiamintetraacetat) versetzen die Schwermetalle binden und kann diese Verbindung dann abtrennen. Leider klappt das nicht, wenn man Chelatbildern über die Nahrung aufnimmt. Zum einen kann man die benötigte Menge (sie verteilen sich ja auch 5 bis 6 l Blut) gar nicht auf einmal aufnehmen. Zum andern durchlaufen die Chelatbildner sie das Verdauungssystem und werden zu einem großen Teil abgebaut, bevor sie überhaupt in die Blutbahn gelangen. Ein natürlicher Chelatbildner ist z.B. die Zitronensäure und ihre Salze. Chelatbildern, die mit der Nahrung aufgenommen werden, haben eher den entgegengesetzten Effekt: Sie erhöhen die Aufnahme von Metallen. Das nutzt man bei Eisenpräparaten aus. Bei Schwermetallen ist dieser Effekt aber kontraproduktiv.

Eine zweite Gruppe sind Stoffe, die im Darm Schwermetalle oder andere Stoffe binden sollen, selbst aber nicht aufgenommen werden. Dazu gehören Braunalgen und Rotalgen. Sie enthalten Kohlenhydrate mit Bindungen, die unser Körper nicht spalten kann, sind also unverdaulich. Ihre chemische Struktur hat aber bestimmte Gruppen wie die Chelatbildern die Metallionen binden können. Eine zweite Gruppe sind Zeolithe. Zeolithe sind Mineralien mit sogenannten "Käfigmolekülen". Sie haben eine Gitterstruktur mit einem kleinen Hohlraum, in dem genau ein Ion gebunden werden kann. Zeolithe binden Metallionen, wie die natürlich in der Nahrung vorkommenden Ionen des Kaliums, Natriums und Calcium. Zeolithe werden daher auch als Ionenaustauscher eingesetzt (z. B. in Calgon) oder als Molekularsieb auf der ISS.

Braunalgen und Zeolithe sind auch Ballaststoffe. Beide Stoffe quellen im alkalischen Milieu des Dünndarms stark auf, binden dabei Wasser und erhöhen so das Volumen des Stuhls. Zeolithe werden daher auch in Tiermastmitteln eingesetzt, das durch den hohen Gehalt an Kraftfutter sonst zu ballaststoffarm ist. Braunalgen galten früher als Mittel gegen Verstopfung.

Das Dumme ist nur: Beide Substanzen gelangen nicht in den Körper, können also keinerlei Stoffe "entgiften" die man schon aufgenommen hat. Sie können nur verhindern, dass man mehr an Giftstoffen - genauer gesagt Schwermetalle - aufnimmt. (bei allen anderen Stoffen sind sie weitestgehend unwirksam). Nur: wer weiß, dass er Schwermetallen ausgesetzt ist, der sollte die Ursache beseitigen und nicht versuchen die Gifte so zu binden, zumal ja durch die schon aufgenommenen Schwermetalle seine Gesundheit schon geschädigt haben, bzw er weiter geschädigt wird. Vor allem aber sind Zeolithe und Algenextrakte unspezifisch. Sie binden nicht nur Schwermetalle, sondern alle Ionen. Bei Kühen hat man daher bei der Zeolithzugabe im Mastfutter schon ein Absinken des Calciumspiegels beobachtet - das Calcium wird genauso gebunden wie Schwermetalle wie Blei oder Cadmium. Vor allem gibt es natürlich viel mehr Calcium als Cadmium in der Nahrung, das bedeutet, dass man, wenn man wirkungsvoll so die Aufnahme von Schwermetallen verhindern will, man so viel dieser, Stoffe aufnehmen muss, dass man einen gefährlichen Mangel an den erwünschten Mineralien riskiert.

Noch eine Stufe tiefer in dem Erklärungsmodell angesiedelt sind die zahlreichen freiverkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel oder oft nur Nahrungsmittel angesiedelt, die das Buzzwort " Detox" verwenden. Fragt man die Hersteller nach der Wirkungsweise, so bleiben sie die Erklärung meist schuldig. Mancher verweist noch darauf, dass seine Tees oder Getränke harntreibend sind. Doch das bedeutet nicht das man mehr Giftstoffe ausscheidet, sondern nur das aufgenommene Getränk schneller ausgeschieden wird. Andere bieten Produkte an, die den Darm reinigen sollen. Sie tun das in der Regel dadurch, dass sie ballaststoffreich sind und daher die Darmbewegung fördern und die Menge des Stuhls erhöhen. Das mag dann einen trägen Darm verhindern und hat auch den positiven Effekt das die Darmdivertikel, kleine Ausstülpungen in der Darmwand, geputzt werden. Doch sie werden auch als Mittel nach übermäßigem Alkoholgenuss gepriesen. Der Alkohol wirkt aber im Körper und er wird fast vollständig schon im Dünndarm aufgenommen, während so ballaststoffreiche Produkte erst im Dickdarm wirken. Nach dem Kater sind sie daher völlig überflüssig, wenn sie begleitend genommen werden würden, dann hätten sie noch einen bescheidenen Nutzen, da ballaststoffreiche Kost den Übergang des Alkohols ins Blut verzögert.

Glaubt man zumindest den Absatzzahlen, so scheint sich die Zahl der Personen, die sich vergiftet fühlen, in den letzten Jahren enorm zugenommen zu haben. Erstaunlicherweise spielt sich dies nicht in den offiziellen Statistiken wieder, schließlich werden die echten Krankheitsfälle vom Arzt der Kasse gemeldet. Man kann also davon ausgehen das es nicht echte Vergiftungen, sondern ein zeitweises Unwohlsein ist, das jeder einmal hat. Natürlich wirken die Mittel dann besonders gut denn so eine Phase geht auch ohne detox vorbei. Selbst wenn man nur die Vergiftungen ansieht, die vom Heilpraktiker nach Diagnose verordnet werden so spiegeln die sich nicht in den bekannten Vergiftungsfällen wieder. Diese sind dank immer strengerer Arbeitsschutzmaßnahmen rückläufig. Auch bei ihnen handelt es sich nicht um ein klinisch bekanntes Krankheitsbild, sondern um eine Krankheit, die es nur bei Heilpraktikern gibt, die für ihre Vorstellung aber keinerlei medizinische oder wissenschaftliche Beweise anführen können.

Fazit

Es gibt natürlich Dutzende von positiven Erfahrungsbeichten im Web, vor allem wenn ein Produkt vermarktet wird. Das ist jedoch nicht das Gleiche wie ein Beweis der Wirksamkeit. Die wird durch Studien erbracht. Neben der Verzerrung (jemand der etwas verkaufen will, wird sicher nicht die Tausende von Berichten posten, bei denen es keinen Effekt gab, sondern den einen, bei dem es einen Effekt gab, wirkt hier der Plazebo-Effekt. Wenn sie glauben, dass dieses Mittelchen wirkt, dann wird es bei ihnen wirken. Bei Untersuchungen zeigt sich das wirkungslose (Schein)-Medikamente bei einem Drittel der Patienten, die glaubten, sie bekämen ein Medikament genau die Wirkung des Medikaments zeigen. Das bedeutet: Selbst eine wirkungslose Kur wird bei einem Drittel der Probanden trotzdem wirken. Wenn sie empfänglich für en Placebo Effekt sind, dann können sie ihn ausnutzen. Sie brauchen dazu aber kein teures Präparat. Nehmen sie ihr Lieblingslebensmittel, z. B. Schokolade und Glauben sie fest daran, dass die Schokolade entgiftet. Genesen sie jedes Stückchen bewusst und stellen sie sich bildhaft vor, wie die Schokolade nun als braun gekleideter Polizist alle Giftstoffe in ihrem Körper einsammelt. Merken sie schon, wie gut diese Detox-Kur schmeckt und ich garantiere ihnen: Jeder dritte Leser wird so auch entgiftet werden!

Noch besser wirken Placebos natürlich bei virtuellen Krankheiten also Krankheiten, die es gar nicht gibt, die man sich aber einbildet zu haben. Denn da muss das Placebo gar keine Symptome bekämpfen, sondern nur bei den Betroffenen ein Umdenken auslösen, nämlich das Sie wieder glauben gesund zu sein. Mit diesem Konzept ist nicht nur die Branche der Nahrungsergänzungsmittel erfolgreich, die meisten Beauty Produkte basieren darauf das die Anwender(innen) meinen sie bleiben damit länger jung oder schön.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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