Bernd Leitenbergers Blog

Die neuen Konzepte in der Raumfahrt

Schon vor dem COTS 2/3 Flug kommt das COTS und die nachfolgenden Programme in die Diskussion. Bei Anhörungen im Kongress war man doch recht unzufrieden. SpaceX gibt da ja Steilvorlagen. Selbst wenn man die Äußerungen des Chief Rocket Engineers (warum erinnert mich das immer an die 50 Euro Doktortitel die man bei ebay kaufen kann?) Elon Musks absieht, dann ist das ganze doch nicht so überzeugen.

Die Frage die gestellt wird ist, was diese Konzepte nun bringen. Ob nicht der bisherige Ansatz besser war. Schon wird gefordert beim CCDev sich auf eine Firma zu beschränken und zwar eine die schon etabliert ist. Die derzeitigen Beratungen des Kongresses haben das Budget von 830 auf 500 Millionen reduziert und es gab die Forderung nur eine Firma mit einem Entwicklungsauftrag zu beauftragen. Es werden Parallelen zu anderen Subventionen von Firmen gezogen die für den Staat nur teurer wurden.

Ich will nicht auf das im Detail eingehen. Das Problem, dass man hat, ist das die Sache mit der Auslagerung zwar potentiell Kosten spart, es jedoch Probleme gibt wenn dann die Schnittstelle in Form der ISS und der Sicherheit der Station und der Besatzung gegeben ist. Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass wenn man es mit dem Staat zu tun hat es immer bürokratisch wird, was in Firmen zu erheblichen Kosten führt. Schließlich war ich ja mal in einer Uni und ich muss nur mal denken wie es da mit den Bestellungen lief.

Wenn nun die ISS beteiligt ist, dann hört an der Stelle eben die Freiheit auf. Dann will die NASA jedes System das sicherheitsrelevant für die Ankopplung und den Betrieb an der ISS ist genauestens prüfen, was durchaus sinnvoll ist, wie ja gerade SpaceX zeigt. Ich möchte nicht wissen was passiert wäre, wenn die Kapsel mit der Software ohne Fehler (so der Chefentwickler) ohne Review zur ISS geflogen wäre. Ich vermute mal dasselbe wie bei Progress M-34.

Mein Vorschlag: ihr habt das an der falschen Stelle probiert. Bei der ISS mit ihren 100 Milliarden Kosten und den potentiellen Schlagzeilen, wenn sie beschädigt wird oder der Besatzung was passiert, nun gerade mit einem neuen Modell anzufangen um Kosten zu sparen. war eine falsche Idee. Wenn, dann hätte man damit bei der unbemannten Raumfahrt damit anfangen müssen. Dies sind einzelne Projekte, wenn sie schiefgehen, dann ist das auch weniger spektakulär.

Wie könnte es gehen? Die Weltraumagentur tritt als Auftraggeber mal etwas zurück. was will man bei einem Satelliten oder Raumsonde eigentlich? Man möchte bestimmte Instrumente in den Orbit befördern, legt wert auf eine bestimmte Lebensdauer und eine bestimmte Datenrate. Heute bestimmt man viel mehr Details, wie eine Raumsonde konstruiert ist, verhandelt über den Start separat etc. Warum mal hier einen radikal einfacheren Ansatz: Man vergibt nur den Auftrag: Das sind unsere Instrumente, die sollen dort hin und wir wollen so viel Daten pro Tag haben. Punktum. Wie ihr das macht, welchen Träger ihr nehmt, ist nicht unsere Sache. Als Absicherung gegen absolute Billigangebote und Pleiten muss der Einsatz versichert sein, damit man ihn wiederholen kann. Das ist in Russland übrigens üblich. Dort war auch Phobos Grunt versichert. Das ist übrigens auch bei kommerziellen Satelliten üblich, nur nicht bei Regierungssatelliten. Da meint man mit mehr Geld beim Bau mehr Sicherheit kaufen zu können.

Ich prognostiziere, dass dann durchaus Einsparungen da sind. Man muss nur mal dorthin schauen wo kommerzielle Raumfahrt funktioniert: Das sind Kommunikationssatelliten die heute überwiegend von Unternehmen bestellt werden. Während ein Forschungssatellit typischerweise vier bis sechsmal teurer als der Träger ist, ist es bei einem Kommunikationssatelliten erheblich günstiger, er kostet nur doppelt bis dreimal so viel wie der Start. Warum? Er wird nicht jedes Mal neu entwickelt, sondern aus Standardbauteilen zusammengebaut. Doch gibt es ja auch hier Tendenzen die Branche zu subventionieren, wenn sie Entwicklungen verschläft, wie jetzt bei der ESA wenn Boeing Satelliten entwickelt die keinen chemischen Antrieb mehr haben.

Was sichergestellt werden muss und das sehe ich als das größte Manko des COTS Programmes, ist die Information. So wie es jetzt bei SpaceX läuft zeigt es wie es falsch ist. Von den 45 Seiten des COTS 2 Presskits sind in 2 neue Informationen drin. Das ist die Mission Timeline. Wichtiger (4 Seiten lang) scheint die Biographie von Musk und Shotwell und das schon peinliche Launchmanifest zu sein. Information sieht anders aus. Vielmehr hat man sohl alles was es auf der Website gab, zusammengegrabscht egal ob es was mit dem Flug zu tun hatte um Seiten zu füllen. Vielmehr würde einen interessieren wie die Dragon genauer aufgebaut ist, eine kleine Massenbilanz wäre auch interessant, denn ich vermute mal sie ist deutlich schwerer geworden als geplant. In älteren Dokumenten findet man 4.900 kg Trockenmasse (mit 20% Sicherheitsschwelle), aber die noch nicht vollständige die im Dezember 2010 flog wog ja schon 5.200 kg und nun scheint man mit 500 kg Nutzlast schon an der Nutzlastgrenze der derzeitigen Falcon 9 zu liegen. Aber warum sollte es nicht funktionieren auch dies vertraglich festzulegen. Frage: warum hat man es bei COTS offensichtlich nicht vertraglich festgelegt?

Bei OSC sieht bei der Information etwas besser aus, ist aber auch noch ausbaufähig. Wenn man Raumfahrt so angeht, dann könnte es in der Tat große Einsparungen geben. Es würde wahrscheinlich bald standardisierte Busse für Forschungssatelliten geben. Was natürlich auch kommen würde wäre eine Bereinigung des Trägerraketenmarktes. Noch nie gab es so viele Träger bei so wenigen Starts. Schon jetzt höre ich da wieder viele jammern, dann wird man eben die üblichen Schutzmechanismen aufbauen wie „ihr dürfte sie mit jeder US-Trägerrakete starten, aber eben nicht mit einer ausländischen“. aber so wird man auch weiterhin subventionieren müssen.

Sehn wir mal wie es am Samstag läuft.

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