Neues von SpaceX, ULA, Air Force und der Falcon 9

Es war kein einfacher Termin für SpaceX – die erste Prelaunch Press Conference. Es gab ja schon einige vorher, doch waren die immer wegen NASA Missionen mehr oder weniger vorgeschrieben, das war nun die erste die es bei einem „normalen“ kommerziellen Start gab. Wie bei SpaceX üblich geschah alles über elektronischem Weg. Wer als Editor bei SpaceX registriert war bekam den Link zum Videostream, einige Journalisten dürften auch über Skype Gegenfragen stellen, aber alle wohl nicht. Zumindest habe ich keine Einladung bekommen.

Neben verschiedenen Fragen über die Startverzögerungen, Plänen zur Falcon heavy (wo sich Musk und Shotwell nicht auf ein Datum für den Jungfernflug einlassen wollten) ging es natürlich um den Prozess gegen die Air Force, die Auseinandersetzungen mit ULA und die Pläne für die nächste Zukunft. Musk spulte wieder mal die Litanei herunter. seine Raketen seien die besten („100% Mission Success“) und die billigsten und er verstehe nicht warum man die ISS versorgen können aber keine Aufträge vom Militär ginge. Einer traute sich nachzufragen, warum man so spät protestierte und nicht schon 2012 versucht habe am Block-Buy etwas zu ändern, sodass man sich mit zertifizierten Raketen bewerben könne. Die Frage muss irgendwie an ihm vorbeigegangen sein, denn er sprach nur davon dass man jetzt Raketen habe und starten könne und man so bis 2017 von Starts ausgeschlossen wäre. Die Journalisten die Fragen stellen konnten waren offenbar handverlesen, denn zu dem Thema hätte man einiges mehr kritisch nachfragen können. Schließlich haben ULA und Regierung schon in Kommentaren und Eingaben vor Gericht klar gemacht, dass die Klage keine juristische Substanz hat. Man kann nicht gegen etwas klagen bei dem man als es ausgeschrieben wurde gar nicht teilnehmen konnte mangels Voraussetzungen.

Doch dann wurde es interessant. Ein Journalist fragte Musk wie er denn überhaupt noch zusätzliche Starts aufnehmen wolle angesichts der Verzögerungen dieses Jahr und dem übervollen Startmanifest. Die langfriste Lösung wäre ein weiterer rein privater Spaceport, für den man nun auch den Standort gefunden und in Texas Land erworben habe. Die Startabwicklung wäre der Flaschenhals bei SpaceX.  Man könne 40 Cores pro Jahr produzieren, aber brauche einen Monat für den Start und wäre so derzeit auf maximal 24 Starts pro Jahr beschränkt. Bei Vandenberg und dem CCAF kämen Verzögerungen durch die Range Services hinzu, die ausfallen würden oder nach jedem Start von ULA um konfiguriert werden müssten. Daher wolle man auch alle GTO Missionen vom neuen Startplatz aus durchführen und nur noch ISS/SSO Missionen vom Cape / Vandenberg aus.

Für den Nutzlaststau werde man als kurzfristige Maßnahme die Falcon 9/2 einführen, bis die Falcon Heavy operationell ist. Die Falcon 9/2 erlaubt den Start zweiter Nutzlasten mit einem Flug und bringt so die Nutzlast die SpaceX derzeit fehlt um ihr Manifest abzuarbeiten. Die Falcon 9/2 besteht aus zwei Falcon 9 die in der ersten Stufe durch zwei Spannbänder verbunden sind. Die Startvorbereitungen können so für zwei Träger gleichzeitig durchgeführt werden und pro Monat sind so doppelt so viele Starts möglich. Jede Falcon 9 hat die gleiche Maximalnutzlast wie die bisherige Falcon 9, es sind also keine 6 t schweren Satelliten startbar. Nicht verbunden sind die Oberstufen und Nutzlastverkleidungen die nach Abtrennung der Erststufe getrennt gezündet werden und auch getrennte Bahnen einschlagen können. Im ersten Schritt aber nur Bahnen mit gleicher Inklination, die wird durch die Erststufe vorgegeben. In einem zweiten Schritt will man die Bänder pyrotechnisch kurz nach dem Abheben durchtrennen, dann könnten die beiden Träger auch unterschiedliche Inklinationen anfliegen z.B. ein Start in den GTO und einer zur ISS.

Die Namensnennung verdanken wir dem zweiten Rechner von Elon Musk, einem 486 den er mit einem Overdriveprozessor ausrüstete und so die Geschwindigkeit verdoppelte. Er erinnerte sich an die damalige Bezeichnung von Intel für den Chip – 486DX2 und übertrug sie auf die Falcon 9. Eine Dreierbündelung ist nicht geplant, weil diese dann schon die Nutzlast der Falcon Heavy erreicht.

Einen Dämpfer gab es für alle, die hofften es ginge weiter mit der Wiederverwendung – man habe derzeit so viel zu tun die noch anstehenden Starts durchzuführen, dass man bei den nächsten Starts darauf verzichtet, die Stufe zu bergen. Man wäre voll damit beschäftigt überhaupt die vielen Träger zu produzieren die benötigt würden. Personal für die aufwendige Inspektion der Stufen stände nicht zur Verfügung und auf Nachfrage musste er auch einräumen, dass bisher sich kein Kunde fand der trotz Rabatt (in welcher Höhe wurde nicht genannt) einen Start auf einer „refurnished Stage“ buchen wollte.

Der Ersteinsatz der Falcon 9/2 wird im August mit dem kombinierten Start von Asiasat 6+8 sein. der folgende CRS Flug wird dann wieder ein Solostart sein, auch weil man erst dieses neue Prozedere mit der NASA abklären muss.

Man wird gespannt sein ob am 14.7. beim allgemeinen Webcast man etwas mehr über die Falcon 9/2 erfährt.

5 thoughts on “Neues von SpaceX, ULA, Air Force und der Falcon 9

  1. Warum macht man sich denn eigentlich die Mühe mit den Spannbändern, es reicht doch den Starttisch ein wenig um zubauen. So kann man Zwei von einander unabhängige Träger gleichzeitig starten zu können. So spart man sich das Mehrgewicht der Spannbänder.Zu überlegen wäre ob man dieses Konzept nicht auch auf andere Träger anwendet. Gerade die Delta 4 wäre doch super geeignet dafür, durch die Delta 4 Heavy ist der Starttisch schon für bis zu 3 Erststufen geeignet.

  2. Aber dann wären es ja zwei Raketen. Sinn und Zweck ist ja, das zwei mit Spannbändern verbundene Raketen als ein Träger zählen, sodass man weniger Aufwand hat.

  3. Bein gleichzeitigen Start mehrerer Raketen sind Kollisionen sehr warscheinlich. Das wird durch die Spannbänder zuverlässig verhindert.
    Die Spannbänder kann man nach dem Abtrennen der Oberstufen lösen, und die beiden Stufen können dann einzeln zum Startplatz zurückfliegen zwecks Wiederverwendung. Und wenn es dann trotzdem zu einer Kollision kommt, ist die Nutzlast schon in Sicherheit.

  4. SpaceX produziert nur Inhouse und ich glaube der Zulieferer ist älter als SpaceX. 😉 Natürlich sind die Kräfte bei einer 480 t schweren Rakete andere als wie bei einer nur wenige hundert Kilo schweren Nutzlasthülle.

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