Bernd Leitenbergers Blog

Vergleichen wir mal – Orbital und SpaceX

… und zwar aus Sicht der NASA. Beide Firmen haben COTS Fördermittel erhalten und beide haben einen CRS Vertrag bekommen. Nachdem nun auch Orbital die erste Mission gestartet hat kann man eine erste Bilanz ziehen:

Parameter SpaceX Orbital
COTS Mittel erhalten: 396 Millionen Dollar 388 Millionen Dollar
Beginn COTS Programm 18.8.2006 22.1.2008
Beginn erste COTS Mission Planung September 2008 Dezember 2010
Beginn der ersten COTS Mission real 8.12.2010 18.9.2013
Beginn der ersten CRS Mission 8.10.2012 9.1.2014
Fracht beim ersten CRS Flug (netto) 868 kg 1256 kg

Gerne bei Vergleichen wird vergessen, dass Orbital sen Auftrag eineinhalb Jahre nach SpaceX bekam, und erst dann begann die Trägerrakete und das Raumschiff zu entwickeln. Die Falcon 9 wurde dagegen schon ein Jahr vor dem COTS Kontrakt auf der Webseite angekündigt und die Dragon einige Monate vorher. So lag Orbital hinterher was den ersten COTS Flug betraf. Die Firma musste nur einen COTS Flug durchführen, wahrscheinlich weil sie von der NASA als zuverlässiger als SpaceX eingestuft wurde die beim Vertragsabschluss gerade mal einen missglückten Falcon 1 Flug vorweisen konnten, der nicht mal 1 Kilometer Höhe erreichte.

Orbital hat aber schnell aufgeholt. Nur 4 Monate liegen zwischen COTS Flug und erstem CRS Versorgungsflug und bedeutender: die Nutzlast ist um 50% höher als bei SpaceX und höher als bei den ersten beiden SpaceX Flügen zur ISS zusammen. Übrigens gibt Orbital wie die anderen ISS Versorger nur das Gewicht der Nutzlast an, ohne die Verpackung. Bei SpaceX bekommt man nur das Gewicht mit Verpackung und muss das ohne Verpackung bei einer Pressekonferenz erfragen….

Betrachtet man die bisher erfolgten drei Starts der Antares/Cygnus so verliefen sie absolut glatt, ohne Startabbrüche, ohne torkelnde Oberstufen, ausgefallene Triebwerke, ausgebliebene Wiederzündungen und ausgefallene Düsen bei der Cygnus. Genau das kam aber bei SpaceX vor. Das positioniert Orbital in eine gute Position für Aufträge seitens der NASA im mittleren Nutzlastbereich. Mit dem heutigen Start hat die Antares auch drei Starts absolviert, und damit ein Kriterium, das die USAF z.B. für eine Qualifikation ansieht. Die Antares mit einer Star 48 Oberstufe auch über 1100 kg auf eine Fluchtbahn transportieren. Sie wäre damit ein guter Ersatz für die Delta II, die die NASA ja reaktiviert hat für einige Starts. Anders als SpaceX hat sich Orbital aber nicht bei der USAF beworben. Das verwundert nicht, denn die Antares hat die Nutzlast einer Delta II und die hat ja die USAF wegen zu geringer Nutzlastkapazität ausgemustert.

SpaceX gibt sich dagegen wirklich Mühe die NASA zu vergrätzen, welche die Firma bis vor den SES-8 Start zu über 80% finanzierte. SpaceX bekam von der NASA erst nach drei Flügen der Falcon 9 einen Start zugesprochen – den von JASON-3 einem Satelliten der NASA, der von der NASA nur bis zur Inbetriebnahme im Orbit organisatorisch betreut wird (also keine eigentliche NASA Nutzlast). Und kurz darauf wird die Trägerrakete die ihn transportieren muss, die so called „v1.0“ Version der Falcon 9 ausgemustert. Damit tickt für die NASA der Qualfikationszähler neu, aber es besteht Hoffnung das bis zum Start von JASOPN-3 es wieder genügend Starts gibt.

Dann verschob die Firma zugunsten von kommerziellen Flügen den dritten Versorgungsflug CRS-3, der ursprünglich im Oktober 2013 stattfinden sollte. Er ist nun für den den 22.2.2014 geplant. Dieses Jahr wird es nach Spaceflight Now genauso viele Versorgungsmissionen von SpaceX wie Orbital geben – nur mit dem Unterschied das Orbital mehr Fracht transportiert, später an den Start gegangen ist und bei Flügen dort steht „moved forward from“, während bei SpaceX steht „delayed from“.

also aus Sicht der NASA ist denke ich klar, wer favorisiert wird. Die USAF mag anders denken, der ist ein neuer Konkurrent sicher lieb um die Preise zu drücken, aber die USAF hat ja auch keine Vorfinanzierung geleistet.

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