Bernd Leitenbergers Blog

Linux vs. Windows ­ Der Glaubenskrieg

Ich habe mit Interesse festgestellt, wie sich bei meinem Blog über den Rechner meines Bruders diese allzu bekannte Linux / Windows Diskussion entspannt. So ziemlich alles was ich aus anderen Diskussionen kenne wurde vorgebracht:

Okay, Zeit mich auch mal einzubringen. Wobei ich auch noch den Mac mit einbringen will. Als erstes: Habe ich was von Opensource als Endanwender? Meiner Meinung nach nicht. Ich bin ja Informatiker. In der ganzen Zeit in der ich Software benutze, kann ich mich an zwei Programme erinnern, bei denen ich den Quelltext neu kompiliert habe. Ein Programm für die Reparatur von DivX Dateien und ein Streaming Client für Internet Radio. In beiden Fällen ging es nicht um die Kernroutinen, sondern die Oberfläche. Ich bezweifele, dass es viele Leute gibt, die sich wirklich mit dem Sourcecode von Linux beschäftigen. Auch nur um Fehler zu suchen, wie immer herausgestellt wird.

Auch sonst wird man wenn man sich umschaut bei Software Beispiele für Opensource Projekte finden, die erfolgreich sind und kommerzielle Software die erfolgreich ist. Eine breite Auswahl gibt es z.B. bei Browsern. Ich habe hier vom Opensource Projekt Firefox zu Google Chrome gewechselt – er ist schneller, leichter durch Extensions erweiterbar. Daher kann man trefflich streiten. Je nachdem wo man seinen Fokus legt, wird man immer das Beispiel finden, das einem in den Kram passt.

Zur Sicherheit: Es gibt unabhängige Untersuchungen, die zeigen dass Linux nicht prinzipiell sicherer ist als Windows. Zumindest, wenn man die letzten Jahre betrachtet (das es früher anders war steht außer Frage) und wer auf der ct‘ Sicherheitsseite schaut, findet dort auch etliche beseitigte Bugs bei Linux, Firefox & Co. Der Anwender kann dies durch die Bedrohung wahrnehmen und da es praktisch keine Viren für Linux und Mac-OS gibt schneiden die besser ab. (Mac-OS ist übrigens kommerziell…). Aber das ist, wie wenn man die Sicherheit eines Golfs und eines Porsche 911 anhand der Unfallzahlen festmacht – da weniger Leute Porsche fahren scheint er dadurch sicherer zu sein.

Treiber: Das ist natürlich keine Sache die man Linux vorwerfen kann. Die Industrie ist einfach faul geworden. Warum Treiber für drei Systeme (Linux, Windows, Mac) entwickeln, wenn für 90% aller Systeme auch Windows reicht? Das es genügend Leute gibt, die zumindest die Situation von sich aus verbessern wollen ist löblich. Aber es ist das übliche Henne-Ei Problem. Von diesem ist wie angesprochen natürlich auch der Mac betroffen. Wobei da hier ein Computer mit Betriebssystem verkauft wird, es zumindest für die intern verbaute Hardware Treiber gibt.

Das Henne-Ei Problem gibt es auch bei den Anwendungen. Auch wenn es dem einen oder anderen nicht gefällt. Es gibt immer noch das Konzept der „Killeranwendung“. Leute haben sich an eine Anwendung gewöhnt oder sind beruflich auf die Komptabilität mit dieser angewiesen und die darf nicht fehlen. Ein Ersatz muss daher dem Original ähneln – in Bedienung und Leistung. Die Killeranwendung Adobe Photoshop und Pagemaker rettete Apple dass Leben, als die Verkäufe in den frühen Neunzigern einbrachen. Immerhin die Grafiker und Layouter hielten zu der Firma. Es ist auch der Grund, warum ein Apple Mac mit einer Softwaregrundausstattung ausgeliefert wird, die man woanders hinzukaufen muss wie z.B. „Garage Band“.

Auch hier ist es schwer über den Kamm zu scheren. Ich meine das Openoffice vergleichbar ist MS Office, was die Funktionalität, Stabilität etc. angeht. Es gibt natürlich in Bedienung Unterschiede und erst recht hinter den Kulissen (Programmierung). Aber für die meisten Anwendungen reicht es. Problematisch wird es wenn man aber nicht nur auf die Bedienung sondern auch den Datenaustausch wert legt oder es eben zig Markos gibt die nicht mehr laufen. Als ich von Kevin Glinka seine erste Korrektur eines Buches von mir zurückbekam, waren alle Schriftarten vertauscht und die Formatierungen verändert. Dabei arbeitete er auch mit Openoffice, nur eben unter Linux. Er hat es dann auch unter Windows installiert und da gab es keine Probleme – und es handelt sich hier um ein und dieselbe Software nur unterschiedlichen Systemen. Das zeigt das Opensource auch nicht immer besser ist als geschlossene Software.

Hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit ist sicher Linux heute da wo Windows auch ist. Mac ist noch einen Tick eleganter. Die Firma hat auch noch pfiffige Ideen für die die Leute dann noch wirklich Geld hinlegen. Sie es bei MP3 Playern, Smartphones oder sogar beim Einführen neuer Geräteklassen wie dem ipad. Da dort die Programm zumindest zumeist nicht auf eine gewisse Oberfläche angewiesen sind gibt es sogar Vorteile für Leute wie mich die lieber den Windows 2000 Stil mögen – nüchtern und ergonomisch. Den konnte ich bei Windows XP noch einhalten. Bein Windows 7 sehen zu viele Programm damit beschissen aus, weil auch einiges nun nicht mehr sauber geht.

In der Summe – und deswegen halte ich die Diskussion für fruchtlos – kommt es auf die persönliche Situation an. Daher finde ich auch einige Allgemeinplätze in der Diskussion sehr befremdlich. Alle Windows Nutzer zu Raubkopieren abzustempeln z.B. Ich habe keine eigene Raumkopie auf meinem Rechner. Allerdings auch nur wenig bezahlte Software. Das Windows ist ein legales aus einer MSNAA Lizenz. Dazu kommen als gekaufte Programme noch Delphi, mein Steuerprogramm und einige (allerdings abgehangene und somit billige) Spiele. Alles andere ist Freeware: VLC, Servant Salamander 1.52, Virtual Dub, Google Chrome, Thunderbird etc…oder es gab es als Zugabe zu Hardware wie den Abby Finereader und Picture Publisher.

Das es für Linux keine Games gibt würde mir deswegen auch nichts ausmachen um einem anderen Allgemeinplatz entgegenzutreten. Die Diskussion kann man endlos führen. Aus dem einfachen Grund, weil es unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Wenn ich mich in Linux auskennen würde, ich weiß das der Rechner nur für Office und Internet genutzt wird, dann spricht nichts dagegen jemanden Linux zu installieren. Es gibt auch Leute die sich bewusst für einen Mac entscheiden weil er bedienungsfreundlicher ist und sie sich nicht gut mit Windows auskennen. Für mich wäre beides nichts. Ich kenne mich in Windows aus und kann dann Probleme einkreisen. Was gerne bei der Diskussion vergessen wird: Es gibt bei fast jedem im Bekanntenkreis eben jemand, der sich mit Windows auskennt. Das System gibt es seit 1983 und seit 1992 hat es eine große Marktverbreitung. Die meisten Leute die ich kenne haben einige Jahre mit Windows gearbeitet und kennen sich darin aus. Sie können zumindest es sich einrichten, Programme installieren etc. Ich wüsste aber nicht, was ich machen müsste, wenn mein Bruder in Linux was verstellt, da was nicht funktioniert oder es ein anderes Problem gäbe. Linux und Mac scheiden auch aus wenn spezielle Programme benötigt werden, die es nur für Windows gibt. Bei meinem Bruder irgendwelche Programme zum Berechnen eines Energiepasses um ein Beispiel zu nennen. Bei mir ist es z.B. Delphi. Nicht nur weil ich in der Programmiersprache selbst programmiere, sondern auch der Unterricht in der DHBW mit Delphi erfolgt. Derzeit trudeln bei mir z.B. die Abgabearbeiten des zweiten Semesters ein, die ich beurteilen muss. Schwer zu machen wenn man sie nicht mal kompilieren kann.

Daher rate ich aus meiner Computererfahrung von mittlerweile 28 Jahren zu etwas mehr Toleranz. Wenn Linux für Dich das beste System ist okay. Aber für andere ist es vielleicht nicht die richtige Lösung.

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