Bernd Leitenbergers Blog

Linux: Das wird nichts mehr.

Es gibt einen uralten Unix Witz. Er ist ganz kurz und ich habe ihn sicher schon vor 20 Jahren zum ersten mal gehört: „Unix ist das Betriebssystem der Zukunft, und das schon seit 10 Jahren“. Wenn man „Unix“ durch „Linux“ und 10 durch 20 ersetzt, dann passt er auch gut auf Linux. Dabei hat Linux einen epochalen Höhenflug hinter sich: Nach Auswertungen von Webstatistiken (der Browser überträgt welches Betriebssystem der Benutzer einsetzt), hat sich die Zahl der Linuxuser in den letzten 12 Monaten verdoppelt: auf 1,4 Prozent…. Bei mir sieht es anders aus. Der Anteil stieg nur von 2,93 auf 3,17%.

Die Frage ist nun, warum führt Linux immer noch dieses Nischendasein? Selbst MacOS ist besser platziert, obwohl Linux verschenkt wird und MacOS nur mit ziemlich teurer Hardware verkauft wird bzw. ohne diese keinen Sinn macht. Man sollte meinen das Windows nach dem Fiasko mit Vista an Boden verloren hat. Bis die nächste brauchbare Version ach XP erschien vergingen acht Jahre. Warum sind dann nicht alle zu Linux gewechselt? Vieles was man früher als Nachteil anführen konnte gilt heute nicht mehr. Es gibt die wichtigsten Programme die man braucht. Openoffice hat ja inzwischen sogar MS-Office auf Windows Konkurrenz gemacht. Vielleicht gibt es weniger Spiele, aber wer wirklich nur spielen will, kauft sich sowieso eine Spielkonsole.

Meiner Ansicht nach ist es auch nicht die Verfügbarkeit von Treibern oder die angeblich höhere Sicherheit (solange das System so wenig Marktbedeutung hat, dass keiner Viren dafür programmiert ist die Sicherheit vielleicht praktisch gegeben, sollte aber nicht so betont werden, denn beweisen ist sie eben nicht). Der Grund ist viel einfacher: Die Sozialsation. Windows ist so lange auf dem Markt, dass jeder der nicht gerade zum ersten Mal vor einem Computer steht schon damit gearbeitet hat. Selbst wenn man sich nicht auskennt, so hat doch jeder einen Bekannten, der bei Problemen helfen kann. Das ist bei Linux wegen der geringen Marktbedeutung nicht gegeben. Okay, ich spare zwar 70 Euro für eine Windows Lizenz. Aber bis ich bei Linux mich so gut auskenne wie bei Windows, muss ich viel Zeit investieren. Zeit die ich besser nutzen könnte, und das nur um 70 Euro zu sparen? Die Situation ist natürlich eine andere, wenn ich sowieso hauptberuflich oder als Freizeitbeschäftigung mich primär um Computer kümmere. Zahlreiche bauen sich ja zuhause ein ganzes Netzwerk auf. Einen Webserver, ein NAS für die Daten, einen Desktop-PC, ein Notebook und dann noch einen Multimediarechner am Fernseher. Dann investiere ich so viel Zeit in das Hobby, das ich mich sicher auch gerne mit Linux auseinandersetze und bei vielen Rechnern spare ich auch wirklich Geld. Nur – das sind eben die Computerfreaks und nicht die Masse die eben einen Rechner hat.

Meiner Ansicht nach werden Linux und Windows von etwas anderem abgelöst werden: Den Surfgeräten. Die meisten benutzen einen Rechner ja mehr zum Surfen, Twittern, Mailen als das sie Texte bearbeiten oder Fotos verändern. Ansehen kann man sie auf den Webpads & Co ja auch. Und hier zeigt meine Statistik auch deutlich den Anstieg. Vor einem Jahr betrug der Anteil dieser Geräte insgesamt 3,07% (immerhin damals schon mehr als Linux). Heute liegt er bei 7,54%, also mehr als doppelt so hoch. Wobei die Gewinner das iPad und Android sind. Beide konnten ihren Anteil in dieser Zeit vervierfachen. Es ist die Veränderung der Geräte: fragte man früher wozu man einen Computer braucht bekam man die Antwort: „Zum Spielen, Texte bearbeiten“. Heute eben braucht man ihn zum Surfen. Daten kann man schon im Netz ablegen. Apps einfach installieren ohne groß Installer aufzurufen. Die Unkompliziertheit und vor allem das die Geräte genau das können was die Leute wollen, macht sie so erfolgreich. Im einem gewissen Sinne ist das vergleichbar mit der Spielkonsole. Diese kann natürlich auch einen PC nicht ersetzen. Und man kann wegen der höheren Rechengeschwindigkeit auf dem PC sogar bessere Spiele spielen. Aber trotzdem kann der PC die Konsole nicht ersetzen, denn sie ist einfach unkomplizierter und für den Zweck geeignet. Man braucht nicht so viel Platz, kein Keyboard und kann sie einfach an den Fernseher anschließen. Genauso reicht zum Surfen auch eben ein Webpad aus (auch wenn ich damit keine Mails beantworten würde). Ich denke Microsoft wird sich eher davor fürchten, als vor Linux.

Bill Gates startete den Krieg gegen Netscape, weil er befürchtete wer bestimmt mit welchem Browser man ins Netz geht, der diktiert die Plattform. Er hat recht gehabt. Einmal war er wirklich visionär. Auch wenn ich denke, er sah damals in den prognostizierten Netzcomputern die Konkurrenz. Nun gibt es die Geräte und wie er es sich dachte hatte er recht: es spielt für den Nutzer keine Rolle ob es mit Android oder iOS läuft, auch nicht welche Prozessor drin ist und von wem der Browser stammt. Hauptsache man kommt ins Netz, auf Facebook oder weis ich wo hin.

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