Bernd Leitenbergers Blog

Mininachlese zum Falcon 9 Start

Nein diesmal gibt es keinen größeren Artikel wie gestern. Ich habe mir vorgenommen über die Firma weniger zu schreiben, denn vieles habe ich schon geschrieben, vieles kann angesichts der Informationspolitik auch nur Spekulation sein. Es wurde auf der Webseite ja nicht mal erklärt was die Ursache der Startabbrüche war, oder im Life-Vidcast. Alles was es gibt sind einsätzige Mails an handverlesene Journalisten oder Twittermeldungen von Musk. Dann fehlt natürlich nicht das übliche Rumgemosere an Außenstehenden von Musk, wie diesmal die FAA, die ja den Start mit ihren ach so strengen Auflagen verhindert, die 50 Jahre lang weder NASA noch kommerzielle Anbieter gestört haben, wahrscheinlich weil auch vom Bodenpersonal bei denen niemand über Thanksgiving arbeiten will.

Ich hatte gehofft beim Start durch die Daten meine über die Falcon 9 präzisieren zu können. Das Verfahren ist relativ einfach. Wenn man Übergangsorbit und Endbahn kennt, dann kennt man auch die Geschwindigkeitsänderung. Damit kann man wenn die Brennzeit der zweiten Stufe bekannt ist die Leermasse der zweiten Stufe rekonstruieren. Doch da gibt es Probleme. Es werden zwischen 5 Min 20 s und 5 min 39 s als erste Brennzeit und 71 s als zweite genannt. Beide sind zusammenaddiert höher als die von SpaceX angegebene Gesamtbrennzeit von 375 s (6 min 15 s). Ich vermute dass die Stufe im Schub gedrosselt wird um 5 G nicht zu überschreiten, sonst würde bei 801 kn Schub un 5 t Leermasse man am Schluss fast 10 g erreichen, was sicher kein Satellit aushält. damit ist die Berechnung aber ungenau, weil ohne die Kenntnis des Niveaus man nur Schätzungen machen kann. Ich werds in einer ruhigen Minute trotzdem mal probieren

NORAD sieht folgendes neues Objekt in einer Umlaufbahn: (TLE Daten nach http://www.celestrak.com/NORAD/elements/tle-new.txt in lesbare Daten umgesetzt).

2013-071A
Norad: 39460U
Satcat: 13071A
Datum: 04.12.2013 13:03:23
Widerstand: -0,00000392
SGP2Widerstand: 0,0000e-0
SGP4Widerstand: 0,000
Ephemeridentyp: 0
Datensatznummer: 5
Inklination: 20.5116 °
Rektaszension: 242.6919 °
Exzentrizität: 0,8535077
Argument des Perigäums: 179.6245 °
Mittlere Anomalie: 182.6691
Umlaufdauer: 03:29:09 h
Umläufe: 0
Große Halbachse: 46238,5 km
Perigäum: 395,4 km
Apogäum: 79325,3 km

Man muss auf NORAD zurückgreifen, da SpaceX anders als ILS oder Arianespace keine Bahndaten veröffentlicht, geschweige denn das die Position im Bezug zur Aufstiegsbahn life verfolgen kann. Das braucht man nicht, bei einer Firma bei der es reicht das überhaupt ein Orbit erreicht wurde, wenn auch nicht der vorgesehene. Geplant war einer nach offiziellem Launchkit von 20,75 x 295 x 80.000 km. Dieser Orbit weicht ab. Die Inklination ist um 0,24° niedriger, das ist eine ziemliche Abweichung, das Perigäum um 100,4 km, das Apogäum um 670 km, doch das ist unkritisch bei einem so hohen Apogäum bedeutet schon eine kleine Geschwindigkeitsänderung eine starke Verschiebung des erdfernsten Punktes. SES wird sich freuen, denn der Orbit ist energieärmer als der geplante. Doch es bleiben Fragen. Zuerst dachte ich daran, dass man nach der zweiten Zündung versucht hat den Satellit auf einem möglichst energiearmen Orbit abzusetzen. Das würde die niedrigere Inklination erklären, doch nicht das hohe Perigäum, das muss schon vorher bei dem Parkorbit erreicht worden kann. Himmelsmechanisch kann man das Perigäum nicht anheben wenn man es gerade durchläuft. Eventuell wollte man die Stufe deorbitieren, doch dann muss man gegen die Bahn zünden und nicht diese anheben, zudem würde dann auch das Apogäum ansteigen.

Einen Tag später (6.12) sieht Norad zwei Objekte

2013-071A
Norad: 39460U
Inklination: 20.4887 °
Umläufe: 1
Große Halbachse: 46236,5 km
Perigäum: 391,2 km
Apogäum: 79325,5 km

2013-071B
Norad: 39461U
Inklination: 20.4709 °
Umläufe: 1
Große Halbachse: 46578,7 km
Perigäum: 423,5 km
Apogäum: 79977,6 km

Wenn man davon ausgeht, dass durch Pusher der Satellit bei der Abtrennung beschleunigt wird, dann muss er das zweite Objekt 2013-071B sein.  Die Stufe wurde also nicht debitiert oder hatte keinen Treibstoff mehr dafür.

Aber spekulieren sollen andere, davon treiben sich ja genügend rum. Ich bin jetzt nur mal gespannt wann der Thaicom startet. Seit 2010 redet Musk ja von 40 produzierten Cores pro Jahr, so langsam müssen die sich ja stapeln, aber bisher haben sie nicht mehr als einen Start pro Launchbase in 4 Monaten hinbekommen. Dieser war zwar zwei Monaten nach dem Jungfernflug, aber eben am Cape und nicht in Vandenberg. Thaikom und CRS-3 werden dann zeigen wie viel sie von ihrem optimistischen Prognosen umsetzen können.

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